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Triglyphen

gruppen liegen, finden fich an den Triglyphen der alten Tempel in Selinus und
Partum. Die glyphirten Flächen erheben fich dort nicht vollftändig lothrecht,
fondern find nach vorn in kurzer Hohlkehlenform übergebogen und dann erft mit
kräftiger Platte, ganz in ägyptifcher Weife abgefchloffen.

Ein Wulff, vermittelt am ägyptifchen Simfe den Uebergang vom Architrav
nach der Hohlkehle; ein Wulff, von zwei Plättchen eingefafft, thut das Gleiche am
Tempel in Selinus, der den älteften griechifchen Bildfchmuck trägt.

Auch die Farben der einfchlägigen Friestheile find an ägyptifchen und grie-
chifchen Monumenten gleich; der Grund der Metopen ift an beiden braunroth; die
Dreiftreifen und Dreifchlitze find blau oder blau und meergrün. Verwandte Fries-
eintheilungen und Anklänge an folche finden wir aber auch auf ninivitifchen Sculptur-
bildern, an Grabhöfen von Cypern, an den uralten Gräbern im Thale Hinom, an den
Gräbern im Kidron-Thal. Schmale Streifchen mit Heftband und nur zwei Tropfen
darunter trennen am Felsgrab zu Hinom quadratifche fculpirte Friesfelder, drei- und
vierfchlitzige Streifen auf Cypern; der Metopen-Schmuck befteht nach ninivitifchem
Vorbilde an den Monumenten des Kidron-Thales aus Rundfchilden. »Ihre Schilde
hängeten fie an deine Mauern ringsum und machten deine Schönheit vollkommen«
{Hefekiel über Tyrus). Aus diefen aufgehangenen Schilden ift der feine architek-
tonifche Metopen-Schmuck geworden, den wir von diefen vielleicht älteften uns
erhaltenen Beifpielen bis in die fpäte römifche Zeit verfolgen können.

In die gleiche Flucht mit der Vorderfläche des Architravs gerückt, flehen am
Parthenon die Triglyphen als kleine, in die Höhe ftrebende Pfeiler, deren vordere
Fläche und ein kleiner Theil der Seitenflächen zunächft eben abgearbeitet find,
während die innerhalb des Friefes liegenden Theile nur die Bruchbearbeitung zeigen.
Die vordere Fläche ift mit zwei im Querfchnitt dreieckigen Furchen geziert, die fich
vom Architrav bis nahe zum Kopfband erheben; oben find diefelben beinahe hori-
zontal abgefchloffen, und nur die Ecken find etwas ausgerundet. Die Tief-
kante der Furchen ift höher geführt, als die in der Fläche liegenden Kanten; es
findet daher eine ftarke Unterfchneidung (Scotia) am Furchenfchlufs ftatt, wohl um
eine lebhaftere Schattenwirkung hier zu erzielen. Die Pfeilerecken find abgekantet;
die abgekanteten Flächen find parallel mit den Furchenflächen und endigen gleich-
falls mit tiefer, hohlkehlenartiger Unterfchneidung in der Art eines hängenden
Zapfens, der zur rechteckigen Kante wieder ausgleicht. (Vgl. nebenftehende Fig.)
Ein fchmales, glatt gearbeitetes Kopfband, das nur nach der vorderen Seite
vorfteht, bekrönt den Pfeiler, während ein feiner Perlftab denfelben beim Anfchlufs
an die Hängeplatte, alfo über dem Kopfband, vorn und feitlich einfafft (Parthenon).
Die ähnliche Bildung zeigen die übrigen dorifchen Monumente der Perikleifchen Zeit;
nur fehlt dem Thefeion das krönende Perlftäbchen; bei den Propyläen in Athen
macht es einem Echinos-Stäbchen Platz.

Bei den älteren Tempeln fehlt diefe oberfte feine Zierde ganz; das glatte
Kopfband ftöfft gewöhnlich an die untere Fläche der Hängeplatte; dafür find
zwifchen dem Kopfband und der Furchenfläche oft noch kleine Plättchen ein-
gefchaltet, wie in Selinus und Päftum, oder Rundftäbchen, wie am zweiten Tempel
in Selinus, die fich übrigens nur auf die vordere Fläche erftrecken. Die Furchen
fchliefsen in Päftum und Selinus ohne Unterfchneidung fpitzbogen- und kielbogen-
förmig, oder fie find polfterartig eingefattelt mit Unterfchneidungen; andere find
wieder fegmentbogen- oder korbbogenartig, ja halbkreisförmig, wie in Akrai,


 
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