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für die Abhaltung diefer Spiele wurden mit der Zeit befondere, monumentale Bau-
werke errichtet, und zwar früher in Campanien als im kaiferlichen Rom, denen
temporäre Holzbauten, wie das erwähnte Theater des Curio, vorhergegangen find.
Das erfte fbeinerne Gebäude diefer Art in Rom wurde von Staiilius Taurus (29 n. Chr.)
erbaut, ging aber beim Neronifchen Brande wieder zu Grunde.
Ein zweites baute Vefpafian, das Titus dedicirte und Domitian vollendete — das
heute noch in gewaltiger Ruine erhaltene Coloffeum, welches einft 87000 Zufchauer
faffte. Aufser diefem gab es in Rom zur Zeit Conflantins nur noch eines, das
Amphitheatrum caßrenfe, deffen Umfaffungsmauern, in die heutige Stadtmauer mit
hereingezogen und aus fchön geformten und gefügten Backfteinen hergeftellt find.
Der Plan zerfiel auch hier in den Zufchauerraum und den Spielplatz — die
meift elliptifch geftaltete Arena, die nicht immer aus dem feften, gewachfenen Erd-
reich, wie in Pompeji, fondern vielfach aus einem, auf tiefen Mauern ruhenden
Bretterboden beftand. Diefe Mauern umfchloffen aufserdem befondere Gelaffe, die
als Käfige für wilde Thiere, Verfenkungen und Räume für Mafchinerien zu Ver-
wandelungen dienten (Rom, Capua, Puteoli).
Nach Texter find bei den nachflehenden bedeutenderen Amphitheatern die Abmefiungen der
Arena folgende:
der Ellipfe
grofse Axe: kleine Axe:
der Ellipfe
grofse Axe: kleine Axe:
Pozzuoli
Rom .
Capua
Verona
Pola .
Arles .
111,9
83,7
76,i
75,6
70,o
65,8
53,8
45,s
44,3
44,8
39,3
Pompeji .
Nimes
El-Jemm .
Tarragona
Pergamum
66,6
69,i
77,3
84,4
51,o
35,o
38,5
57,3
55,2
37,o
Meter.
Meter.
Aehnlich, wie im Theater, erhoben fich die Sitzplätze in mehreren Rängen,
die durch Gürtelgänge von einander getrennt waren, deren oberften eine Säulen-
halle umzog und welche von Treppen in Cunei getheilt wurden. Die Ordnung war
hier im Wefentlichen diefelbe, wie im Theater; das gemeine Volk und die Frauen
nahmen die oberften Reihen ein. Der Zufchauerraum konnte auch mit dem Zelt-
dach überfpannt werden, deffen Aufziehen durch Seefoldaten gefchah; auch die
Sprengungen mit wohl riechenden Flüffigkeiten fanden hier fo gut, wie im Theater,
ftatt. Für die Abhaltung von Seegefechten konnte an vielen Orten die Arena unter
Waffer gefetzt werden.
Die ringsum laufenden Sitzftufen waren durch zur Arena parallele Mauern,
durch Zwifchenwände, Pfeiler, Bogen und Gewölbe geftützt, und maffive, aus Stein
conftruirte, geradläufige Podeft-Treppen führten zu den Gürtelgängen; durch weit
geöffnete, in doppeltem Ringe den Bau umziehende Arcaden gelangte man zu den
erfteren, während zwifchen den Treppen breite Corridore nach den inneren Ring-
gängen führten (Fig. 310).
Ernfter und maffiger erhebt fich die dem Theaterbau analoge Aufsen-Architektur.
In vier Gefchoffen gliedert fie fich am flavifchen Amphitheater; 80 Bogenöffnungen,
im unteren Gefchoffe, jede 4,20 m weit und 7,os m hoch, durchbrechen die Umfaffungs-
mauern der 185m langen und 156m breiten Ellipfe. Statuen fchmückten die Oeff-
nungen in den zwei oberen Stockwerken; die 2,to m breiten Pfeiler beleben in drei Ge-
fchoffen toscanifche, jonifche und korinthifche Halbfäulen, während die gefchloffenen
361.
Grundplan
und
Einrichtung.
362.
Aufbau.
für die Abhaltung diefer Spiele wurden mit der Zeit befondere, monumentale Bau-
werke errichtet, und zwar früher in Campanien als im kaiferlichen Rom, denen
temporäre Holzbauten, wie das erwähnte Theater des Curio, vorhergegangen find.
Das erfte fbeinerne Gebäude diefer Art in Rom wurde von Staiilius Taurus (29 n. Chr.)
erbaut, ging aber beim Neronifchen Brande wieder zu Grunde.
Ein zweites baute Vefpafian, das Titus dedicirte und Domitian vollendete — das
heute noch in gewaltiger Ruine erhaltene Coloffeum, welches einft 87000 Zufchauer
faffte. Aufser diefem gab es in Rom zur Zeit Conflantins nur noch eines, das
Amphitheatrum caßrenfe, deffen Umfaffungsmauern, in die heutige Stadtmauer mit
hereingezogen und aus fchön geformten und gefügten Backfteinen hergeftellt find.
Der Plan zerfiel auch hier in den Zufchauerraum und den Spielplatz — die
meift elliptifch geftaltete Arena, die nicht immer aus dem feften, gewachfenen Erd-
reich, wie in Pompeji, fondern vielfach aus einem, auf tiefen Mauern ruhenden
Bretterboden beftand. Diefe Mauern umfchloffen aufserdem befondere Gelaffe, die
als Käfige für wilde Thiere, Verfenkungen und Räume für Mafchinerien zu Ver-
wandelungen dienten (Rom, Capua, Puteoli).
Nach Texter find bei den nachflehenden bedeutenderen Amphitheatern die Abmefiungen der
Arena folgende:
der Ellipfe
grofse Axe: kleine Axe:
der Ellipfe
grofse Axe: kleine Axe:
Pozzuoli
Rom .
Capua
Verona
Pola .
Arles .
111,9
83,7
76,i
75,6
70,o
65,8
53,8
45,s
44,3
44,8
39,3
Pompeji .
Nimes
El-Jemm .
Tarragona
Pergamum
66,6
69,i
77,3
84,4
51,o
35,o
38,5
57,3
55,2
37,o
Meter.
Meter.
Aehnlich, wie im Theater, erhoben fich die Sitzplätze in mehreren Rängen,
die durch Gürtelgänge von einander getrennt waren, deren oberften eine Säulen-
halle umzog und welche von Treppen in Cunei getheilt wurden. Die Ordnung war
hier im Wefentlichen diefelbe, wie im Theater; das gemeine Volk und die Frauen
nahmen die oberften Reihen ein. Der Zufchauerraum konnte auch mit dem Zelt-
dach überfpannt werden, deffen Aufziehen durch Seefoldaten gefchah; auch die
Sprengungen mit wohl riechenden Flüffigkeiten fanden hier fo gut, wie im Theater,
ftatt. Für die Abhaltung von Seegefechten konnte an vielen Orten die Arena unter
Waffer gefetzt werden.
Die ringsum laufenden Sitzftufen waren durch zur Arena parallele Mauern,
durch Zwifchenwände, Pfeiler, Bogen und Gewölbe geftützt, und maffive, aus Stein
conftruirte, geradläufige Podeft-Treppen führten zu den Gürtelgängen; durch weit
geöffnete, in doppeltem Ringe den Bau umziehende Arcaden gelangte man zu den
erfteren, während zwifchen den Treppen breite Corridore nach den inneren Ring-
gängen führten (Fig. 310).
Ernfter und maffiger erhebt fich die dem Theaterbau analoge Aufsen-Architektur.
In vier Gefchoffen gliedert fie fich am flavifchen Amphitheater; 80 Bogenöffnungen,
im unteren Gefchoffe, jede 4,20 m weit und 7,os m hoch, durchbrechen die Umfaffungs-
mauern der 185m langen und 156m breiten Ellipfe. Statuen fchmückten die Oeff-
nungen in den zwei oberen Stockwerken; die 2,to m breiten Pfeiler beleben in drei Ge-
fchoffen toscanifche, jonifche und korinthifche Halbfäulen, während die gefchloffenen
361.
Grundplan
und
Einrichtung.
362.
Aufbau.