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114 VIII. Bilder aus Leben und Tod. Oie Gräberstraßen
doch schon einmal öffentlicher Besitz, nicht mit in den Privatbe-
sitz aufgeteilt, nicht von Privaten benutzt. Sie wird jetzt heran-
gezogen, indem die Städte oder der Staat den Platz für Gräber
hergeben, käuflich oder geschenkweise. Letzteres gilt namentlich
von den Ehrenplätzen in der Nähe der Tore,' deswegen Ehren-
plätze, weil hier stets die Gräber von Helden, von Heroen ange-
legt, gezeigt, verehrt wurden, deren Anwesenheit dem Tor, der
Stadt gleichzeitig ein mächtiger Schutz ist. kvem dort ein Grabplatz
angewiesen wird, der steigt gewissermaßen auf eine Stufe mit
jenen schützenden Heroen. Auch rings um die Mauer bleibt ein
breiter Streifen öffentlicher Grund und Boden, das für die Ver-
teidigung notwendige Glacis. Auch dieser Raum wird oftmals
städtischerseits frei hergegsben, aber zu Armengräbern: so in
Rom, so auch an einer Stelle im Süden Pompejis.
Weit hinaus vor die Tore ziehen sich nun die Gräber längs
der Straßen- so weit, daß schließlich auch hier wieder unmögliche
Verhältnisse sich herausbilden,- begleiten uns doch z.B. auf der
via Appia Roms, der Rönigin der Heerstraßen, wie Statius sie
nannte, die Gräber vier Stunden weit. Da muß denn wieder Ab-
hilfe in größerer Nähe der Stadt gesucht werden: solche Abhilfe
gewähren dann jene großen unterirdischen Systeme, in denen im
ersten und teilweise zweiten Jahrhundert der Raiserzeit noch
durchweg Brandurnen, später, weiter draußen, in den sogenann-
ten Ratakomben, auch wieder bestattete Leichen in großer Menge
zwar versteckte, aber den Hinterbliebenen zugängliche Unterkunft
finden: Großstädte wie Rom, Neapel, Syrakus, Alexandria geben
uns von dieser Entwicklung eine gute Vorstellung. Für Pompeji
kommt sie nicht mehr in Betracht.
Pompeji steht vollkommen unter der Wirkung jener in Grie-
chenland noch in den freien Jahrhunderten allgemein geworde-
nen, in Italien mit viel anderem Griechischen übernommenen
Sitte, die Landstraßen zu beiden Seiten mit Gräbern einzufassen,
so daß sie währe Gräberstraßen werden. In Athen sahen solche
Straßen im vierten Jahrhundert freilich anders aus als in Pom-
peji. Der niedrige Grabhügel, unter dem der meist bestattete
Tote schlummerte, war durch Ummauerung, in besseren Fällen
durch Umstellung mit Marmorplatten in eine festgeschlossene
Form gebracht- der Straßenseite zugewandt, erhoben sich Mar-
 
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