einen der Identität des Gegenstandes entsprechenden Ausdruck
der Sprache dafür findet. Sie ist oft ungeschlacht, wie wir heute
meinen, derb und bäuerisch - aber sie lebt. Sie lebt in jedem
Wort, in jedem Satz, in jedem Hall eines Wortes. Sie lebt in
der Bildung der Sätze, in der Diktion überhaupt, in den Pe-
rioden und im ganzen Satz- und Wortgefüge. Die Bildhaftig-
keit dieser Sprache ist auffallend. Sie ist mit einer Fülle neuer
Wortprägungen ausgestattet. Schon in seinem ersten Buch der
„Underweysung der messung . . .“ hat Dürer für eine Reihe
mathematischer Gestalten und Gebilde gute deutsche Namen.
„Gabellinie“ sagt er dort für Hyperbel, „Brennlinie“ für die
Parabel, „Barlinien“ für Parallelen, „ewige Linie“ für die
logarithmische Spirale usw. Für die Familie der allgemeinen
Spiralen sagt er „Schneckenlinien“, „Muschellinien“ für die ihm
zu Ehren später so genannten „Dürerschen Blätter“, die er ent-
deckt hat und die vor ihm im mathematischen Schrifttum nicht
vorkommen. Die Reihe der neuen Wortprägungen auch aus
seinen beiden anderen Büchern könnte beliebig fortgesetzt wer-
den. - Das Irrationale und Numinose findet bei Dürer in guten
deutschen Worten ebenso seinen Ausdruck, wie ausgesprochene
termini technici in der wissenschaftlichen Formulierung und
Redeweise bei ihm vorkommen.
Kurz nachdem Dürer die Goldschmiedelehre bei seinem Vater
zu Anfang der 80er Jahre hinter sich gebracht hatte, eine Lehr-
zeit, während der er mit allen handwerklichen Erfordernissen
der künstlerischen Gestaltung vertraut gemacht wurde, bat er
seinen Vater, noch die Malerlehre bei Michael Wolgemut ab-
leisten zu dürfen. Er war der Nachbar, der nur zwei Häuser
unterhalb des Dürerschen Vaterhauses in der Burgstraße in
Nürnberg wohnte. Und er war ein angesehener Maler, der viele
Aufträge für die Kirchen der Stadt und auch die Druckereien
Nürnbergs für die künstlerische Buchgestaltung hatte. Den jun-
gen Dürer zog es zur Malerei und zur bildnerischen Gestal-
tung des Menschen. Aber gründlich wollte er dabei anfangen
und fortfahren und sich das (handwerkliche) Können aneignen,
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der Sprache dafür findet. Sie ist oft ungeschlacht, wie wir heute
meinen, derb und bäuerisch - aber sie lebt. Sie lebt in jedem
Wort, in jedem Satz, in jedem Hall eines Wortes. Sie lebt in
der Bildung der Sätze, in der Diktion überhaupt, in den Pe-
rioden und im ganzen Satz- und Wortgefüge. Die Bildhaftig-
keit dieser Sprache ist auffallend. Sie ist mit einer Fülle neuer
Wortprägungen ausgestattet. Schon in seinem ersten Buch der
„Underweysung der messung . . .“ hat Dürer für eine Reihe
mathematischer Gestalten und Gebilde gute deutsche Namen.
„Gabellinie“ sagt er dort für Hyperbel, „Brennlinie“ für die
Parabel, „Barlinien“ für Parallelen, „ewige Linie“ für die
logarithmische Spirale usw. Für die Familie der allgemeinen
Spiralen sagt er „Schneckenlinien“, „Muschellinien“ für die ihm
zu Ehren später so genannten „Dürerschen Blätter“, die er ent-
deckt hat und die vor ihm im mathematischen Schrifttum nicht
vorkommen. Die Reihe der neuen Wortprägungen auch aus
seinen beiden anderen Büchern könnte beliebig fortgesetzt wer-
den. - Das Irrationale und Numinose findet bei Dürer in guten
deutschen Worten ebenso seinen Ausdruck, wie ausgesprochene
termini technici in der wissenschaftlichen Formulierung und
Redeweise bei ihm vorkommen.
Kurz nachdem Dürer die Goldschmiedelehre bei seinem Vater
zu Anfang der 80er Jahre hinter sich gebracht hatte, eine Lehr-
zeit, während der er mit allen handwerklichen Erfordernissen
der künstlerischen Gestaltung vertraut gemacht wurde, bat er
seinen Vater, noch die Malerlehre bei Michael Wolgemut ab-
leisten zu dürfen. Er war der Nachbar, der nur zwei Häuser
unterhalb des Dürerschen Vaterhauses in der Burgstraße in
Nürnberg wohnte. Und er war ein angesehener Maler, der viele
Aufträge für die Kirchen der Stadt und auch die Druckereien
Nürnbergs für die künstlerische Buchgestaltung hatte. Den jun-
gen Dürer zog es zur Malerei und zur bildnerischen Gestal-
tung des Menschen. Aber gründlich wollte er dabei anfangen
und fortfahren und sich das (handwerkliche) Können aneignen,
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