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Heitz, Paul [Hrsg.]
Einblattdrucke des fünfzehnten Jahrhunderts (Band 2): Einzel-Holzschnitte des fünfzehnten Jahrhunderts in der Kgl. Hof- und Staatsbibliothek München / — Straßburg: J.H.Ed. Heitz (Heitz & Mündel), 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.61935#0019
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8. Christus am Kreuz mit Maria und Jo-
hannes. Der Heiland hängt, mit dem Lendentuch be-
kleidet, am Kreuz, das nicht ganz in der Mitte des Bildes
angebracht, sondern etwas nach links geraten ist; er
trägt Dornenkrone und kreuzbelegten Nimbus. Links steht
Maria in Mantel mit Kopftuch und Heiligenschein, ihre
linke Hand auf die Brust legend. Der Randstrich schneidet
Teile ihres Gewandes ab. Rechts steht Johannes in fal-
tigem, am Boden aufschleppendem Gewand, mit wallen-
dem Haupthaar und Heiligenschein, mit seiner rechten
Hand sein Gewand zusammenhaltend. Die untere und die
rechte Randlinie sind weit dicker als die linke und die
obere und laufen bis zu den Papierrändern weiter. 64: 52.
Nicht bei Schreiber.
Bemalung: grün, gelb, karmoisinlack, hellbraun.
Schwarzer Druck.
Eingeklebt in dem oben bei Nr. 1 beschriebenen
Tegernseer Cod. lat. 19802 auf Bl. 23v zu Meditationen
über die Passion Christi. Bildete zweifellos das Eckbild-
chen einer auf einem großen Blatt abgedruckten Zusammen-
stellung gleichartiger biblischer und Heiligendarstellungen.
Vgl. oben S. 7. Das Bildchen scheint Schreiber, der die
übrigen in dem gleichen Handschriftenband eingeklebten
Holzschnitte sämtlich beschrieb, entgangen zu sein.
9. Die Grablegung. In einer Kapelle, deren
Decke ein Kreuzgewölbe bildet und in deren rechter und
linker Wand eine Oeffnung mit Bogenrundung sich be-
findet, während der Boden mit Quadraten belegt ist, steht
ein Sarkophag, dessen Seitenwände aus Quadraten mit
gotischen Ornamenten zusammengesetzt sind. Hinter dem
Sarkophag stehen Maria, sich niederbeugend und den
Leichnam Christi umfassend, Johannes, die Hände er-
hebend, Maria Magdalena, ein Salbgefäß tragend, und
noch eine heilige Frau, sämtliche mit doppelrandigem
Heiligenschein. Links vorn steht Josef von Arimathia in
eigenartiger Gewandung mit turbanartiger Kopfbedeckung
und hilft den Leichnam in den Sarkophag legen. Der
Zeichner war offenbar bestrebt, dem Gesicht Josefs semi-
tisches Aussehen zu geben. Ueber den Holzschnitt, doch
noch auf dessen Papier hat eine Hand des 15. Jahrhun-
derts geschrieben: Omnis Christi a(mor?) est nostra in-
struccio. Doppelte Randlinien. 190 :134.
Schreiber 2897 (517 a).
Teufel 3658.
Bemalung: grün, gelb, karmoisin, braun.
Schwarzer Druck.
Ueber den Cod. germ. 673, auf dessen Vorderdeckel
innen eingeklebt sich dieser Holzschnitt findet, ist oben
bei Nr. 6 näheres angegeben. Nach den dort gemachten
Feststellungen ist anzunehmen, daß das Grablegungsbild
wie das am Rückdeckel eingeklebte Kreuzigungsbild im

Jahre 1468 vorhanden war. Es ist mit den gleichen Farben
koloriert wie letzteres. Auch die Ueberschrift über dem
Bild stammt von der gleichen Hand wie die Aufschriften
auf der Kreuzigung. (Vgl. die Teufelsche Photographie.)
Der Schnitt der Grablegung ist ein sehr unbeholfener
und schlechter und stammt jedenfalls von einem anderen
Holzschneider als die Kreuzigung und die mit ihr ver-
wandten Holzschnitte. Nichtsdestoweniger wird es aus
der gleichen Zeit und Gegend stammen und kann, da
Größenverhältnisse und Randung jenen Holzschnitten ent-
sprechen, zur gleichen Serie gehört haben, trotzdem es
von ungeschickterer Hand geschnitten ist als jene Blätter.
10. Mariä Verlobung. Links steht Josef bar-
häuptig, bekleidet mit Untergewand und Mantel, in seiner
linken Hand einen Blumenstengel nach abwärts haltend;
seine rechte Hand reicht er der rechts stehenden Maria,
welche Untergewand mit Mantel trägt; vom Haupte, auf
welchem sie eine Krone und einfachen Heiligenschein
trägt, wallen die Haare lang herab. Hinter den beiden,
geradeaus nach vorn gerichtet, steht der Hohepriester in
bischöflichem Ornat und führt mit seinen Händen die
Hände der beiden Verlobten zusammen. Hinter dem Hohen-
priester sind zwei Engel mit großen Flügeln sichtbar, vor
diesen rechts und links je eine weibliche Person. Das
Dach ist von fünf Stützen getragen; in den beiden oberen
Ecken befinden sich kleeblattförmig endigende Verzierungen.
Dünner innerer und dicker äußerer Rand. 185 : 124.
Schreiber 2900 (634 a).
Teufel 3656.
Bemalung : grün, gelb, karmoisinlack, grau, violett.
Brauner schwacher Druck.
Der Holzschnitt findet sich in dem Cod. lat. 373,
einer Pergamenthandschrift aus der Bibliothek Hartmann
Schedels. Das Bild ist dort auf der leeren Vorderseite
des ersten Pergamentblattes aufgeklebt. Es dürfte 1450
bis 1460 zu Nürnberg hergestellt sein.
11. Christus wird ans Kreuz geschlagen.
Auf einem Hügel liegt das Kreuz, darauf Christus, mit
dem Lendentuch bekleidet, auf dem Haupte die Dornen-
krone und einen Nimbus, welcher mit einem geschweiften
doppelrandigen Kreuze belegt ist (wie oben bei Nr. 7).
Sein linker Arm wird von einem Mann an den Kreuzes-
balken gehalten; der Mann, von rückwärts gezeichnet,
sitzt in Kniebeuge da und hat mit seiner rechten Hand
den Hammer zum Schlage erhoben, um den Nagel durch
die Hand Christi zu treiben. Christi rechter Arm hängt
seitwärts herab. Zu Füßen Christi kniet ein zweiter
Mann, welcher sein linkes Knie gegen den Kreuzesstamm
drückt, während er mit seiner Hand den Hammer em-
porschwingt, um den Nagel durch Christi Füße zu
schlagen. Links vorn kniet an einem Amboß ein dritter
 
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