Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Major, Emil [Editor]; Öffentliche Kunstsammlung Basel [Editor]; Heitz, Paul [Editor]
Einblattdrucke des fünfzehnten Jahrhunderts (Band 11): Holzschnitte des fünfzehnten Jahrhunderts in der öffentlichen Kunstsammlung zu Basel — Straßburg, 1908

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.21231#0020
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Kind Rosenkränze austeilen. Um den Thron herum, hinter
dem sich ein Baldachin erhebt, dessen Rückwand ein
schwarzes Kleeblattmuster überzieht, knieen auf den Bo-
denfliesen links ein Kardinal mit Kreuzstab, zwei Mönche
und eine Nonne; rechts bemerkt man den deutschen Kö-
nig im Eisenharnisch, mit der Krone auf dem Kopfe und
die Reichsfahne in der Hand, einen Edelmann in langer I
Schaube mit Hermelinkragen und eine Edelfrau mit auf-
gelöstem Haar. Alle halten einen Rosenkranz, den sie aus
Marias Händen empfangen haben, anbetend empor.

Der Holzschnitt zeigt ähnliche Behandlung und Be-
malung wie der etwa gleichgroße mit der hl. Ursula und
ihren Gefährtinnen; vgl. Nr. 23.

Entstanden um 1470 — 1480 am Oberrhein.

9. St. Christopherus. H. 288 mm. B. 206 mm.

Unkoloriert; späterer, wohl im 17. Jahrh. vorgenom-
mener Abdruck vom Originalstock.1

Mitten im Fluß, in dem ein Fisch schwimmt, schreitet
Christopherus, den Scheibennimbus um den Kopf, mit
gekürztem Haar und langem Barte, und stützt sich mit j
beiden Händen auf eine entwurzelte Palme, die Blätter |
und Früchte trägt. Das auf seinem Rücken sitzende
Christuskind hat noch das altertümliche, weite, bis auf die
Füße reichende Gewand und den Kreuzscheibennimbus ;
die Rechte segnend erhoben, hält es mit der Linken die
Weltkugel. Am felsigen Ufer rechts, an dem einige Pflan-
zen wachsen, schaut ein Kaninchen aus seinem Bau her-
aus und weiter hinten kniet der Eremit vor der mit einem
Glockenstuhl versehenen Einsiedelei und hebt mit beiden
Händen die Laterne empor. Ganz hinten wächst noch ein
Baum am Felsenufer. Links im Vordergrund treibt eine
Mühle ihr Rad; davor steht ein Esel, der einen gefüllten
Kornsack auf dem Rücken und einen Bauersmann trägt,
der seine Arme auf dem Sack gekreuzt hat. Hinter der
Mühle geht auf einem mit zwei Bäumen besetzten Wege
ein Knecht, einen Sack voll gemahlenen Kornes auf dem
Rücken; er strebt einem auf der Anhöhe stehenden Hause
zu, hinter dem ein Lindenbaum emporragt.

Unter der Darstellung läuft in zwei Zeilen der alte
Spruch:

Ctiftofrjri fariem tue nuaatmmtß tuerift
5(lla ncinpc biß matte mala non motittiä.

Rechts davon, durch ein Kreuz getrennt, steht in
zwei Zeilen das Datum :

cJlMItftmo tttt0 %t° tercio : (mit einer Ranke
als Schlußornament).

Der Originalholzschnitt ist am Oberrhein, wohl in
der Gegend von Konstanz, im Jahre 1423 entstanden und
gehört somit zu den allerfrühesten Erzeugnissen der Drucker-

1 Da das Exemplar aus dem Museum des Remigius Fäesch in Basel
stammt und dieser im 17. Jahrh. sammelte, so kann es keines der von Se-
bastian Roland zu Nürnberg 1775, noch der von Zeune 1821 nach Roland ver-
fertigten Faksimilia sein.

kunst. Der in englischem Privatbesitz befindliche alte, ko-
lorierte Abdruck ist in einem Manuskript vom Jahre 1417
eingeklebt.

10. St. Andreas. H. 133 mm. B. 79 mm. (Depo-
situm des Staatsarchivs zu Basel).

Farben: grün, lackrot (vom Alter gebräunt und ge-
sprungen), gelb, mennig (abgebleicht und abgerieben),
schwarzbraun, blaßbraun.

Vom häufigen Anfassen ist das Blatt stark beschmutzt
und an den beiden Oberecken ausgerissen. Es ist links
oben auf der Vorderseite eines Pergaments aufgeklebt-
dieses bildete den Vorderdeckel einer der Safranzunft zu
Basel gehörigen und 1857 in das Staatsarchiv zu Basel
übergegangenen Papierhandschrift mit Notizen über die
ehemalige St. Andreaskirche.

Auf felsigem Gestein steht der Heilige, eine unter-
setzte, unbeholfene Figur in einer Art Schrittstellung, und
hält mit beiden Händen sein Attribut, das verhältnismäßig
kleine Schrägkreuz empor. Er trägt ein braunes, borten-
besetztes Aermelgewand, über das er ein grüngefüttertes
Oberkleid casulaartig geschlagen hat, und hat langes Haar
sowie einen großen Vollbart. Sein Nimbus hat einen roten
Rand; ebenso läuft um die schwarze Randlinie des Blattes
noch eine Mennigeinfassung. Ueber dem Bilde ist mit
Tinte //// ant ana //// und unten von gleicher Hand anno
önirra 1459 geschrieben. Auf der Innenseite des Perga-
mentdeckels stehen von derselben Hand die Worte:

Item factum et schribtum [sie] est hie intus de saneto andreo
[sie] per me Johannem altenbach i'eria 3ta post festum saneti
sebastian'y anno 1459.

St. Andreas war der Patron der St. Andreasbruder-
schaft der Zunft zu Safran in Basel, deren Gotteshaus,
die St. Andreaskapelle, auf dem heutigen Andreasplatze
stand.

Der Holzschnitt ist um die Mitte des 15. Jahrhunderts,
wahrscheinlich in Basel selbst, oder dann aber in dessen
nächster Umgebung entstanden.

11. St. Katharina von Siena. H. 215 (?) mm.

B. 137 mm.

Farben: hochrot, blau, gelb, geibgrün, hellkarmoisin,
schwarzgrau.

Das Blatt ist unten abgerissen, die linke Randecke
ist ergänzt. — Abgelöst aus einer deutschen Uebersetzung
der Psalmen, ohne Angabe von Druckort und -jähr, deren
Miniator aber seine Arbeit mit dem Jahre 1477 bezeich-
net hat.

Als Dominikanernonne steht St. Katharina von vorn
gesehen da, in weißer Aermelkutte, mit schwarzem Glocken-
mantel, weißem Halstuch und weißem, den Kopf bedecken-
dem und beidseitig tief herabfallendem Schleiertuch. In
der ausgestreckten Rechten trägt sie eine Binde und ein
Kirchenmodell (dreischiffig, mit angebautem Glockenturm),
 
Annotationen