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ohne Rückficht auf gleichartiges Material und Fügung, hergeftellt. Mauern aus
allerlei Geftein zufammengefügt, hie und da auch aus ganz unbehauenen, wie fie
gerade Einer brachte, auch viele Säulen von Grabmälern wurden eingemauert, und
felbft vom Bildhauer bearbeitete Steine — fo fchildert Thukydides die nach den
Perferkriegen rafch wieder hergeftellten Mauern von Athen, und noch find an der
Burgmauer diefe in Eile gefchichteten, mit Säulentrommeln, Triglyphen und Gefims-
ftücken untermifchten Theile zu fehen, während die Mauer um den Peiräos auf das
Sorgfältigfte hergeftellt wurde. Kein Bindemittel, weder Kalk noch Mörtel, wurde
an diefer verwendet; die grofsen und winkelrecht behauenen Steine wurden neben
und über einander gelegt und von Aufsen durch eiferne Klammern und Blei
verbunden. Das roh aufgefchichtete Gemäuer mufste, um den nöthigen Halt zu
haben, in bedeutender Stärke ausgeführt werden, während bei dem nach beftimmter
Art gefchichteten — gleichgiltig ob horizontal oder polygonal — die Fertigkeit auf
einem genauen Zufammenpaffen der Lager- und Stofsflächen und einer forgfältigen,
verbandmäfsigen Schichtung aus mittelgrofsen Quadern beruhte. Die horizontale
Schichtung vermittels trocken verfetzter Quader, deren Stofsfugen übrigens meift
nicht lothrecht, fondern etwas geneigt gearbeitet .find, findet fich auch an ägypti-
fchem Quadergemäuer, das bis 1600 v. Chr. zurückdatirt werden kann; charak-
teriftifch ift an diefem noch das Uebergreifen einzelner Steine in andere Schichten,
welche Weife in das griechifche Quadergemäuer früher Zeit übertragen worden ift.

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Die einzelnen Quader find bei ägyptifchen Bauten vielfach durch doppelfchwalben-
fchwanzförmige Dübel aus Holz verbunden gewefen, auch durch Mörtel aus Kalk
und Sand, während die Griechen ftatt deffen Eifendübel und -Klammern in Blei-
vergufs, Bronze aber, wie oft irrthümlich angenommen wird, zu diefem Zwecke niemals
verwendeten. Die Art der mittelbaren Verbindungen der Quader haben wohl ägyp-
tifche Coloniften nach Hellas gebracht; das Princip bleibt demnach dort wie hier das
gleiche; nur ift das Verbindungsmittel einmal Holz, das andere Mal Eifen.

Die alten Mauern des kleinafiatifchen Affos, welche einen der älteften dorifchen
Tempel umfchlofsen, find aus an der Anfichtsfläche und in den Fugen forgfältig be-
arbeiteten, nicht hohen Schichtenquadern hergeftellt; dabei wechfeln Binder und
Läufer in einer Schicht, fo dafs die Binder durch die ganze Mauer greifen, die
Läufer fich aber in der Mitte der Mauer nicht berühren, fondern hohle Räume laffen;
über den Eingangsthoren, bei welchen die Nifchendeckfteine entladet werden follten,
kommen die Binder in jeder dritten Schicht vor. Bei anderen Theilen der Mauer,
welche die anfehnliche Dicke von 2,85 m hat, find nur weit eingreifende Quader-
blendungen von beiden Seiten angeordnet, mit folidem, durchdachtem Eckverbande,
wobei das mittlere Drittel der Mauer aus unbearbeitetem Material hergeftellt ift, eine

Handbuch der Architektur. II. i. 4
 
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