zieht, um auf der entgegengesetzten Seite in korrespon-
dierender Höhe zu endigen. Das linke Viertel des Bildes
nimmt die Hölle ein, dargestellt als ein portalartiger, auf
den beiden sichtbaren Seiten rundbogig geöffneter Vor-
bau, den schwache Eckpfosten stützen. Er ist über Eck
gesehen. Aus dem flachen Dach und über der vorderen
Oeffnung schlagen Flammen hervor. In letzterer kniet
in härenem Gewand, das ein Zweig um die Hüften zu-
sammenhält, ein bärtiger Mann, die Hände im Gebet
erhoben. Links über ihm, nur wenig sichtbar, Eva. Um
so deutlicher ist Adam gegeben, der von der Hüfte ab
sichtbar über dem Haupte des knieenden Mannes zum
Vorschein kommt, und den Christus mit der Rechten am
rechten Handgelenk faßt. Aus der seitlichen Oeffnung
der Hölle schaut, zur Hälfte sichtbar, der Teufel hervor,
aus zwei Antlitzen Flammen gegen Christus ausspeiend.
Der Boden ist sorgsam geperlt. Nur unterhalb der zer-
brochenen Mitte der Höllenpforte schauen einige Gras-
halme hervor. Im übrigen hebt sich die Darstellung
von schwarzem Untergrunde ab. In der linken unteren
Ecke ein Loch für den Nagel zum Befestigen auf einer
Holzplatte. Als Einfassung dient eine schwarze Linie,
die links oben den von einer Metallplatte herrührenden
scharfen Kanteneindruck erkennen läßt. Sie ist durch
Beschneiden teilweise beeinträchtigt. 10,2 cm h.; 7,7 cm
breit.
Es sind die gleichen technischen Mittel zur An-
wendung gelangt, wie bei den vom gleichen Meister
herrührenden Blättchen «Christus vor Kaiphas» (Nr. 3)
und «Auferstehung Christi» (Nr. 7). Die Sorgfalt in
der Durchführung ist fast noch eine größere. Der
Grabstichel ist in reichem Maße benützt, wozu ja die
nackten Körper auf diesem Bilde hinreichend Gelegenheit
boten. Neben geraden Schraffuren bedient sich der
Meister zur Modellierung des Fleisches auch je nach
Bedarf gekrümmter Striche. Vgl. z. B. den Ellbogen
des Adam. Der Körper des Teufels ist vertikal gestreift
und mit weißen Punkten besät. Das Holz der zerbroche-
nen Höllenpforte ist in natürlicher Weise gemasert. Arbeit
und Abdruck sind von einwandfreier Sauberkeit. Die
künstlerische Qualität ist die gleiche wie bei den ge-
nannten Blättern. Das Antlitz Adams verrät ein freu-
diges Frohlocken.
Zur Kolorierung sind zwei Farben verwandt, näm-
lich ein bald lichteres bald kräftigeres Gelb und ein
saftiges Grün; ersteres für die Fahnenstange, das Fahnen-
kreuz und die untere Hälfte des Wimpels, weiter für die
zerbrochene Höllenpforte, das härene Gewand des in der
Hölle vorn knieenden Mannes und für die Flammen;
letzteres für den Boden, die obere Wimpelhälfte, drei
Blumen der Rankenbordüre und den Zweig als Gurt an
dem härenen Gewände des knieenden Mannes.
Bei der Auktion der Weigeliana am 27. Mai 1872
erzielte das Blättchen mit der zugehörigen Auferstehung
einen Preis von 60 Tlr. (Inv.-Kat. 1795.)
1450-60.
W. u. Z. 340. — Schreiber 2424. — Fr. X. Stö-
ger, zwei der ältesten deutschen Druckdenkmäler,
München 1833, S. 76. — Lehrs, Katalog der im Ger-
manischen Museum befindlichen deutschen Kupferstiche
des 15. Jahrh., S. 13.
Siehe im übrigen das bei dem Blättchen «Christus vor
Kaiphas» (Nr. 3) Bemerkte, dem noch hinzuzufügen wäre,
daß das vorliegende vollkommen eines Textes entbehrt.
9. Das Haupt Christi mit den Leidens-
werkzeugen.
Von schwarzem Grunde hebt sich ein Antoniuskreuz
ab, das als Halt und Mittelpunkt der übrigen Dar-
stellung und ihrer Einzelteile dient. Als das wichtigste
Stück erscheint das Haupt Christi, das über einem Nim-
bus auf dem unteren Teil des Standbalkens aufliegt. Das
Haupthaar ist in der Mitte gescheitelt und fällt in mäßig
starken, symmetrisch gewellten Strähnen beiderseits frei
herab. Der ebenfalls symmetrisch gelockte, kurze Bart
ist in der Mitte geteilt. Eine große Dornenkrone um-
zieht die Stirn. Der Nimbus, den außen eine schwarze
Linie umgrenzt, ist mit feinen dünnen Strahlen in radialer
Anordnung und drei lilienförmigen Blumen, die in Kreuz-
form gestellt sind, belebt. Das Haupt Christi mit dem
Nimbus umrahmt ein breiter Kranz, gebildet aus einem
geflochtenen Dornenreif in der Mitte und einem äußeren
und inneren Reif, der aus fünf weißen, rosettenartig zu-
sammengestellten Punkten mit kleinen Zwischenräumen
komponiert ist. Auf ihm liegen fünf große, fünfblättrige
Rosen auf, von denen die oberste über dem Standbalken
des Kreuzes das links durchstochene Herz enthält. Die
beiden rechts und links darunter befindlichen zeigen die
durchbohrten, mit den inneren Flächen nach oben ge-
kehrten Hände und schließlich die beiden untersten die
durchbohrten Füße. Herz, Hände und Füße heben sich
infolge der angewandten Schraffierung plastisch aus den
Rosen heraus. Vom Querbalken des Kreuzes hängt
links die Geißel, rechts die Rute herab. Dicht neben
beiden steckt je ein Nagel im Holz, die Stellen mar-
kierend, an denen die Hände angenagelt waren. Ein
dritter Nagel, nämlich derjenige für die Füße, wird unter-
halb des Hauptes Christi bemerkt. Die Fläche zwischen
der Geißel und dem Standbalken des Kreuzes nehmen
die Stäbe zum Aufdrücken der Dornenkrone, die drei
Würfel und eine Zange ein, den Raum zwischen der
Rute und jenem eine Hand mit einem Haarbüschel,
der Palmzweig und ein Hammer. Endlich kreuzen sich
über dem Standbalken, an den unteren Bildecken be-
ginnend, durch den dreireifigen Kranz, den Nimbus
und die Rose mit dem Herzen verdeckt und über dem
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dierender Höhe zu endigen. Das linke Viertel des Bildes
nimmt die Hölle ein, dargestellt als ein portalartiger, auf
den beiden sichtbaren Seiten rundbogig geöffneter Vor-
bau, den schwache Eckpfosten stützen. Er ist über Eck
gesehen. Aus dem flachen Dach und über der vorderen
Oeffnung schlagen Flammen hervor. In letzterer kniet
in härenem Gewand, das ein Zweig um die Hüften zu-
sammenhält, ein bärtiger Mann, die Hände im Gebet
erhoben. Links über ihm, nur wenig sichtbar, Eva. Um
so deutlicher ist Adam gegeben, der von der Hüfte ab
sichtbar über dem Haupte des knieenden Mannes zum
Vorschein kommt, und den Christus mit der Rechten am
rechten Handgelenk faßt. Aus der seitlichen Oeffnung
der Hölle schaut, zur Hälfte sichtbar, der Teufel hervor,
aus zwei Antlitzen Flammen gegen Christus ausspeiend.
Der Boden ist sorgsam geperlt. Nur unterhalb der zer-
brochenen Mitte der Höllenpforte schauen einige Gras-
halme hervor. Im übrigen hebt sich die Darstellung
von schwarzem Untergrunde ab. In der linken unteren
Ecke ein Loch für den Nagel zum Befestigen auf einer
Holzplatte. Als Einfassung dient eine schwarze Linie,
die links oben den von einer Metallplatte herrührenden
scharfen Kanteneindruck erkennen läßt. Sie ist durch
Beschneiden teilweise beeinträchtigt. 10,2 cm h.; 7,7 cm
breit.
Es sind die gleichen technischen Mittel zur An-
wendung gelangt, wie bei den vom gleichen Meister
herrührenden Blättchen «Christus vor Kaiphas» (Nr. 3)
und «Auferstehung Christi» (Nr. 7). Die Sorgfalt in
der Durchführung ist fast noch eine größere. Der
Grabstichel ist in reichem Maße benützt, wozu ja die
nackten Körper auf diesem Bilde hinreichend Gelegenheit
boten. Neben geraden Schraffuren bedient sich der
Meister zur Modellierung des Fleisches auch je nach
Bedarf gekrümmter Striche. Vgl. z. B. den Ellbogen
des Adam. Der Körper des Teufels ist vertikal gestreift
und mit weißen Punkten besät. Das Holz der zerbroche-
nen Höllenpforte ist in natürlicher Weise gemasert. Arbeit
und Abdruck sind von einwandfreier Sauberkeit. Die
künstlerische Qualität ist die gleiche wie bei den ge-
nannten Blättern. Das Antlitz Adams verrät ein freu-
diges Frohlocken.
Zur Kolorierung sind zwei Farben verwandt, näm-
lich ein bald lichteres bald kräftigeres Gelb und ein
saftiges Grün; ersteres für die Fahnenstange, das Fahnen-
kreuz und die untere Hälfte des Wimpels, weiter für die
zerbrochene Höllenpforte, das härene Gewand des in der
Hölle vorn knieenden Mannes und für die Flammen;
letzteres für den Boden, die obere Wimpelhälfte, drei
Blumen der Rankenbordüre und den Zweig als Gurt an
dem härenen Gewände des knieenden Mannes.
Bei der Auktion der Weigeliana am 27. Mai 1872
erzielte das Blättchen mit der zugehörigen Auferstehung
einen Preis von 60 Tlr. (Inv.-Kat. 1795.)
1450-60.
W. u. Z. 340. — Schreiber 2424. — Fr. X. Stö-
ger, zwei der ältesten deutschen Druckdenkmäler,
München 1833, S. 76. — Lehrs, Katalog der im Ger-
manischen Museum befindlichen deutschen Kupferstiche
des 15. Jahrh., S. 13.
Siehe im übrigen das bei dem Blättchen «Christus vor
Kaiphas» (Nr. 3) Bemerkte, dem noch hinzuzufügen wäre,
daß das vorliegende vollkommen eines Textes entbehrt.
9. Das Haupt Christi mit den Leidens-
werkzeugen.
Von schwarzem Grunde hebt sich ein Antoniuskreuz
ab, das als Halt und Mittelpunkt der übrigen Dar-
stellung und ihrer Einzelteile dient. Als das wichtigste
Stück erscheint das Haupt Christi, das über einem Nim-
bus auf dem unteren Teil des Standbalkens aufliegt. Das
Haupthaar ist in der Mitte gescheitelt und fällt in mäßig
starken, symmetrisch gewellten Strähnen beiderseits frei
herab. Der ebenfalls symmetrisch gelockte, kurze Bart
ist in der Mitte geteilt. Eine große Dornenkrone um-
zieht die Stirn. Der Nimbus, den außen eine schwarze
Linie umgrenzt, ist mit feinen dünnen Strahlen in radialer
Anordnung und drei lilienförmigen Blumen, die in Kreuz-
form gestellt sind, belebt. Das Haupt Christi mit dem
Nimbus umrahmt ein breiter Kranz, gebildet aus einem
geflochtenen Dornenreif in der Mitte und einem äußeren
und inneren Reif, der aus fünf weißen, rosettenartig zu-
sammengestellten Punkten mit kleinen Zwischenräumen
komponiert ist. Auf ihm liegen fünf große, fünfblättrige
Rosen auf, von denen die oberste über dem Standbalken
des Kreuzes das links durchstochene Herz enthält. Die
beiden rechts und links darunter befindlichen zeigen die
durchbohrten, mit den inneren Flächen nach oben ge-
kehrten Hände und schließlich die beiden untersten die
durchbohrten Füße. Herz, Hände und Füße heben sich
infolge der angewandten Schraffierung plastisch aus den
Rosen heraus. Vom Querbalken des Kreuzes hängt
links die Geißel, rechts die Rute herab. Dicht neben
beiden steckt je ein Nagel im Holz, die Stellen mar-
kierend, an denen die Hände angenagelt waren. Ein
dritter Nagel, nämlich derjenige für die Füße, wird unter-
halb des Hauptes Christi bemerkt. Die Fläche zwischen
der Geißel und dem Standbalken des Kreuzes nehmen
die Stäbe zum Aufdrücken der Dornenkrone, die drei
Würfel und eine Zange ein, den Raum zwischen der
Rute und jenem eine Hand mit einem Haarbüschel,
der Palmzweig und ein Hammer. Endlich kreuzen sich
über dem Standbalken, an den unteren Bildecken be-
ginnend, durch den dreireifigen Kranz, den Nimbus
und die Rose mit dem Herzen verdeckt und über dem
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