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Gräberausstattung. Gräberplätze 113
stattung wieder zu verwenden, wie es heute vielfach geschieht —
in manchen Ländern, wie z.B. in der Schweiz, ist es ja gesetzliche
Kegel —, das widersprach in den Zeiten des freien Griechenland
noch zu sehr dem Volksempfinden, der Totenreligion des Volkes,
ist auch später in der hellenistischen und römischen Zeit vorwie-
gend nur dort geübt worden, wo ein lebhaft pulsierender Verkehr
das Erdreich zu wertvoll machte, s. z. 6. vorm Vipylon Athens,
namentlich aber da, wo fremde Elemente mit den griechischen sich
kreuzten, die Fortdauer griechischer Familientradition vielfach un-
terbrochen wurde. Auch in Italien meiden die jüngeren Gräber —
soweit sie irgend können die alten, respektieren sie pietätvoll.
Solche Pietät hat aber in magerem und dabei menschengefüll-
tem Lande ihre naturgemäßen Grenzen. Man kann nicht un-
verhältnismäßig viel gutes Land in nächster Nähe der Städte der
Bebauung, der Nutzung entziehen. Auch der Lebende hat ein
Necht. Schon im fünften und vierten Jahrhundert können wir
z.B. bei Athen beobachten, wie das gute Land bei Gräberanlagen
gemieden wird, wie man lieber da, wo der harte Felsboden un-
fruchtbar zutage tritt, in ihn mit großer Mühe Gräber eintieft,
um das Fruchtland zu sparen. In seinen „Gesetzen" schreibt Pla-
ton solches Verfahren geradezu vor. Vieser Sachlage einerseits,
anderseits jener vorher besprochenen Veränderung in der inne-
ren Stellung des Lebenden zum Toten ist wohl in erster Linie die
Verallgemeinerung einer schon im sechsten Jahrhundert zu beob-
achtenden Sitte zuzuschreiben, die Landstraßen mit Gräbern ein-
zufassen. ver Gedanke, es tue dem Toten wohl, wenn er nicht
vergessen werde, wenn der Lebende, der vorüberschreitende Wan-
derer sein gedenke, wenn ein geistiges Land ihn noch mit dem
menschlichen Treiben verbinde, hat jedenfalls mitgewirkt: manch
schönes Grab-Lpigramm, manch einfacher Gruß des Toten an
den Lebenden spricht in sinnigen Worten diese Gedanken aus.
Vie Landstraßen sind ursprünglich, als es noch wenig Menschen
und viel Land gibt, außerordentlich breit. Jeder fährt, wo er
Lust hat; im Grient und in Nordafrika ist das vielfach noch heute
so. Je höher die Kunst des Straßenbaues und die Ansprüche an
Ltraßen steigen, je mehr nicht bloß gegangen und geritten, sondern
auch gefahren wird, um so schmäler werden die nunmehr kunst-
mäßig hergerichteten Straßen. Die ganze frühere Breite war aber
 
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