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Ausführung-.

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bindend hakenförmig in das Stylobat-Gemäuer, eine forgfältige, mächtige und com-
plicirte Conftructionsweife. Sie theiien fich in belaftete Stücke und folche, die, frei
von jedem Drucke, nur eingefchoben find, ein. Letztere wurden erft verfetzt, nach-
dem der Bau fertig und abgerüftet war (vgl. die Ruinen von Egefta), um Be-
fchädigungen und doppeltes Nacharbeiten zu verhüten. Eingefchobene Tritte
(Streifbänke) werden fich bei jedem Baue mit der Zeit in der Höhenlage anders
verhalten, als die geprefsten anliegenden Theile. Diefer Art des Steinfetzens und
dem geringen Uebereinandergreifen der Schichten ift wohl die Deformation fo
mancher Unterbauten griechifcher Tempel zu danken. Bei der Pulverexplofion im
Parthenon blieben die belafteten Stücke grofsentheils in Loth und Flucht, während
die eingefchobenen alle aus ihren urfprünglichen Lagern herausgedrängt wurden, oft
12cm und mehr über die frühere Flucht.

In den Stofsflächen berühren fich die Steine nur an den Rändern in einem
6 bis 8cm breiten Saumftreifen, während der mittlere Theil zurückgearbeitet wurde
(vgl. Thefeion, Parthenon, Pofeidon-Tempel in Päftum); nur fo war es möglich,
den prächtigen Fugenfchlufs, den das Quadergemäuer der hellenifchen Monumente
zeigt, herzuftellen. Mörtel oder Eifen wurden beim Unterbau zur Verbindung der
Werkftücke nicht angewendet. Die Propyläen in Athen und der Pofeidon-Tempel in
Päftum, beide nie vollftändig zu Ende geführt, zeigen die Flächen der Tritt- und
Setzftufen nur zum Theile bearbeitet; 5 und 7 cm breite Lehrftreifen geben die fertige
Form an, während der übrige Theil, 3 bis 4 mm darüber vorftehend, nur mit dem
Spitzeifen überarbeitet ift. Tn diefe nicht fertig gearbeiteten Lagerflächen find an
den Propyläen in Athen die Säulen derart eingebettet, dafs eine kreisrunde oder
quadratifche Pfanne als Säulenftand auf die Tiefe des richtigen Grundes ausgehauen
und forgfältigft abgefchlichtet ift; damit das Regenwaffer dort nicht flehen bleibe,
wurden kleine Rinnen eingehauen, die bis zur Aufsenfläche geführt find. Einem
fpäteren Zeitpunkte follte dann die zuletzt in Ausficht genommene Abarbeitung des
Stufenbaues aufgefpart bleiben. Der nie fertig gewordene Tempel in Egefta zeigt
ähnliche Vorrichtungen, um Kanten und Flächen vor ftürzendem Gerüftholz oder
Werkzeug oder vor den abfallenden Steinfplittern, die fich beim Ausarbeiten der
Säulen und Wandflächen ergeben mufsten, zu fchützen.

Ueber dem Stufenunterbaue erheben fich für gewöhnlich unmittelbar Säulen
und Wände; nur ein Tempel, das in vielen Punkten räthfelhafte Zeus-Heiligthum
in Akragas, macht eine Ausnahme, indem auf den Stufenbau noch ein befonders
profilirter Sockel gefetzt ift, der, den Wänden als Unterbau dienend, um die Halb-
fäulen herumgeführt ift.

e) Fussboden.

In den Säulenumgängen beftand der Fufsboden meift aus ziemlich grofsen und «8.
dicken Kalkftein- oder Marmorplatten von quadratifcher oder rechteckiger Form
von 1 bis 1 !/2 qm Flächeninhalt und 20 bis 24 cm Dicke, die forgfältig an einander
gefügt, auf einzelnen Steinpfeilern (Phigaleia) oder auf dem durchgefchichteten Stylobat-
Gemäuer liegen (Thefeion, Parthenon). Von der Cella-Mauer bis zur Stylobat-Kante
ift derfelbe etwas in Fall gelegt, beim Parthenon um Vje cm auf 4)256 m Tiefe.

In derfelben fchlichten Weife ift auch das Innere der Cella, das Vor- und
Hinterhaus geplattet (vgl. Parthenon, Phigaleia, Selinus).

Eigenthümlich ift der Fufsboden des Pofeidon-Tempels in Päftum ausgeführt;

Plattenboden
 
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