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Schulz, Fritz Traugott [Hrsg.]; Germanisches Nationalmuseum <Nürnberg> [Hrsg.]; Heitz, Paul [Hrsg.]
Einblattdrucke des fünfzehnten Jahrhunderts (Band 13): Die Schrotblätter des Germanischen Nationalmuseums zu Nürnberg — Straßburg, 1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.21233#0015
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1. Christus im Gebet am Oelberg.

In der Mitte des Vordergrundes kniet nach links hin
mit betend erhobenen Händen Christus, bekleidet mit einem
weiten und langen Rock, dessen Saum in brüchigen Falten
den Boden breit bedeckt. Der Rock ist mit kleinen und
in regelmäßiger Anordnung mit größeren Perlen über und
über besät. Das bärtige Antlitz ist im Dreiviertelprofil
gegeben. Beiderseits fallen in welligen Strähnen die Haupt-
haare über die Schultern herab. Ueber der Mitte der Stirn
ringelt sich eine einzelne Strähne. Der Nimbus erscheint
in reicherer Ausbildung wie gewöhnlich. Als äußere Ein-
fassung dient ein schwarzer, beiderseits weiß begrenzter
Reif mit einem in der Mitte umlaufenden Kranz von ein-
zelnen weißen Perlen. In diesen reichen die heraldisch
stilisierten Lilien des inneren Kreuzes, zwischen denen je
ein im Halbkreis geschlossenes Strahlenbüschel bemerkt
wird, mit dem oberen Teil des Mittelblattes hinein. Der
Boden, auf welchem Christus kniet, ist mit Gräsern und
Blumen mannigfachster Art belebt. Vorn links zieht sich,
nach rechts aus leicht begreiflichen Gründen geöffnet, in
flachem Bogen nach dem Hintergrund zu der roh charak-
terisierte Fels, der außen von der Umzäumung des übrigen
Gartens umschlossen wird. Diese besteht in oben zuge-
spitzten Bohlenbrettern, die durch zwei Horizontalleisten
oben und teilweise unten zusammengehalten werden. Das
Holz ist in natürlicher Weise gemasert. Links oben schwebt
über dem Felsen, dessen obere Fläche teilweise mit Gras
bewachsen ist, mit ausgebreiteten Schwingen nur mit dem
halben Körper sichtbar der Engel, mit beiden Händen den
Kelch haltend, über dem eine kreisförmige Hostie. Rechts
hinter der Hauptfigur fließt in diagonaler Richtung ein
anscheinend dem Fels entquillendes Bächlein, über das
als Steg ein darüber gelegtes, starkes Bohlenbrett führt.
Es trennt jene von den drei Jüngern, von denen Jo-

j hannes nach links hin auf der rechten Seite ruht, wäh-
rend Petrus rechts daneben geradeaus gerichtet sitzt,

i das Haupt auf die Rechte gestützt, und weiter nach
hinten Jakobus direkt auf dem Rücken liegt. Die Nimben
der Jünger sind ausgesprochene Strahlenglorien, die bei
Petrus und Johannes von drei weißen Linien begrenzt
werden. Bei Johannes dagegen finden wir als Einfas-
sung die gleiche wie beim Nimbus des Herrn. Die
Jünger tragen Rock und Mantel. Letzterer ist mit gekreuz-
ten, durch weiße Perlen erhöhten Linien bedeckt. Der
Rock des Petrus ist dicht geperlt. Der Boden, auf dem
die Jünger ruhen, hat durch ein zartes Perlenmuster eine
rasenartige Charakterisierung erhalten. Im Hintergrunde
rechts tritt durch das Gartentor, das von einem rechts
über den Zaun herübergekletterten Kriegsknecht, weil
nach innen schlagend, geöffnet festgehalten wird, Judas,
begleitet von einem zweiten Kriegsknecht herein. Er hat
den faltenreichen Mantel mit dem rechten Unterarm empor-
gerafft, so daß der kreuzschraffierte, mit Perlen belebte
Rock frei hervortritt. Die Rechte hält den Beutel. Der
ausgestreckte Zeigefinger der Linken weist nach vorn.
Der struppige Bart, das überlange, stark strähnige Haupt-
haar lassen die bewußte Absicht des Künstlers erkennen,
diese Figur als möglichst widerwärtig hinzustellen. Hinter
dem Zaun schauen zwischen dem Eingangsportal und
einem Baum zur Linken die Köpfe von sieben weiteren
Kriegsknechten mit einer Fackel, zwei Hellebarden, einem
Spieß und einer Waffe mit einseitigem, dreifach gezacktem
Messer hervor. Sie tragen wie auch die zuvor erwähnten
bis auf einen die runde, auch den Nacken schützende
und teilweise mit seitlichen Schutzstücken versehene
Eisenhaube. Jener trägt ein Barett mit hoher Feder. Vor
dem Portal gabelt sich der Weg. Der Boden rechts
und links ist geperlt, sowie mit Blattpflanzen und

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