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tdrikchische wände 72
Siziliens vorgebildet, von der dekorativen Plastik und der Klein-
kunst schon oft genug nachgemacht, sie als Halbsäule eng mit
der Mand zu verbinden, völlig selbstverständlich erscheint. Die
Gewohnheit, die Säule sich aber vor der Wand freistehend zu
denken, in der Wand den entfernteren Hintergrund zu erken-
nen, führte naturgemäß dazu, solche mit Säulen oder Halb-
säulen gezierte Wände perspektivisch zu sehen. Und hier liegt
dann die Wurzel für perspektivische Architekturmalerei, wie sie für
Bühnenhintergründe schon gegen Mitte des fünften Jahrhunderts
durch den samischen Maler Agatharchos praktisch geübt und in
einer eignen Schrift behandelt, d. h. doch wohl theoretisch begrün-
det wurde, ein vekorationssystem, welches in seiner späteren
Ausgestaltung für die Ausschmückung des Privathauses von
allergrößter Bedeutung geworden ist. Agatharchos hat schon das
Haus des Alkibiades vermutlich doch in dieser Weise ausgeschmückt,
da gerade er von Alkibiades zu dieser Arbeit gewünscht und,
wenn die anekdotenhafte Überlieferung Recht hat, sogar wider
seinen Willen mit sanfter Gsivalt bei ihr festgehalten wurde.
Echte originale Marmorwände, Wandnachbildungen auf Re-
liefs und Sarkophagen (klagende Frauen von Sidon u. a.), dann
aber auch, schon im dritten Jahrhundert beginnend, Stuckwände
zeigen uns nun die Csuaderwand als eigentliche Grundlage jeder
Dekoration, die künstlerische Ansprüche erhebt. Sch nannte schon
die Wände von Velos und priene. Diese, der Mehrzahl nach aus
dem zweiten Jahrhundert, beginnen ein Element stärker in den
Vordergrund zu schieben, das z. B. an den Wänden der sog. Pina-
kothek in den Propyläen von Athen nur andeutungsweise zu er-
scheinen beginnt: ich meine die Farbe. Da erhalten die Grthosta-
ten eine andere Farbe als der Sockel, die Trennungsleiste über den
Vrthostaten wieder eine andere und die alsdann, immer in der
Stucknachbildung, übereinander geschichteten Wandquadern zeigen
selbst in ein und derselben Reihe bunt abwechselnde Farben. Sn
einer höhe, wo vielfach in kleineren Häusern noch gerade die Hand
des Erwachsenen hinreicht, ist der architektonische Abschluß dieser
chuaderrvand gegeben durch ein ziemlich weit ausladendes Gesims,
dessen unteres Glied ein Zahnschnitt zu sein pflegt' in einzelnen
Fällen läuft unter dem Sims noch ein Triglyphenfries hin, dessen
Metopenfelder durch Stuckköpfe verziert sind - blaue und rote Far-
 
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