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Pfeiffer, Maximilian [Hrsg.]; Königliche Bibliothek <Bamberg> [Hrsg.]; Heitz, Paul [Hrsg.]
Einblattdrucke des fünfzehnten Jahrhunderts (Band 24): Einzel-Formschnitte des fünfzehnten Jahrhunderts in der Königl. Bibliothek Bamberg: mit erläuterndem Text — Straßburg, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.20772#0012
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bekleidet, die rechte Hand auf die Seitenwunde legend, die linke segnend empor-
streckend. Gott Vater trägt in der Linken die Weltkugel, worauf die Taube als
Sinnbild des heiligen Geistes sitzt. Das Blatt, mit einfachen Randlinien, eine schlechte
Kopie aus dem 19. Jahrhundert mit schreiendem Kolorit gelb, hellblau, moosgrün
und schmutziggrau, ist bei Schreiber nicht erwähnt.

Ferner Blatt VI Ba 8} die heilige Apollonia, 77 : $6. Die Heilige, nach rechts
gewendet, trägt in der Rechten eine große Zange, in die ein Zahn mit nach oben
gekehrter Wurzel eingeklemmt ist. Die Linke hält den über das grüne Untergewand
gezogenen dunkelbordeauxroten Mantel vor der Leibesmitte zusammen. Um den
schwarzen Randstrich breiter zinnoberroter Streifen. Bei Schreiber nicht genannt.

Endlich ein Kupferstich in Mappe j6: Maria mit dem Kinde. Ein romanisches
Portal eröffnet den Blick in ein Gemach, das links im Hintergrunde die Fernsicht
in einen Gang zeigt. Rechts ist ein mit Maserwerk geziertes Fenster, dessen Läden
zurückgeklappt sind. Links vor der durch eine Säule gegliederten Wand befindet
sich ein gotischer Stuhl mit einem Kissen. Davon hat sich Maria eben erhoben.
Ueber dem Stuhl ist ein Bücherbrett mit Büchern angebracht. Die heilige Jung-
frau ist nach rechts gewendet. Das Haar wallt unter der Gloriole bis zur Leibesmitte.
Das Untergewand ist tief ausgeschnitten und hoch gegürtet. Der Mantel fließt in
großen Falten, das Untergewand läuft in eine reiche Schleppe aus. Auf ihrem linken
Arm sitzt der Jesusknabe mit entblößtem Oberkörper, in der Linken eine Blume haltend.
Das Haar ist gelockt, im Nimbus sind Strahlen angedeutet. Mutter und Kind blicken
zu einem rechts auf dem plattenbelegten Boden knieenden Manne. Seine große Tonsur,
der Habit und Stab charakterisieren den Abt. Er hält die Hände zum Gebet gefaltet,
das ein über ihm aufstrebendes Schriitband verkündet;

Jefu + verbum + / fumi + patris
ferua + leruos + / tue + matris +

Ohne Bemalung. Das Blatt scheint eine Kopie aus dem 18. Jahrhundert zu sein.
272 : 200.

Oben und unten sind Inschriften, welche über Alter und Meister des Blattes
Aufschluß geben. Sie lauten:

oben: Ludwicus + abbas + anno + domini -j- 1477 +
unten : Wolfgangus + aurifaber +

Eine große Anzahl, mehr als hundert, der Holzschnitte aus dem Ende des fünf-
zehnten Jahrhunderts ist aus Inkunabeln ausgeschnitten. Der sonst so feinsinnige Joseph
Heller hatte die heute kaum verständliche Gewohnheit, aus allen Druckwerken die
Illustrationen auszuschneiden und sie der Sammlung seiner Graphica einzuverleiben.
Daß dadurch wertvolle Druckdenkmale zugrunde gingen wurde nicht beachtet; das
nächste Ziel, Vermehrung seiner ihn zumeist interessierenden Formschnitte, galt dem

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