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der Schlacht von Salamis geboren, kannte er aus eigener Anfchauung nur die Tempel,
die nach den Perferkriegen entftanden find; was aufserhalb des Mutterlandes an
anderen Orten aus früherer Zeit an Tempeln erhalten blieb und das ihm aus Be-
richten bekannt fein konnte, geht wohl l1^ Jahrhunderte weiter zurück, als die
Schaffenszeit des Dichters; aber auch an diefen der Heroenzeit näher liegenden
Monumenten treffen wir keinen dorifchen Fries mit Fenfterluken und darin auf-
geftellten Weihgefchenken und Gefchirren.
Viollet-le-Duc nimmt zwar auch an, dafs an den älteften Gebäuden die Tri-
glyphen fteinerne Würfel waren, die das Kranzgefimfe zu tragen hatten, während
die Metopen leer blieben; die Furchen in den Triglyphen will er als Kennzeichen
der letzteren, als Träger betrachtet wiffen, während feine Landsleute de Saulgy und
Priffe d Avenues anderer Anficht find und auf die conftructive Bedeutung der frag-
lichen Friesbeftandtheile verzichten. Eben fo fagt Semper, dafs der Metopen- und
Triglyphen-Fries urfprünglich mit der Conftruction nichts gemein habe, fondern dafs
diefer wahrfcheinlich eine ausgezackte Bordüre, einen Saum darfteile und textilen
Urfprungs fei. »Der dorifche Stil benutze in dem Dreifchlitz ein Symbol, welches
mit einiger Wahrfcheinlichkeit auf diefen dem Bekleidungswefen und der textilen
Kunfl angehörigen Randabfchlufs zurückgeführt würde. In diefem Falle würde der
Dreifchlitz einen Ueberhang bilden und auf die innere Decke (das Pteron) prälu-
dirend hinweifen.« J. Braun nimmt fie gleicherweife als niederhängende Lappen
einer fchweren Schmuckdecke, die durch gleich grofse Ausfchnitte (Metopen) von
einander getrennt find, feft gehalten durch ein gemeinfames, über ihren unteren Rand
gefpanntes Band, unter dem die Quarten (Tropfen) hervorfchauen.
Die Metopen waren wohl immer dazu beftimmt, Bildwerk aufzunehmen,
gemalten oder plaftifch ausgeführten Schmuck, entweder ein fich vom Mittelpunkt
des Feldes aus' entwickelndes Palmetten-Ornament oder eine figuralifche Darftellung.
Letztere zeigt dann gewöhnlich eine Epifode aus Kämpfen oder befondere Thaten
einzelner Götter oder Heroen, oder es find bewegte Kampfesfcenen oder Scenen
befchaulichen, friedlichen Inhaltes zum Ausdruck gebracht. Die Verzierung des
Friefes mit einer fortlaufenden, inhaltlich abgefchloffenen Compofition ift nicht
bezweckt gewefen, fondern nur die Darftellung kleiner Scenen mit meift nur zwei
Figuren; diefe bedurften aber der Trennung durch architektonifche Elemente; es
können defshalb die Triglyphen auch als Scheidezeichen angefehen werden, und es
wäre dann nach J. Braun »Eintheilen« der urfprüngliche Zweck der Triglyphen.
In diefem Sinne fehen wir auch eine Art von Triglyphen, deren Metopen mit Cartouchen
gefüllt find (vgl. Priffe d'Avennes und die bei Kap. 3 angeheftete Farbdruck-Taf.),
an ägyptifchen Bauten (1400 v. Chr.). Religiöfe Symbole und Königsnamen find
durch lothrechte Streifengruppen gefondert, die allerdings im Hohlkehlengefimfe
angebracht find.
Der mit flachem Terraffendache gedeckte ägyptifche Tempelbau konnte im regen-
lofen Lande fich mit dem Architrav und dem wenig ausladenden, emporftrebenden,
bekrönenden Hohlkehlengefimfe begnügen; das geneigte, Regen abweifende griechifche
Giebeldach muffte beim Abfchluffe des Bauwerkes nach oben zu den beiden aegyp-
tifchen Gefimsgliederungen noch eine dritte, Schutz gewährende hinzufügen. Daher
in Aegypten die Metopen und Streifengruppen im Abfchlufsgefimfe, in Griechenland
im Friefe — unter dem Abfchlufsgefimfe.
Reminiscenzen an die ägyptifche Hohlkehlenform, in der die Dreiftreifen-
der Schlacht von Salamis geboren, kannte er aus eigener Anfchauung nur die Tempel,
die nach den Perferkriegen entftanden find; was aufserhalb des Mutterlandes an
anderen Orten aus früherer Zeit an Tempeln erhalten blieb und das ihm aus Be-
richten bekannt fein konnte, geht wohl l1^ Jahrhunderte weiter zurück, als die
Schaffenszeit des Dichters; aber auch an diefen der Heroenzeit näher liegenden
Monumenten treffen wir keinen dorifchen Fries mit Fenfterluken und darin auf-
geftellten Weihgefchenken und Gefchirren.
Viollet-le-Duc nimmt zwar auch an, dafs an den älteften Gebäuden die Tri-
glyphen fteinerne Würfel waren, die das Kranzgefimfe zu tragen hatten, während
die Metopen leer blieben; die Furchen in den Triglyphen will er als Kennzeichen
der letzteren, als Träger betrachtet wiffen, während feine Landsleute de Saulgy und
Priffe d Avenues anderer Anficht find und auf die conftructive Bedeutung der frag-
lichen Friesbeftandtheile verzichten. Eben fo fagt Semper, dafs der Metopen- und
Triglyphen-Fries urfprünglich mit der Conftruction nichts gemein habe, fondern dafs
diefer wahrfcheinlich eine ausgezackte Bordüre, einen Saum darfteile und textilen
Urfprungs fei. »Der dorifche Stil benutze in dem Dreifchlitz ein Symbol, welches
mit einiger Wahrfcheinlichkeit auf diefen dem Bekleidungswefen und der textilen
Kunfl angehörigen Randabfchlufs zurückgeführt würde. In diefem Falle würde der
Dreifchlitz einen Ueberhang bilden und auf die innere Decke (das Pteron) prälu-
dirend hinweifen.« J. Braun nimmt fie gleicherweife als niederhängende Lappen
einer fchweren Schmuckdecke, die durch gleich grofse Ausfchnitte (Metopen) von
einander getrennt find, feft gehalten durch ein gemeinfames, über ihren unteren Rand
gefpanntes Band, unter dem die Quarten (Tropfen) hervorfchauen.
Die Metopen waren wohl immer dazu beftimmt, Bildwerk aufzunehmen,
gemalten oder plaftifch ausgeführten Schmuck, entweder ein fich vom Mittelpunkt
des Feldes aus' entwickelndes Palmetten-Ornament oder eine figuralifche Darftellung.
Letztere zeigt dann gewöhnlich eine Epifode aus Kämpfen oder befondere Thaten
einzelner Götter oder Heroen, oder es find bewegte Kampfesfcenen oder Scenen
befchaulichen, friedlichen Inhaltes zum Ausdruck gebracht. Die Verzierung des
Friefes mit einer fortlaufenden, inhaltlich abgefchloffenen Compofition ift nicht
bezweckt gewefen, fondern nur die Darftellung kleiner Scenen mit meift nur zwei
Figuren; diefe bedurften aber der Trennung durch architektonifche Elemente; es
können defshalb die Triglyphen auch als Scheidezeichen angefehen werden, und es
wäre dann nach J. Braun »Eintheilen« der urfprüngliche Zweck der Triglyphen.
In diefem Sinne fehen wir auch eine Art von Triglyphen, deren Metopen mit Cartouchen
gefüllt find (vgl. Priffe d'Avennes und die bei Kap. 3 angeheftete Farbdruck-Taf.),
an ägyptifchen Bauten (1400 v. Chr.). Religiöfe Symbole und Königsnamen find
durch lothrechte Streifengruppen gefondert, die allerdings im Hohlkehlengefimfe
angebracht find.
Der mit flachem Terraffendache gedeckte ägyptifche Tempelbau konnte im regen-
lofen Lande fich mit dem Architrav und dem wenig ausladenden, emporftrebenden,
bekrönenden Hohlkehlengefimfe begnügen; das geneigte, Regen abweifende griechifche
Giebeldach muffte beim Abfchluffe des Bauwerkes nach oben zu den beiden aegyp-
tifchen Gefimsgliederungen noch eine dritte, Schutz gewährende hinzufügen. Daher
in Aegypten die Metopen und Streifengruppen im Abfchlufsgefimfe, in Griechenland
im Friefe — unter dem Abfchlufsgefimfe.
Reminiscenzen an die ägyptifche Hohlkehlenform, in der die Dreiftreifen-