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Duhn, Friedrich
Ein Ritt durch den nördlichen Peloponnes vor vierzig Jahren — Stuttgart, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.43815#0001
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Sonderabdruck aus „Deutsche Revue“ April/Mai 1917

herausgegeben von Rich ard Fleischer
(Deutsche Verlags-Anstalt in Stuttgart)

Ein Ritt durch den nördlichen Peloponnes vor
vierzig Iahren

Erinnerungen ; " r Iars;)
Ö s ~ s sc f. tz

von

F. v. Duhn

ein Land hat der Menſchheit so viel gegeben, als das kleine DER § s

Und der Dank? Unter Roms ſchwerer Hand verödete es, wenn auch noch
mit einer gewissen Achtung behandelt. Oſstrom setzte diese Behandlung fort,
ebenſo der Türke, wenn auch ohne jenen Schein von Achtung, die ihm kein
geistiges Band mehr abzwang. Vor hundert Jahren erinnerte ſich das Land
seines alten Adels, nahm seine Kraft zuſammen und befreite sich in einer langen
Kette unerhört zäher Kämpfe, getragen und wirkungsvoll unterstützt durch den
Philhellenismus des damaligen Europa, die schöne Frucht des humanistischen
Zeitalters, wenn auch für die helfenden Westmächte in Wirklichkeit nur ein
brauchbarer Schild, welcher ihre eigenſüchtige Politik gegenüber Oesterreich und
Rußland zu decken vortrefflich geeignet war. Und jetzt? Wenn wir in all dem
Graus des Weltkrieges Zeit finden, die Gedanken in jene klaſſiſche Ecke, von
welcher der Welt der Geiſtesfrühling kam, zu richten, sind wir Zeugen des
unwürdigsten Schauſpiels, das wohl je die Geschichte gesehen hat. Es sind
dieſelben Westmächte, die das kleine Volk, welches nichts will, als in Frieden
leben, in einer Weiſe mit Füßen treten, wie sie so wohl nie erhört gewesen iſt.
Aber der leidensgewohnte Grieche iſt zäh auch im Dulden, die Elastizität, welche
ein Erbteil seines Stammes ist, wird ihn wieder emporbringen, und die ihm
gewordene Mißhandlung wird verhüten, daß Hellas für die Westmächte das
ihnen so erwünschte Sprungbrett werden wird, von dem aus sie wieder Un-
frieden auf dem Balkan säen können.

Doch ich wollte zurückblicken in eine Zeit, welche in der Mitte lag zwischen
dem Heute und den Morgentagen des griechiſchen freien Königreichs. Im Orient
liegt solche Zeit nicht so fern wie in dem raſcher lebenden Westeuropa. Zwar
hat sich seit den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts auch dort manches
geändert; aber das Alte ragt noch lebendiger in die Gegenwart hinein als bei
uns. Es hat mich auch später noch oft in griechiſche Lande geführt, alte Pfade
habe ich wieder betreten und neue gefunden. Aber die Anknüpfung an das Alte
war leicht, besonders da, wo, wie auf Kreta, das Mittelalter noch bis in die


 
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