Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
201.

ischcn.

236

der Burg gelegen, war es eine Zeit lang Sitz der Regierung; in ihm waren die
Gefetze Solon's gefchrieben und Bildfäulen der Irene (Friedensgöttin) und der Heftia
(vgl. Paufanias I, 18) aufgeftellt.

Hier fand auch die öffentliche Speifung der Prytanen und verdienter Bürger
auf Lebenszeit ftatt, an der auch Gefandte und Gäfte des Staates Theil nahmen.

c) Leschen.

Oeffentliche Gebäude zum Zwecke gemüthlichen Zufammenfeins, wobei weder
Speife noch Trank verabreicht wurde (wie folche heute noch im Süden, wenn auch
nur in Geftalt von grofsen Zimmern, z. B. in Sicilien) üblich find, waren die
Leschen oder Schwatzhallen. Wir können uns diefelben hof- oder hallenartig
gebaut denken und reich im architektonifchen Aufbau, da es die gröfsten Künftler
nicht verfchmähten, das Innere derfelben mit Malereien zu fchmücken, wie es
Polygnot in Delphi gethan. Paufanias widmet der Befchreibung diefer Malerei in
feinem 10. Buche fieben Abfchnitte (25—32), ein Beweis, für wie wichtig und be-
deutend er diefelbe gehalten. Ueber das Gebäude berichtet er nur, dafs es von
Knidiern geftiftet fei und von den Delphiern »Lesche« genannt würde, weil •man
in alter Zeit hier zufammen kam, um fich über ernfte Dinge, wie über Gewöhn-
liches zu unterhalten.

Dafs es in Hellas viele folche Verfammlungsplätze gegeben hat, ift aus Homer
zu erfehen, wo Melantho den Odyffeus fchilt:

»Dafs nicht fchlafen du gehft in des Schmieds umräucherter Wohnung
Oder zur Volksherberg und dahier fo vielerlei fchwatzeft.«

Eine folche Lesche in Sparta wird der Malerei wegen die »Bunte (Poikile)«
genannt — die gleiche Bezeichnung wie bei den gemalten Stoen.

E. Wohnhäufer und Gräber.

18. Kapitel.

Das bürgerliche Wohnhaus der hiftorifchen Zeit.

So harmonifch und grofsartig fich in der Blüthezeit die Architektur an den
Entwickeiung. Tempel- und Staatsbauten entfaltete, fo geringen Antheil nahm fie an der Ent-
wicklung und dem Ausbau des bürgerlichen Wohnhaufes. Man wandte letzterem
um fo weniger Intereffe zu, als das ganze Dichten und Trachten der begüterten
und freien Bürger in der ausgiebigften Betheiligung am öffentlichen Leben gipfelte.
Die politifche Thätigkeit nahm den ganzen Mann in Anfpruch, und fo wurde dem
Daheim kein befonderer Werth beigelegt; es hatte nur den Bedürfniffen des Haus-
ftandes zu genügen; die Meiften brachten doch nur die Zeit des Effens und
Schlafens im eigenen Haufe zu.

War demnach die Wohnung der Wohlhabenden, der politifchen Führer und
der Machthaber des Volkes einfach und duldete an den meiften Orten auch in
diefem Punkte der demokratifche Sinn keine Ueberhebung des Einzelnen, fo war
gewifs das Haus des Handwerkers und weniger Bemittelten auf ein Minimum archi-
tektonifcher Durchbildung zurückgeführt. Waren die Strafsen klein und fchmutzig
 
Annotationen