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Heitz, Paul [Hrsg.]
Einblattdrucke des fünfzehnten Jahrhunderts (Band 2): Einzel-Holzschnitte des fünfzehnten Jahrhunderts in der Kgl. Hof- und Staatsbibliothek München / — Straßburg: J.H.Ed. Heitz (Heitz & Mündel), 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.61935#0027
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32. Hl. Florian. In der Mitte steht der Heilige mit
Nimbus in eleganter Ritterrüstung. Links erblickt man
eine brennende Kirche, auf welche er aus einem Kübel
Wasser herabgießt. In seiner linken Hand hält er eine
Fahne, auf welcher ein Kreuz sich befindet, an langer
Stange mit rautenförmiger Spitze. Rechts im Hintergrund
steht ein Baum. Der Boden ist mit Grasbüscheln be-
wachsen. Doppelte Randlinien. 70 : 61.
Schreiber 2945 (1422a).
Bemalung: grün, gelb, ziegelrot, karmoisinlack, grau,
gold.
Grauer Druck.
Ueber die Handschrift, Cod. lat. 2972, auf deren
Rückdeckel innen dieses sehr fein geschnittene Bildchen
sich befindet, vgl. oben die Beschreibung von Nr. 13.
Die Eleganz des Schnittes der Linien der Rüstung macht
die örtliche Zuweisung des Holzschnittes sehr schwierig.
Schreiber hat hervorgehoben, daß die Arbeit jener von
niederländischen Holztafeldrucken nicht nachstehe, aber
nach der Bemalung stamme das Blatt aus Augsburg.
Zeitlich dürfte es um 1470 zu setzen sein.
33. Hl. Franziskus. Der Heilige in der Kutte
und mit Tonsur kniet links, doppelrandigen Heiligenschein
auf dem Haupte, die Stigmatisation empfangend von dem
rechts oben erscheinenden Kruzifix her, welcher von sechs
Flügeln getragen wird. Rechts vorn sitzt der Schüler, die
Aermel der Kutte ineinander steckend, die Kapuze über
das Haupt gezogen, ein Buch auf dem Schoß haltend.
Links im Hintergründe steht auf einem hohen Felsen eine
Kirche, weiter rechts unten folgen hohe Bäume, dann eine
Stadt mit Türmen und einer Kirche und rechts außen ein
Ziehbrunnen mit hochgezogenem Eimer. Um den Heiligen
tummeln sich sieben verschiedene Tiere. Unter der Dar-
stellung ist in fünf Zeilen folgende Inschrift in gotischen
Buchstaben in Holz geschnitten: ^eiliger fanb toirhiger
hattet fanöt jFranttfrug ein bienet Sfefu Ctjrifti hnb
ein teuft aller bet menfrfjen bie bir Fjie bienen hnb bidj
anruffen hnb bidj eren mit peiten hnb haften feyern
altnufen gehen hnb anber gutte taerdt WÖ pitt bidj
ba£ bu gnt für midj pittejt bet bidj begoßet Tjat mit
ben Ijeiligen funff tounben Stiö et bir erfdjein gnü mir
taillige armut fcufdjeit gefjorfamfteit rein hnb leit meiner
funben hnb ba£ einig leben SCmen || Cafpar. Mäßig
breiter Rand; links etwas beschnitten; die rechten Ecken
abgerissen. 385 : 252.
Nicht bei Schreiber.
Bemalung: grün, gelb, graubraun, dunkelgrau, kar-
moisinlack, schwarz.
Ungleichmäßiger grauschwarzer Abdruck.
Wie das schöne Blatt oben Nr. 16 (vgl. daselbst) ist
dieser große Holzschnitt in einem aus dem Franziskaner-
kloster zu Ingolstadt stammenden Inkunabelband einge-

klebt, und zwar als Innenschmuck des Rückdeckels. Daß
der Band in jenem Franziskanerkloster seinen Bilder-
schmuck erhalten hat, wie ich oben bei Nr. 16 äußerte,
wird gerade durch die Wahl des Bildes des Ordens-
stifters zur Ausschmückung sehr wahrscheinlich. Besonders
wichtig ist uns das Blatt dadurch, daß es zu den nicht
vielen gehört, auf denen uns der Holzschneider seinen
Namen überliefert hat. Denn dieses Wort Caspar in
der rechten unteren Ecke soll uns zweifelsohne den Ver-
fertiger nennen. Von ihm besitzen wir auch schon einige
andere Holzschnitte; zwei davon hat Schreiber in seinem
Manuel unter Nr. 943 (Christus am Kreuz mit Engeln)
und Nr. 1191 (Hl. Anna) beschrieben (vgl. auch Manuel III,
S. 303). Ein dritter Holzschnitt des gleichen Holzschneiders
tauchte dann vor mehreren Jahren im Besitz des Antiqua-
riates Jacques Rosenthal in München auf und wurde von
Schreiber in der Zeitschrift für Bücherfreunde XI, 380
beschrieben, eine merkwürdige Darstellung: Frau Venus
und der Verliebte. Nun kann ich hier als einen vierten
Holzschnitt jenes Caspar das große Blatt des hl. Franziskus
mitteilen. Abgesehen von der Figur des Heiligen selbst,
welcher eine gewisse, sorgfältige Darstellung nicht abzu-
sprechen ist, ist das Blatt nicht eben gut geschnitten, und
besonders das Beiwerk ist sehr oberflächlich behandelt.
Mit dem viel besser gezeichneten und geschnittenen Blatt
oben Nr. 16, welches in dem gleichen Band enthalten
ist, steht es in keinem direkten Zusammenhang. Ein be-
sonderer Künstler ist Caspar nicht gewesen. Seine Heimat
sucht Schreiber, wohl mit Recht, in Regensburg. Unser
Blatt ist gegen 1480 zu datieren.
34. Hl. Genoveva. Die Heilige steht da, nach
vorn blickend, ein wenig nach links gewendet, im Unter-
gewand mit Mantel, welchen sie mit ihrer linken Hand
am Gürtel zusammenhält. In ihrer rechten Hand trägt sie
eine Kerze. Auf dem Haupte hat sie eine Krone und
doppelrandigen Heiligenschein. Am Boden stehen Gras-
büschel. Einfache Randlinie. 177 : 102.
Schreiber 2946 (1433 a).
Teufel 3660.
Bemalung: grün, gelb, braunrot, graugelb.
Schwarzer Druck.
Dieser sehr grobe und rohe Holzschnitt ist einge-
klebt auf der Innenseite des Rückdeckels des Cod. lat.
3112 b. Vgl. über diese Handschrift oben bei Nr. 25 und
27. Der Holzschnitt ist wahrscheinlich ein Nachschnitt
einer besseren Vorlage und ist (in Bayern?) um 1470
entstanden.
35. Hl. Gertrud. Die Heilige steht etwas nach
links gewendet da in Nonnentracht mit Heiligenschein,
in ihrer linken Hand den Aebtissinnenstab (die hl. Gertrud
war Aebtissin von Nivelles), in ihrer Rechten ein Buch

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