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VI. Oie Innendekoration
den beleben in der herkömmlichen Weise auch diesen Fries. Ebenso
sind vereinzelt Reste von Halbsäulen aus Stuck festgestellt wor-
den, die entweder, klein, nur den Fries gliedern, oder aber, an der
ganzen Wand heruntergeführt, dieser selbst einen festen halt ge-
ben. Vie Vermengung von dorischem und ionischem Gebälk, wozu
wohl noch korinthisierende Kapitelle kommen, ist für den Hellenis-
mus bezeichnend, in den alle altgriechischen Sondereigentümlichkei-
ten zusammengeflossen sind, und der das Gefällige jedesmal daher
nimmt, wo er es brauchen kann. Dies Gesims selbst diente in
priene nachweislich, um allerlei Requisiten des täglichen Lebens,
namentlich aber jene reizvollen, teils in praxitelischem Formen-
reiz, teils in alexandrinischem Naturalismus und Humor sich äu-
ßernden Tonfigürchen aufzustellen, die seit den Zeiten Alexanders
der billige und geistvolle Schmuck, auch des bescheidenen Privat-
hauses waren, so etwa wie bei uns seit Ausgang des siebzehnten
Jahrhunderts die Porzellanfigürchen. Diese hübsche Sitte hat der
Westen nicht übernommen, oder wenigstens nur in sehr beschränk-
tem Maße. Auch diese Figürchen und Gruppen leuchteten in fröh-
lichen Farben herab von der gleichmäßig Hellen Wand, die sich ver-
mutlich denn in priene haben sich die oberen Wandteile kaum in
Spuren erhalten — hinter ihnen über dem Gesims erhoben haben wird.
Diese Farbenfreude, die sich auch der den Huaderbau nachah-
menden hauswand mitteilt, ist zwar an sich eine sehr berechtigte,
gut südländische Reaktion gegen die Freude am bloßen Reiz des
Konstruktiven,- sie erklärt sich aber auch historisch in Ägypten aus
der dort so erleichterten Anwendung farbiger Marmorarten, die,
in den Wüsten Gberägyptens gebrochen, mit leichter Mühe den
Nil herunter nach Alexandria gebracht und dort verwendet wur-
den- in wie umfassender Weise, zeigte manche Grabung, ja schon
ein blaßer Spaziergang am Meeresstrande östlich vom heutigen
Alexandria, wo der Boden von Meer und Land weithin bedeckt
ist von bunten Inkrustationsresten aus den Häusern und Königs-
palästen der alten Stadt. In Ägypten konnte man sich neben dem
Stucküberzug den Luxus auch derartig echter Wandverkleidung in
so weitgehender Weise erlauben- anderswo war man mehr wie
dort genötigt, diesen eigenartigen Reiz durch Stuckimitation zu er-
zielen. Meist nur öffentliche Bauten zeigten in den hellenistischen
Städten Kleinasiens Wände aus echtem Material; selten gestatten
VI. Oie Innendekoration
den beleben in der herkömmlichen Weise auch diesen Fries. Ebenso
sind vereinzelt Reste von Halbsäulen aus Stuck festgestellt wor-
den, die entweder, klein, nur den Fries gliedern, oder aber, an der
ganzen Wand heruntergeführt, dieser selbst einen festen halt ge-
ben. Vie Vermengung von dorischem und ionischem Gebälk, wozu
wohl noch korinthisierende Kapitelle kommen, ist für den Hellenis-
mus bezeichnend, in den alle altgriechischen Sondereigentümlichkei-
ten zusammengeflossen sind, und der das Gefällige jedesmal daher
nimmt, wo er es brauchen kann. Dies Gesims selbst diente in
priene nachweislich, um allerlei Requisiten des täglichen Lebens,
namentlich aber jene reizvollen, teils in praxitelischem Formen-
reiz, teils in alexandrinischem Naturalismus und Humor sich äu-
ßernden Tonfigürchen aufzustellen, die seit den Zeiten Alexanders
der billige und geistvolle Schmuck, auch des bescheidenen Privat-
hauses waren, so etwa wie bei uns seit Ausgang des siebzehnten
Jahrhunderts die Porzellanfigürchen. Diese hübsche Sitte hat der
Westen nicht übernommen, oder wenigstens nur in sehr beschränk-
tem Maße. Auch diese Figürchen und Gruppen leuchteten in fröh-
lichen Farben herab von der gleichmäßig Hellen Wand, die sich ver-
mutlich denn in priene haben sich die oberen Wandteile kaum in
Spuren erhalten — hinter ihnen über dem Gesims erhoben haben wird.
Diese Farbenfreude, die sich auch der den Huaderbau nachah-
menden hauswand mitteilt, ist zwar an sich eine sehr berechtigte,
gut südländische Reaktion gegen die Freude am bloßen Reiz des
Konstruktiven,- sie erklärt sich aber auch historisch in Ägypten aus
der dort so erleichterten Anwendung farbiger Marmorarten, die,
in den Wüsten Gberägyptens gebrochen, mit leichter Mühe den
Nil herunter nach Alexandria gebracht und dort verwendet wur-
den- in wie umfassender Weise, zeigte manche Grabung, ja schon
ein blaßer Spaziergang am Meeresstrande östlich vom heutigen
Alexandria, wo der Boden von Meer und Land weithin bedeckt
ist von bunten Inkrustationsresten aus den Häusern und Königs-
palästen der alten Stadt. In Ägypten konnte man sich neben dem
Stucküberzug den Luxus auch derartig echter Wandverkleidung in
so weitgehender Weise erlauben- anderswo war man mehr wie
dort genötigt, diesen eigenartigen Reiz durch Stuckimitation zu er-
zielen. Meist nur öffentliche Bauten zeigten in den hellenistischen
Städten Kleinasiens Wände aus echtem Material; selten gestatten