V. HANDSCHRIFTEN
Die Entwürfe zu dem enzyklopädischen Werk
„Speis der Malerknaben“
Dürer hat in vier großen Handschriftenbänden und einem Zeich-
nungsband (in London und Nürnberg) die handschriftlichen Entwürfe
zu einem geplanten abschließenden Werk, dem er den Titel „Speis
der Malerknaben“ geben wollte, hinterlassen. Aus diesen Bruchstücken
kann man ersehen, daß es ihm dabei darum ging, sowohl seine Kunst-
theorie als auch seine Ästhetik sowie die Summe seiner Erfahrungen
als Künstler in einer lehrbaren Form niederzulegen und den Jungen
an die Hand zu geben. Es ist aus diesen Handschriften bislang nur
ein kleiner Teil veröffentlicht; weitaus der größte harrt noch der
Publikation und wird, wenn es endlich so weit kommt, in vielen
Fragen neues Licht über die Anschauungen und die Denkweise Dürers
verbreiten.
Die hier wiedergegebenen Teile dieser Handschriften zeigen den
Plan Dürers, die Absichten, die er mit diesem Werke verfolgen wollte,
und geben hinsichtlich einiger Gegenstände seiner Lebensarbeit, z. B.
über die Art seiner künstlerischen Komposition, über die Farben-
gebung, über seine ästhetischen Anschauungen über die bisherigen
Fassungen hinaus neue Ansätze und Ausblicke. Obwohl Bruchstücke,
lassen sie doch den ganzen Reichtum der Dürerschen Denkweise und
Schaffensart erkennen und formulieren Gedanken, die man in anderen
gedruckten Werken noch nicht in dieser Form findet. Die Hand-
schriften bilden daher vielfach den Schlüssel für das Verständnis von
Andeutungen, die Dürer in seinen gedruckten Werken gemacht hat.
Darüber hinaus aber vermitteln sie den ganzen Reichtum seiner
schöpferischen Persönlichkeit; sie geben Zeugnis von den Pflichten,
die er sich auferlegte, um seine Kenntnisse und Erkenntnisse an die
jungen Künstler weiterzugeben, damit sie nicht verloren gehen; vor
allem aber spiegeln sie den Ernst und das hohe Ethos des künstlerischen
Schaffens wider, die Dürer beseelten. Diese Handschriften sind wie die
Apostel-Bilder sein Vermächtnis an die Nachwelt. Wir sind es Dürer
schuldig, daß sie endlich in einer würdigen Ausgabe als Ganzes er-
scheinen und an die Öffentlichkeit kommen können. Keine Mühe dürfte
der Dürer-Forschung dafür zu viel sein. Nicht nur die wissenschaft-
liche Ausbeute bei der Auswertung dieser Handschriften würde groß
sein. Mehr noch würde das Menschentum Dürers durch ihr Bekannt-
werden in einem noch helleren Licht erstrahlen und sein Ruhm als
Gelehrter und Schriftsteller sich noch vergrößern.
197
Die Entwürfe zu dem enzyklopädischen Werk
„Speis der Malerknaben“
Dürer hat in vier großen Handschriftenbänden und einem Zeich-
nungsband (in London und Nürnberg) die handschriftlichen Entwürfe
zu einem geplanten abschließenden Werk, dem er den Titel „Speis
der Malerknaben“ geben wollte, hinterlassen. Aus diesen Bruchstücken
kann man ersehen, daß es ihm dabei darum ging, sowohl seine Kunst-
theorie als auch seine Ästhetik sowie die Summe seiner Erfahrungen
als Künstler in einer lehrbaren Form niederzulegen und den Jungen
an die Hand zu geben. Es ist aus diesen Handschriften bislang nur
ein kleiner Teil veröffentlicht; weitaus der größte harrt noch der
Publikation und wird, wenn es endlich so weit kommt, in vielen
Fragen neues Licht über die Anschauungen und die Denkweise Dürers
verbreiten.
Die hier wiedergegebenen Teile dieser Handschriften zeigen den
Plan Dürers, die Absichten, die er mit diesem Werke verfolgen wollte,
und geben hinsichtlich einiger Gegenstände seiner Lebensarbeit, z. B.
über die Art seiner künstlerischen Komposition, über die Farben-
gebung, über seine ästhetischen Anschauungen über die bisherigen
Fassungen hinaus neue Ansätze und Ausblicke. Obwohl Bruchstücke,
lassen sie doch den ganzen Reichtum der Dürerschen Denkweise und
Schaffensart erkennen und formulieren Gedanken, die man in anderen
gedruckten Werken noch nicht in dieser Form findet. Die Hand-
schriften bilden daher vielfach den Schlüssel für das Verständnis von
Andeutungen, die Dürer in seinen gedruckten Werken gemacht hat.
Darüber hinaus aber vermitteln sie den ganzen Reichtum seiner
schöpferischen Persönlichkeit; sie geben Zeugnis von den Pflichten,
die er sich auferlegte, um seine Kenntnisse und Erkenntnisse an die
jungen Künstler weiterzugeben, damit sie nicht verloren gehen; vor
allem aber spiegeln sie den Ernst und das hohe Ethos des künstlerischen
Schaffens wider, die Dürer beseelten. Diese Handschriften sind wie die
Apostel-Bilder sein Vermächtnis an die Nachwelt. Wir sind es Dürer
schuldig, daß sie endlich in einer würdigen Ausgabe als Ganzes er-
scheinen und an die Öffentlichkeit kommen können. Keine Mühe dürfte
der Dürer-Forschung dafür zu viel sein. Nicht nur die wissenschaft-
liche Ausbeute bei der Auswertung dieser Handschriften würde groß
sein. Mehr noch würde das Menschentum Dürers durch ihr Bekannt-
werden in einem noch helleren Licht erstrahlen und sein Ruhm als
Gelehrter und Schriftsteller sich noch vergrößern.
197