Der Eigentümlichkeit des Baumaterials entsprechend conftruirt, find fie im
Norden aus grofsen Kalkftein- (Travertin-) und Sandfteinblöcken, wenig bearbeitet,
wie fie der Bruch ergab, ohne Mörtel auf einander gefchichtet, feiten in den Fugen
mit Brocken verzwickt, oft aber auch fchön an den Kanten bearbeitet, und in den
Fugen fein fchliefsend, in polygonalen Blöcken an einander gereiht. Im Süden da-
gegen, wo der weichere Tuff und Peperin zu Gebote ftand, find meid kleinere
Steine von regelmässiger Form in befonderem Verbände, auch ohne Mörtel ge-
fchichtet, zur Anwendung gekommen.
Auch ift vielfach der gewachfene Fels, lothrecht nach der Mauerflucht abge-
fchrofft, in diefe Mauerbefeftigung mit hereingezogen. Als Charakterifticum bei allen
diefen Mauern muffen noch die in beftimmten Entfernungen wiederkehrenden Mauer-
fchlitze, welche als Wafferdurchläffe dienten, hervorgehoben werden; fie find wohl
unumftöfsliche Erkennungszeichen für eine etruskifche Mauer.
Für gewöhnlich find die Mauern an der Aufsenfeite glatt ohne Unterbrechung
durchgeführt. Prächtig erhaltene, noch bis zu 10m emporragende Stücke haben
wir in den Reften der alten Stadtmauern von Faefulae (das heutige Fiefole, Fig. i9).
Die aus hartem
Fig. i').
■j>A-V-::..^yiSlll^^
Q^fm
maurr Y-onl^tsulat
Ä
Macigno (grau - gelb-
lich-grünem Sand-
fteine) hergeftellten
Mauern find grofsen-
theils aus mächtigen
Blöcken, regelmäfsig
im Verbände, horizon-
tal gefchichtet, ohne
Mörtel und ohne Klam-
mern aufgebaut. Die
Oberfläche der Steine
ift rauh gefpitzt; kein
Saumfchlag umrändert
den Quader; doch find
die Kanten fauber ge-
arbeitet und die Fugen
dicht fchliefsend. Es wechfeln Binder und Läufer in der Schicht ab; die Stofsfugen find theils lothrecht,
theils fchräg flehend; abgekantete Ecken find durch forgfältig eingefügte Stückeinfätze ergänzt, ähnlich
wie am alten ägyptifchen Quadergemäuer 10).
Die Schichten find 60 bis 85cm hoch bei Längen der einzelnen Steine von l,o bis 4,4 m, öfters
Verhältniffe der Höhe zur Länge wie 1 : 7*/2 ergebend, deren Ausführung nur das vortrefflich harte
Material ermöglichte. Die Läufer binden dabei durchfchnittlich 1 m, die Binder greifen 1,7 bis 2,o ™ tief
ein. Schlitze von 20cm und mehr Breite, durch 2 Schichten gehend, find die charakteriftifchen Waffer-
durchläffe. Andere Löcher an den Fugen verdanken ihre Entftehung der Habgier der Menfchen, welche
nach Metallklammern fachten11).
Hinter dem im Jahre 1873 wieder aufgegrabenen Theater in Faefulae 12) befindet
fich noch ein weiteres Stück Mauer aus dem gleichen Materiale conftruirt, welches
eine auffallende Verfchiedenheit von dem gefchilderten zeigt, indem es aus kleineren
Werkftücken ausgeführt und eine complicirtere Form der einzelnen Steine aufweist.
Die mehr gekünftelte Geftalt derfelben und die Art der Behandlung läfft wohl auf
17-
Mauern
von
Faefulae.
:8.
Boflen-Quade:
'■>) Die Illuftrationen zur »Baukunft der Etrusket« find fammtlich nach Originalzeichnungen und, mit wenigen Aus
nahmen, nach Oiiginalaufnahmen des Verfaffers angefertigt worden.
M) Siehe Theil IT, Bd. i diefes »Handbuches', S. 43.
]1) Vergl. hierüber in demfelben Bande, S. 57 und die Bemerkungen E. Falkener's bei G. Dennis a. a. O., 3. 440.
!-) 1809 von v. Schellersheim entdeckt, ausgegraben und wieder mit Erde zugefchüttet.
Norden aus grofsen Kalkftein- (Travertin-) und Sandfteinblöcken, wenig bearbeitet,
wie fie der Bruch ergab, ohne Mörtel auf einander gefchichtet, feiten in den Fugen
mit Brocken verzwickt, oft aber auch fchön an den Kanten bearbeitet, und in den
Fugen fein fchliefsend, in polygonalen Blöcken an einander gereiht. Im Süden da-
gegen, wo der weichere Tuff und Peperin zu Gebote ftand, find meid kleinere
Steine von regelmässiger Form in befonderem Verbände, auch ohne Mörtel ge-
fchichtet, zur Anwendung gekommen.
Auch ift vielfach der gewachfene Fels, lothrecht nach der Mauerflucht abge-
fchrofft, in diefe Mauerbefeftigung mit hereingezogen. Als Charakterifticum bei allen
diefen Mauern muffen noch die in beftimmten Entfernungen wiederkehrenden Mauer-
fchlitze, welche als Wafferdurchläffe dienten, hervorgehoben werden; fie find wohl
unumftöfsliche Erkennungszeichen für eine etruskifche Mauer.
Für gewöhnlich find die Mauern an der Aufsenfeite glatt ohne Unterbrechung
durchgeführt. Prächtig erhaltene, noch bis zu 10m emporragende Stücke haben
wir in den Reften der alten Stadtmauern von Faefulae (das heutige Fiefole, Fig. i9).
Die aus hartem
Fig. i').
■j>A-V-::..^yiSlll^^
Q^fm
maurr Y-onl^tsulat
Ä
Macigno (grau - gelb-
lich-grünem Sand-
fteine) hergeftellten
Mauern find grofsen-
theils aus mächtigen
Blöcken, regelmäfsig
im Verbände, horizon-
tal gefchichtet, ohne
Mörtel und ohne Klam-
mern aufgebaut. Die
Oberfläche der Steine
ift rauh gefpitzt; kein
Saumfchlag umrändert
den Quader; doch find
die Kanten fauber ge-
arbeitet und die Fugen
dicht fchliefsend. Es wechfeln Binder und Läufer in der Schicht ab; die Stofsfugen find theils lothrecht,
theils fchräg flehend; abgekantete Ecken find durch forgfältig eingefügte Stückeinfätze ergänzt, ähnlich
wie am alten ägyptifchen Quadergemäuer 10).
Die Schichten find 60 bis 85cm hoch bei Längen der einzelnen Steine von l,o bis 4,4 m, öfters
Verhältniffe der Höhe zur Länge wie 1 : 7*/2 ergebend, deren Ausführung nur das vortrefflich harte
Material ermöglichte. Die Läufer binden dabei durchfchnittlich 1 m, die Binder greifen 1,7 bis 2,o ™ tief
ein. Schlitze von 20cm und mehr Breite, durch 2 Schichten gehend, find die charakteriftifchen Waffer-
durchläffe. Andere Löcher an den Fugen verdanken ihre Entftehung der Habgier der Menfchen, welche
nach Metallklammern fachten11).
Hinter dem im Jahre 1873 wieder aufgegrabenen Theater in Faefulae 12) befindet
fich noch ein weiteres Stück Mauer aus dem gleichen Materiale conftruirt, welches
eine auffallende Verfchiedenheit von dem gefchilderten zeigt, indem es aus kleineren
Werkftücken ausgeführt und eine complicirtere Form der einzelnen Steine aufweist.
Die mehr gekünftelte Geftalt derfelben und die Art der Behandlung läfft wohl auf
17-
Mauern
von
Faefulae.
:8.
Boflen-Quade:
'■>) Die Illuftrationen zur »Baukunft der Etrusket« find fammtlich nach Originalzeichnungen und, mit wenigen Aus
nahmen, nach Oiiginalaufnahmen des Verfaffers angefertigt worden.
M) Siehe Theil IT, Bd. i diefes »Handbuches', S. 43.
]1) Vergl. hierüber in demfelben Bande, S. 57 und die Bemerkungen E. Falkener's bei G. Dennis a. a. O., 3. 440.
!-) 1809 von v. Schellersheim entdeckt, ausgegraben und wieder mit Erde zugefchüttet.