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Durm, Josef
Handbuch der Architektur (Theil 2, Die Baustile ; Bd. 2): Die Baukunst der Etrusker, die Baukunst der Römer — Darmstadt, 1885

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https://doi.org/10.11588/diglit.2021#0282
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274

375-
Grundplan.

276.

Stadthaus:

Atrium.

Thür der der Strafse zugekehrten Giebelfeite, Wärme durch den Herd, deffen Raucr
durch die Eingangsthür abziehen mufs.

Die Diele ift der wefentlichfte Theil des Haufes, um den fich die übrigen Räume
gruppiren und der zu allen Verrichtungen und Hantierungen dient, die im Freien
nicht vorgenommen werden können, der aber auch bei frohen Anläffen als Tanz-
und Feftplatz benutzt wird.

Das Bauernhaus ging dem Stadthaufe voran; gewiffe Eigenthümlichkeiten des
erfteren (Fig. 252) find in das letztere (Fig. 253) hereingetragen worden, und fo
läfft fich im Atrium des Stadthaufes die Diele des Bauernhaufes, in den Alae die
Fleet mit dem Herd, im Tablinum mit feinen Seitengemächern die grofse Wohn-

ftube mit den feitlichen
Fig. 253. Schlafräumen, in den

Cubicula und Läden die
Kammern und Ställe wie-
dererkennen.

In dem einen, wie in
dem anderen concentrirte
fich das Leben der
Familie und die wirth-
fchaftliche Thätigkeit im
Atrium, welche Bezeich-
nung auch ganz allgemein
dem altrömifchen Wohn-
haufe beigelegt wurde.
Herd und Brunnen waren
hier anzutreffen; dieFeuer-
und Wafferftelle umfchlofs
das Atrium mit feinen
Einrichtungen; in diefem
Räume wurde gekocht,
geopfert, gegeffen; an der Rückwand ftand die Truhe (Geldkaften) und das Ehebett
dem Eingang gerade gegenüber; hier fafs auch die Hausfrau mit den Mägden
fpinnend; keine Trennung nach den Gefchlechtern, keine Männer- und Frauen-
abtheilung fchied, wie bei den Griechen, das Haus in zwei Hälften, in eine ävSp«i»vra<;
und eine ywawMdvittg.

Das Atrium mit gefchloffenem Dache (Teßudinatum) und der Beleuchtung
durch die Thür ift die ältefte Form deffelben, die fich auf dem Lande auch wohl
bis in die Kaiferzeit erhielt, während fpäter das Atrium mit einer Lichtöffnung im
Dache jene ältere Form verdrängte.

Das Atrium »teßudinatum« war aber auch zugleich -»disßluviatum«, d. h. das
Regenwaffer wurde nach aufsen geleitet, welcher Umftand das Freiftehen des Haufes
verlangte. Ein freier AmMtus von 21/2 Fufs Breite, der das abfliefsende Waffer
aufnahm, war bei Häufern mit Zeltdächern gefetzlich durch die XII Tafeln angeordnet.
Wohl fchon nach dem gallifchen Brande wurde in Rom, wie wir dies in Pompeji
fehen, Haus an Haus gebaut, und es kam das Atrium compluviatum in Aufnahme,
bei welchem das Meteorwaffer in das Innere geleitet und in einer Cifterne gefammelt
wurde, ehe die Wafferleitungen in Gebrauch kamen.

(iiedersäebsiätbes Bauernhaus.

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