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Pfeiffer, Maximilian [Hrsg.]; Königliche Bibliothek <Bamberg> [Hrsg.]; Heitz, Paul [Hrsg.]
Einblattdrucke des fünfzehnten Jahrhunderts (Band 24): Einzel-Formschnitte des fünfzehnten Jahrhunderts in der Königl. Bibliothek Bamberg: mit erläuterndem Text — Straßburg, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.20772#0015
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A. HOLZSCHNITTE.

1. Jesus am Oelberg. (VI A a 54). Inmitten des
von einem Bretterzaun umgebenen Gartens kniet Jesus
nach rechts gewendet. Sein Haupt ist von einem orna-
mentierten Nimbus umgeben. Die Hände sind zum Gebet
gefaltet. Das Gewand fließt in reichem Faltenwurfe. Rechts
auf dem Felsen steht ein Kelch, darin ein kleines Kreuz.
Rechts, im Vordergrund, dem Beschauer den Rücken zu-
wendend, ist an einen Felsblock einer der Jünger, Johannes,
schlafend hingelehnt. Links schläft Petrus, den Kopf in
die rechte Hand stützend, die linke am Griff des Schwer-
tes. Hinter ihm wird die obere Gesichtshälfte des dritten
Jüngers sichtbar. Alle drei Jünger sind mit doppelran-
diger Gloriole geschmückt. Links im Hintergrund führt
Judas, der in der Linken den Beutel mit dem Verräter-
lohn hält und mit der rechten Hand auf den knieenden
Heiland deutet, die Kriegsknechte durch die Gartentür
herein. Der erste, unbewaffnet, hält eine Fackel, die
andern tragen Fahnen, Speere, Hellebarden, eine große
Gabel. Die Köpfe sind mit Hirnhauben oder spitzen
Eisenmützen bedeckt. Die Landschaft ist hügelig, mit
Bäumen und Sträuchern besetzt. Der Rasen ist mit Gras
und Blumen bewachsen, ein sandiger Weg windet sich
von der Gartenpforte zur Stelle, wo Jesus kniet. Die Ge-
wänder sind faltenreich und brüchig.

Bemalung: verblaßt hellblau, hellbraun, zinnoberrot,
grau, grün. Schwarzer Druck mit einfacher Randlinie.
Das Blatt ist stark beschädigt, die rechte untere Ecke
abgerissen.

247 : 174.

Um 1500.

Fränkische, wohl Nürnberger Arbeit. Der Schnitt er-
innert an die Umgebung von Wohlgemuth.
Schreiber 187.
Aus der Sammlung Heller.

2. Die Kreuznagelung. Auf dem von links nach
rechts liegenden T-Kreuze ist der Heiland ausgestreckt.
Das Haupt ist mit Kinnbart dargestellt, die Gloriole um
die Dornenkrone. Der mit dem Lendenschurze bekleidete
Leib ist blutüberronnen. Die rechte Hand ist angenagelt,
ein Mann schlägt mit dem Hammer auf den Nagel, der
die Linke anzuheften bestimmt ist, ein anderer setzt den
Nagel an für die übereinandergelegten Füße, welche ein
dritter mit einem Strick zusammengebunden niederzieht.
Dieser ganz den Vordergrund füllende Mann liegt direkt
auf dem Rücken und stemmt das linke Bein gegen den
Kreuzstamm. Links steht ein bärtiger Mann, durch einen
spitzen Hut als Jude gekennzeichnet, der zusieht. Die
andern drei Gesellen sind bartlos; der eine, welcher
die Füße annagelt, erinnert besonders stark an die kurz-
halsigen Gestalten, wie sie in den Passionsszenen der

Blätter 4, 5, 6 des I. Bandes der Formschnitte unserer

<

Bibliothek zu sehen sind.

Bemalung: ziegelrot, rotlack, blaßrot, ockergelb, grün,
braun, blau, gold oxydiert. Schwarzer Druck. Die Bemalung
ist sehr roh ausgeführt. Der Schnitt steht schief auf dem
Papier und scheint mit dem Reiber gefertigt. Er hat
doppelte Randlinien. 70: oben 61, unten 59 l(v

Geschichte und Provenienz: Das wurmstichige Blatt
befand sich in der Handschrift Msc. theol. 223 (Q. V.
 
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