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Heitz, Paul [Editor]
Einblattdrucke des fünfzehnten Jahrhunderts (Band 2): Einzel-Holzschnitte des fünfzehnten Jahrhunderts in der Kgl. Hof- und Staatsbibliothek München / — Straßburg: J.H.Ed. Heitz (Heitz & Mündel), 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.61935#0031
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ist. Auf ihm eine querlaufende Wunde, aus der Bluts-
tropfen herabquellen. Feiner Rand. Das Papier ist längs
des Striches der Wunde durchschnitten. 112:83.
Schreiber 2966 (1797 a).
Bemalung: grün, blau, karmoisin.
Schwarzer Druck.
Eingeklebt auf den Vorderdeckel des Cod. germ. 389,
erst über ein Exlibris der Münchener Hofbibliothek des
17. Jahrhunderts. Trotzdem wird es sich wohl schon
früher in diesem aus Hartmann Schedels Bibliothek stam-
menden Band befunden haben und zu Nürnberg gegen
Ende des 15. Jahrhunderts entstanden sein. Schreiber wies
auf die Aehnlichkeit des Blattes mit seinen Nrn. 1797
und 1798 hin. Die Linienführung des Bildes erinnert
auch sehr an das Blatt, welches Molsdorf in seinen
Holzschnitten und Schrotblättern aus der Königlichen
und Universitätsbibliothek Breslau unter Nr. 13 wieder-
gegeben hat. Vgl. was daselbst über den Schnitt im
Papier gesagt ist. Ich glaube, daß der Schnitt mit voller
Absicht schon bei der Herstellung jener Bilder gemacht
wurde.
49. Die zehn Gebote. Zehn Bilder in zwei Rei-
hen von je fünfen. Ueber jedem Bild der Text des Ge-
botes deutsch. Vom ersten Bild sind nur geringe Reste
vorhanden. 2. Gebot: (©)u falt nit ftljtaeren (üc)p
ftinEin nanien. Zwei Spieler an einem Tisch, auf dem
Würfel und Geld liegen. Links ein Priester, oben ein
Teufel. 3. Gebot: T>u falt ben feicttag Ijeiligen. Ein
Messe lesender Priester am Altar, dahinter knieend ein
Mann mit einer langen Kerze und eine Frau. 4. Gebot:
T>u falt batet biiij mutet efjren. Vor Vater und Mutter
knieen zwei Kinder; links oben schwebt ein segnender
Engel über der Gruppe. 5. Gebot: T>u falt niemant
tobten. Ein Mann mit zwei langen Dolchen dringt auf
einen andern wehrlosen Mann ein. Oben ein Teufel.
6. Gebot: zum größten Teil weggerissen. 7. Gebot:
<Du falt nit tanfieüfdj fein. In einer Mauerumfriedigung
sitzt ein Liebespaar. Darüber ein Teufel. 8. Gebot:
<Du falt fiatn falfrtj jeutftnuß geben. Vor einem Rich-
ter mit Stab stehen zwei Männer, von denen der eine
die Hand zum Schwur erhebt. Oben ein Teufel. 9. Ge-
bot: Thi falt Hains anberen etoeiü üegeren. Vor einem
Torbogen umarmt ein Mann eine Frau. Oben ein Teufel.
10. Gebot: Thi falt ftani£ anbern gut£ begtren. An
einem Tisch sitzt ein Mann; vor ihm auf dem Tisch lie-
gen zwei Haufen Geldes; von links nahen zwei Männer.
Wurmstichig und zerrissen, unten beschnitten. Rechts
dicker, oben dünner Rand. (360: 220).
Ohne Wasserzeichen.
Schreiber 1848.
Teufel 3688.

Bemalung: grün, gelb, karmoisin.
Schwarzer Druck.
Dieses leider nicht gut erhaltene Blatt (Signatur Xyl.
55; unbekannter Herkunft) ist trotz des rohen Schnittes
nicht ohne Interesse wegen seiner Genredarstellungen.
Es steht in Beziehungen zu dem Blatt Schreiber 1846,
welches Schreiber in die gleiche Zeit, 1480—1490, ver-
setzt, welches jedoch meiner Meinung nach etwas nach
dem unsrigen angefertigt sein wird. Beide Blätter erachtet
Schreiber mit Recht als fränkische Erzeugnisse.
50. Glaubensbekenntnis mit Apostel-
Figuren ; Teilblatt: Die Apostel Judas und
Mathias. Links steht, halb nach links gewendet, der
Apostel Judas, über dem Untergewand einen Mantel tra-
gend; unten sind die beiden nackten Füße sichtbar.
Ueber dem vollbärtigen Haupt schwebt ein doppelran-
diger Heiligenschein. Auf seiner rechten Hand, die unter
dem sich darüber bauschenden Mantel verborgen ist,
trägt er ein aufgeschlagenes Buch, in welchem er liest;
in seiner linken Hand hält er eine Keule, sie gegen die
Schulter lehnend. Die rechts davon befindliche Figur des
hl. Mathias ist (wohl schon in alten Zeiten) ausgeschnitten
und entfernt. Ueber jedem der beiden Apostel steht in
gotischen Buchstaben zunächst eines jeden Name und
darüber dann je ein Satzteil aus dem Credo, über Judas:
^anrtuH Sfubaö, darüber: €arni^ refureccioncin, wobei
das t£ in letzterem Worte verschnitten ist, über Mathias:
^anrtuö jBatljia^, darüber: uitain cternam Stnie.
Darnach ist kein Zweifel, daß hier das letzte Blatt eines
Credo mit Darstellungen der Apostel vorliegt. Der
Boden ist mit Grasbüscheln und Blumen geziert. Der
Hintergrund ist mit Eichblatt-Linien ausgefüllt, die von
einer anscheinend die Mitte durchziehenden Galerie
ausgehen und vielleicht stilisierte Teppichfalten an-
deuten sollen. Ausgeschnitten aus dem Papier ist nicht
bloß die Figur des Apostels Mathias, sondern auch
der zwischen jener Galerie und den oberen Spruch-
räumen befindliche Hintergrund. An dessen Stelle war
als Unterlage, bevor das ausgeschnittene Bild befestigt
wurde, ein anderes Papier hingeklebt worden, mit brauner
Oberfläche und eigenartigen ornamentalen Pressungen.
Es wurde in unserer Reproduktion nicht wiedergegeben,
damit allein der Holzschnitt zur Geltung komme, bringt
aber beim Original einen merkwürdig zierenden Eindruck
hervor. (Das gepreßte Papier selbst ist ein nicht zu über-
sehendes Denkmal der Erzeugung von gepreßten Zier-
papieren im 15. Jahrhundert.) Den Holzschnitt begrenzt
eine dicke Randlinie. 274: 194.
Schreiber 2964 (1759 a; richtiger wäre 1852 a).
Bemalung: grün, gelb, ziegelrot, karmoisin, braun.
Schwarzer Druck.

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