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goldeten Bronze-Ziegel des Pantheon herabnehmen; wir kennen fie nur noch aus
Berichten. Dem gleichen Schickfale verfielen auch die Dach-Conftructionen aus
Metall, von denen wenigstens eine bis in das XVII. Jahrhundert erhalten blieb, die
uns eine Aufnahme Serlio's noch im Bilde verewigt hat; es ift dies der 1632 ab-
getragene Bronze-Dachftuhl der Vorhalle des Pantheon in Rom (Fig. 201).
Fig. 201.
^ßfonyqachsfiflil \tr\ar
Am.
208.
Terrafiendach.
209.
Gewölbtes
Dach.
Er beftand aus Bindern, welche fich über dem Mittelfelde aus einem durch
2 Wandbüge geftützten Bundbalken und 2 fich über diefem erhebenden Streben
zufammenfetzten. Auf diefen Bundftreben ruhten auf jeder Dachfläche U- förmige
Dachpfetten und im Scheitel eine Firftpfette von gleicher Form, welche die das
Deckmaterial tragenden Sparren aufzunehmen hatten. 450000 röm. Pfund Metall
wurden beim Abbruch gewonnen 108).
Auch die fünffchiffige Bafilica Ulpia in Rom, von Trojan erbaut, war mit
ehernem Balkenwerk überdeckt und wurde wegen diefer Conftruction von den Zeit-
genoffen als ein Wunder der Baukunft gepriefen.
Die Terraffendächer (Eftrichdächer) wurden nach Plinius (Lib. XXXVI, 62) von
den Griechen erfunden und follen fich nur unter folchen Himmelsftrichen bewährt
haben, unter welchen der Regen nicht friert. Die Deckenbalken wurden mit zwei
fich kreuzenden, nur an den Enden feft genagelten Bretterlagen bedeckt, über diefe
eine Unterlage von Farnkraut oder Spreu gelegt und darauf ein 1 Fufs dicker
Mörtel feft gerammt; diefe Maffe wurde mit einer 6 Finger dicken Deckfchicht
überzogen, auf welche grofse, nicht unter 2 Finger dicke Platten gelegt und ab-
gefchliffen wurden. Der Dachfläche gab man ein Gefälle von l1^ Zoll auf 10 Fufs;
Vitruv verlangt dagegen 2 Zoll Gefälle auf 10 Fufs (Lib. VII, 1).
Als Beifpiel eines vollkommen monumentalen Daches ift noch das über dem
Gefimsrande des Baues fich erhebende Gewölbe anzuführen. Dach und Gewölbe ift
dann eins; ein befonderes Schutzdach über einem folchen Gewölbe, wie es die
fpäteren Architektur-Epochen zeigen, exiftirte bei den Römern nicht.
Die Oberfläche des Gewölbes wurde einfach mit einem feinen Putze oder
Eftrich überzogen oder mit Metallplatten bekleidet, und es war daher die Gewölbe-
form mit der Dachform identifch, oder fie erlitt nur geringe Veränderungen gegen
1C8) Vergl.: Normand , Ch. a. a. O. und die fehr plaufible Reconftruction des Dachftuhles in: Choisy, A. L'art de
batir chez les Romains. Paris 1876. S. 15s u. Fig. 199.
goldeten Bronze-Ziegel des Pantheon herabnehmen; wir kennen fie nur noch aus
Berichten. Dem gleichen Schickfale verfielen auch die Dach-Conftructionen aus
Metall, von denen wenigstens eine bis in das XVII. Jahrhundert erhalten blieb, die
uns eine Aufnahme Serlio's noch im Bilde verewigt hat; es ift dies der 1632 ab-
getragene Bronze-Dachftuhl der Vorhalle des Pantheon in Rom (Fig. 201).
Fig. 201.
^ßfonyqachsfiflil \tr\ar
Am.
208.
Terrafiendach.
209.
Gewölbtes
Dach.
Er beftand aus Bindern, welche fich über dem Mittelfelde aus einem durch
2 Wandbüge geftützten Bundbalken und 2 fich über diefem erhebenden Streben
zufammenfetzten. Auf diefen Bundftreben ruhten auf jeder Dachfläche U- förmige
Dachpfetten und im Scheitel eine Firftpfette von gleicher Form, welche die das
Deckmaterial tragenden Sparren aufzunehmen hatten. 450000 röm. Pfund Metall
wurden beim Abbruch gewonnen 108).
Auch die fünffchiffige Bafilica Ulpia in Rom, von Trojan erbaut, war mit
ehernem Balkenwerk überdeckt und wurde wegen diefer Conftruction von den Zeit-
genoffen als ein Wunder der Baukunft gepriefen.
Die Terraffendächer (Eftrichdächer) wurden nach Plinius (Lib. XXXVI, 62) von
den Griechen erfunden und follen fich nur unter folchen Himmelsftrichen bewährt
haben, unter welchen der Regen nicht friert. Die Deckenbalken wurden mit zwei
fich kreuzenden, nur an den Enden feft genagelten Bretterlagen bedeckt, über diefe
eine Unterlage von Farnkraut oder Spreu gelegt und darauf ein 1 Fufs dicker
Mörtel feft gerammt; diefe Maffe wurde mit einer 6 Finger dicken Deckfchicht
überzogen, auf welche grofse, nicht unter 2 Finger dicke Platten gelegt und ab-
gefchliffen wurden. Der Dachfläche gab man ein Gefälle von l1^ Zoll auf 10 Fufs;
Vitruv verlangt dagegen 2 Zoll Gefälle auf 10 Fufs (Lib. VII, 1).
Als Beifpiel eines vollkommen monumentalen Daches ift noch das über dem
Gefimsrande des Baues fich erhebende Gewölbe anzuführen. Dach und Gewölbe ift
dann eins; ein befonderes Schutzdach über einem folchen Gewölbe, wie es die
fpäteren Architektur-Epochen zeigen, exiftirte bei den Römern nicht.
Die Oberfläche des Gewölbes wurde einfach mit einem feinen Putze oder
Eftrich überzogen oder mit Metallplatten bekleidet, und es war daher die Gewölbe-
form mit der Dachform identifch, oder fie erlitt nur geringe Veränderungen gegen
1C8) Vergl.: Normand , Ch. a. a. O. und die fehr plaufible Reconftruction des Dachftuhles in: Choisy, A. L'art de
batir chez les Romains. Paris 1876. S. 15s u. Fig. 199.