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großer Höhe aufbauenden Berge Aetoliens in voller Friſche auf uns wirken
lassen konnten, als wir die letzten Küſtenecken vor und an dem Eingang in den
korinthiſchen Golf umreitend uns der Westseite Griechenlands näherten. Wie
manches spätere Mal, wenn ich mit Dampſſchiff oder gar Eiſenbahn diesen Weg
in der einen oder andern Richtung wieder machte, drängte die Erinnerung an
dieſen ersten Ritt durch wonniges Land die Eindrücke der Gegenwart zurück
und erweckte Mitleid mit den heutigen Reisenden, die ihre Hellasfahrten mit
moderner Schnelligkeit zu erledigen genötigt sind.
Nach einigen nützlichen Tagen im schon damals stattlichen Patras, das aus
seiner am Berge hinaufziehenden Altstadt ſich nach allen Seiten hinauszurecken
begann, in unsern Zwecken auf das liebenswürdigste gefördert durch das da-
malige deutſche Konſulatshaus Hamburger, auf desſen Weingut Gutland wir
ſchöne Abendstunden am Abhang des Gebirges zubringen durften, erfreulichen
Weinhandel Griechenlands mit dem damals noch so fernen Deutſchland vor-
ahnend, ritten wir wieder ins Gebirge hinein, diesmal direkt südwärts auf das
mächtige Masſiv des Erymanthus zu, hinüber in das Tal des Peiros, wo uns
die Reste der Stadt Pharai eine Enttäuſchung bringen sollten. Mit mehr Glück
wurden mehrere andre Ruinenkomplexe weiter im Gebirge drin durchforscht,
wichtige Paßfestungen, wie Leontion und das größere Tritaia, deren bedeutſame
Lage sie auch noch mit der Romantik fränkischer Grafenburgen umkleidete. Das
große und reiche Dorf Hagios Vlassis, hart unterm Erymanthos in wunder-
barer Wald- und Quellenfriſche gelegen, war uns ein prächtiger Ausgangspunkt
für die Durchstöberung dieser äußerst selten beſuchten Berglandſchaften. Dann
düſtlich weiter hinein in den Nordzipfel Arkadiens, wo das schon in einem
arkadiſchen Hochtal liegende Städtchen Kalavryta, unterhalb der antiken und
wieder fränkiſchen Bergfeſte Kynaitha, viel des Interessanten bot, ſreilich auch
den Kummer, daß der eigenſinnige Finder einer altertümlichen Bronzefigur der
Artemis Luſia sich nicht von ihr trennen wollte, obſchon ich ihm zusagte, sie
dem atheniſchen Muſeum überbringen zu wollen, denn ich fürchtete, daß das
künſtleriſch und wissenschaftlich gleich wertvolle Stück in unrechte Hände kommen
und sich verlieren könnte. Jett freut sich das Berliner Museum des Besitzes.
Hier und gleich darauf machten wir intereſſante Erfahrungen mit griechischer
Klostergeiſtlichkeit, die nicht mit Recht immer im Ruf steht, einen höheren
Bildungsstand darzustellen als die Weltgeiſtlichen, wenn auch manche Klöſter
unter ihren Mitgliedern rühmliche Ausnahmen zeigen, die es begreiflich machen,
daß die höchsten kirchlichen Würdenträger meistens frühere Kloſtergeistliche, daher
wie dieſe unverheiratet sind. Aber in vielen Klöstern, namentlich abgeſchiedenen,
im Lande zerſtreuten, ſind die Mönche wenig mehr als Bauern in geistlicher
Tracht, die, sei es das Gemeingut bewirtschaften, wenn die Klöster koenobitiſch
ſind, d. h. jeder auf seinen Privatbesitz zugunsten des Klosters verzichtet hat, sei
es sein eignes Stück Land, wenn das Kloſter idiochythmiſch iſt, d. h. wo der
einzelne ein Stück Grundbeſit, als Eigentum bebaut und vererbt. Von Ueber-
anstrengung merkt man jedoch weder im einen noch im andern Falle was, und
großer Höhe aufbauenden Berge Aetoliens in voller Friſche auf uns wirken
lassen konnten, als wir die letzten Küſtenecken vor und an dem Eingang in den
korinthiſchen Golf umreitend uns der Westseite Griechenlands näherten. Wie
manches spätere Mal, wenn ich mit Dampſſchiff oder gar Eiſenbahn diesen Weg
in der einen oder andern Richtung wieder machte, drängte die Erinnerung an
dieſen ersten Ritt durch wonniges Land die Eindrücke der Gegenwart zurück
und erweckte Mitleid mit den heutigen Reisenden, die ihre Hellasfahrten mit
moderner Schnelligkeit zu erledigen genötigt sind.
Nach einigen nützlichen Tagen im schon damals stattlichen Patras, das aus
seiner am Berge hinaufziehenden Altstadt ſich nach allen Seiten hinauszurecken
begann, in unsern Zwecken auf das liebenswürdigste gefördert durch das da-
malige deutſche Konſulatshaus Hamburger, auf desſen Weingut Gutland wir
ſchöne Abendstunden am Abhang des Gebirges zubringen durften, erfreulichen
Weinhandel Griechenlands mit dem damals noch so fernen Deutſchland vor-
ahnend, ritten wir wieder ins Gebirge hinein, diesmal direkt südwärts auf das
mächtige Masſiv des Erymanthus zu, hinüber in das Tal des Peiros, wo uns
die Reste der Stadt Pharai eine Enttäuſchung bringen sollten. Mit mehr Glück
wurden mehrere andre Ruinenkomplexe weiter im Gebirge drin durchforscht,
wichtige Paßfestungen, wie Leontion und das größere Tritaia, deren bedeutſame
Lage sie auch noch mit der Romantik fränkischer Grafenburgen umkleidete. Das
große und reiche Dorf Hagios Vlassis, hart unterm Erymanthos in wunder-
barer Wald- und Quellenfriſche gelegen, war uns ein prächtiger Ausgangspunkt
für die Durchstöberung dieser äußerst selten beſuchten Berglandſchaften. Dann
düſtlich weiter hinein in den Nordzipfel Arkadiens, wo das schon in einem
arkadiſchen Hochtal liegende Städtchen Kalavryta, unterhalb der antiken und
wieder fränkiſchen Bergfeſte Kynaitha, viel des Interessanten bot, ſreilich auch
den Kummer, daß der eigenſinnige Finder einer altertümlichen Bronzefigur der
Artemis Luſia sich nicht von ihr trennen wollte, obſchon ich ihm zusagte, sie
dem atheniſchen Muſeum überbringen zu wollen, denn ich fürchtete, daß das
künſtleriſch und wissenschaftlich gleich wertvolle Stück in unrechte Hände kommen
und sich verlieren könnte. Jett freut sich das Berliner Museum des Besitzes.
Hier und gleich darauf machten wir intereſſante Erfahrungen mit griechischer
Klostergeiſtlichkeit, die nicht mit Recht immer im Ruf steht, einen höheren
Bildungsstand darzustellen als die Weltgeiſtlichen, wenn auch manche Klöſter
unter ihren Mitgliedern rühmliche Ausnahmen zeigen, die es begreiflich machen,
daß die höchsten kirchlichen Würdenträger meistens frühere Kloſtergeistliche, daher
wie dieſe unverheiratet sind. Aber in vielen Klöstern, namentlich abgeſchiedenen,
im Lande zerſtreuten, ſind die Mönche wenig mehr als Bauern in geistlicher
Tracht, die, sei es das Gemeingut bewirtschaften, wenn die Klöster koenobitiſch
ſind, d. h. jeder auf seinen Privatbesitz zugunsten des Klosters verzichtet hat, sei
es sein eignes Stück Land, wenn das Kloſter idiochythmiſch iſt, d. h. wo der
einzelne ein Stück Grundbeſit, als Eigentum bebaut und vererbt. Von Ueber-
anstrengung merkt man jedoch weder im einen noch im andern Falle was, und