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Pfeiffer, Maximilian [Hrsg.]; Königliche Bibliothek <Bamberg> [Hrsg.]; Heitz, Paul [Hrsg.]
Einblattdrucke des fünfzehnten Jahrhunderts (Band 24): Einzel-Formschnitte des fünfzehnten Jahrhunderts in der Königl. Bibliothek Bamberg: mit erläuterndem Text — Straßburg, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.20772#0016
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75), welche verschiedene theologische Traktate enthält.
Der Codex ist aus mehreren ursprünglich selbständigen
Teilen zusammengesetzt, die selbst wieder von verschie-
denen Händen geschrieben wurden, z. B. Blatt 222' in
Langheim, Bl. 139 liber fratris iohannis nurperg. In seiner
jetzigen Gestalt stammt der Codex aus der Bibliothek des
Bamberger Karmeliterklosters. Der Holzschnitt wurde von
der Innenseite des vorderen Einbanddeckels abgelöst.
Blatt 222' steht die Jahreszahl 1418.

Der Einband weist auf die Mitte des 15. Jahrhunderts.

Der Holzschnitt ist fränkische Arbeit und darf noch
vor 1440 angesetzt werden.

Erwähnt bei Leitschuh-Fischer, Katalog der Hand-
schriften, 1. Band, 1. Abteilung, S. 804.

3 Die Madonna mit dem Kinde. Das ge-
krönte Haupt der als Brustbild dargestellten Madonna
umzieht ein doppelter mit Sternen besetzter Nimbusreif.
Die Jungfrau trägt ein graues Gewand, darüber den mit
einer Spange gehaltenen bordierten Mantel. Das Haar
wallt in reichen Locken herab, über den Ohren ist es
zurückgestrichen. Auf dem linken Arm trägt Maria den
Jesusknaben. Er ist unbekleidet. Das Haupt ist vom orna-
mentierten Nimbus umgeben. Er trägt ein rohgezimmertes
Kreuz; darin stecken drei Nägel; ein Kranz, wohl die
Dornenkrone, ist über den Längsbalken gehängt. Der
Kreuztitel trägt die Buchstaben: i n r i.

Ein großes Schwert dringt in die rechte Seite der
Madonna. Mit der rechten Hand hält sie ein Schriftband,
worauf steht: ego sum alpha et o.

Unten schließt ein Wolkensaum mit Strahlen das
Bild ab. 383 : 258.

Bemalung: ockergelb, mineralgrün, grau, rotlack.
Schwarzer Druck, wohl mit dem Reiber gefertigt. Tiefe
Prägung. Einfache, kräftige Randlinien.

Um 1470.

Fränkische Arbeit.

Provenienz: Das Blatt ist eingeklebt auf der Innen-
seite des hinte en Einbanddeckels der Inkunabel C. IV.
6: «Nicolai de Lyra Commentarius in Testamentum Vetus
usque ad Psalmos inclusive» bezeichnet auf dem Rücken-
titel. Es ist die Ausgabe der Postille Hain * 10 369, ge-
druckt von Anton Koburger in Nürnberg 1481.

Der vordere Einbanddeckel ist beklebt mit dem Holz-
schnitt des heiligen Bonaventura, Nr. 11 dieses Bandes.

Nach dem Besitzervermerk auf Blatt 1 «Carmeli Bam-
bergensis» aus dem Karmeliterkloster Bamberg.

4.-7. Rosenkranzbilder.

Die Bamberger Bibliothek besitzt davon vier. Bevor
die Beschreibung der einzelnen Blätter folgt, mögen einige
allgemeine Bemerkungen vorgetragen werden.

Der Rosenkranz wurde am Ende des 15. und anfangs
des 16. Jahrhunderts augenscheinlich anders gebetet als
heute, wo ein Credo, drei Ave Maria, dann fünfmal je
ein Paternoster und zehn Ave Maria mit angehängter Be-
trachtung eines Glaubensgeheimnisses den Rosenkranz
darstellen. Damals bestand «der lang» aus 50 Pater noster
und 50 Ave Maria und fünf Credo, «.der kurz» aus zehn
Pater noster, zehn Ave Maria und einem Glauben. Die im
13. und 14. Jahrhundert nicht sehr ausgedehnte Andacht,
die auf den heiligen Dominikus, den Stifter des Prediger-
ordens zurückgeführt wird, der im Anfang des 13. Jahr-
hunderts das Gebet dem Volke empfahl, wurde im 15.
Jahrhundert neu belebt durch die Dominikaner. Der Bruder
Alanus a Rupe (de la Roche) wollte in einer Vision von
Maria selbst den Auftrag erhalten haben. Seine Gesichte
begegneten allerdings vielen Zweifeln (cf. Acta sanctorum
Augusti, Tom. I, p. 364 ff.), aber seine und seiner Ordens-
genossen Predigten verbreiteten die Andacht allenthalben.
Päpste segneten sie und begabten sie mit Ablässen. Zahl-
reiche Bruderschaften wurden begründet, so 1470 durch
Alanus in Douai, 1475 zu Köln, gegen Ende des Jahr-
hunderts auch in Bamberg. Den genauen Termin der
Einführung konnte ich nicht ermitteln.

Die verschiedenen Formen des Gebetes zu erörtern
ist hier nicht der Ort. Ich behalte mir die Aussprache über
die für die Religionswissenschaft und die Kunstgeschichte
aus den bisher, soweit sich übeisehen läßt, fast unbe-
achtet gebliebenen Rosenkranzbildern sich ergebenden
Aufschlüsse für eine andere Stelle vor. Stephan Beissel
hat in der «Geschichte der Verehrung Marias in Deutsch-
land während des Mittelalters», Freiburg, Herder, 1909
ausführliches Material zusammengestellt. Die Holzschnitte
sind von ihm nicht näher besprochen. In der Fuß-
note 4, S. 555 verweist er nur auf die von Schreiber im
1. Bande Nr. 1012 b, c, 1129, 34ff. beschriebenen Blätter;
von denen in Schreibers 2. Bande Nr. 1826 ff. spricht er
nicht. Er erwähnt die Nürnberger Tafel des Veit Stoß im
Germanischen Museum, Nr. 318, ferner die Schwabacher
Altartafel, wovon sich in der Zeitschrift für christliche
Kunst eine Abbildung findet in Bd. 19, 1906, Tafel III zu
Seite 140. Im Germanischen Museum nun wird ferner ein
Gemälde verwahrt, Katalognummer 193, «Rosenkranzbild»,
bezeichnet als Nürnberger Arbeit anfangs des 16. Jahr-
hunderts. Dieses sowohl, wie der wundervolle Holzschnitt
des Erhard Schön, im Germanischen Museum H 577, bei
Passavant 35, zeigen eine ganz verblüffende Aehnlichkeit
in der Komposition mit unseren Blättern. Ganz ähnlich
dem Schönschen Holzschnitt ist das Rosenkranzbild im
Bamberger Dom, von dem ich in meiner Geschichte der
Säkularisation in Bamberg nachweisen konnte, daß es aus
dem Dominikanerkloster stammt. Besser als ausführliche
Beschreibung ergibt eine kurze schematische Darstellung

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