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Pfeiffer, Maximilian [Hrsg.]; Königliche Bibliothek <Bamberg> [Hrsg.]; Heitz, Paul [Hrsg.]
Einblattdrucke des fünfzehnten Jahrhunderts (Band 24): Einzel-Formschnitte des fünfzehnten Jahrhunderts in der Königl. Bibliothek Bamberg: mit erläuterndem Text — Straßburg, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.20772#0026
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malung, ferner die Engel, welche das Blut auffangen I
(vgl. die Bemerkungen zu Blatt 14 im 1. Bande).
Um 1490.

Geschichte und Provenienz: Der Schnitt ist einge-
klebt in ein auf Pergament geschriebenes Missalfragment
und zwar als Kanontafel. Das Blatt ist genau in denselben
Maßen zugeschnitten worden, bevor es eingeklebt wurde,
wie sie die Umrahmung der Textseiten zeigt. Die typische
Schrift des Missale läßt keinen Schluß auf die Entstehungs-
zeit des Manuskriptes zu, eher die Initiale T in Te igitur,
dem Anfangsworte des Kanon. Die Ornamentierung dieser
Initiale zeigt manche verwandte Züge mit der Art des
Conrad Allecis (?) von Eggolsheim, von dessen Hand sich
Arbeiten in den Manuskripten unserer Bibliothek finden.

Man darf die Handschrift sicher spätestens ins 14.
Jahrhundert setzen. Zumeist aus untrüglichen Gründen der
Liturgik. Es ist nämlich die Elevation des Kelches im
Kanon ausdrücklich in der Rubrik vorgeschrieben, nach
den Worten «in mei memoriam facietis»: hic exaltat ca-
licem. Bei der Kommunion des Priesters fehlt das Gebet
«domine non sum dignus». Es ist von späterer Hand am
Rande beigeschrieben.

Für die Datierung können die beiden unter dem
Blatte angebrachten Wappen Hilfe leisten. In Siebmachers
Wappenbuch, Ausgabe Nürnberg 1734, II, 72 sind dieselben
angeführt als die der fränkischen Geschlechter Schrümpfen
und Keher. Johann Gottfried Biedermann gibt von diesen
Geschlechtern nähere Nachricht im Geschlechtsregister
der reichsfrey unmittelbaren Ritterschaft Landes zu Franken
löblichen Orts Baunach . . ., Bayreuth 1747, und zwar
unter den erloschenen Häusern Tab. CCLIII—CCLIV von
den Herren von Schrimpfen und Tab. CCXXV-CCXXXIV
von denen von der Keer. Die Keer leiteten ihren Stamm-
baum von Albrecht von der Keer, einem Bruder Albrecht
Truchsessens von Henneberg her. Er urkundete 1270.
Das Wappen der Schrimpf zeigt zwei weiß-rot und rot-
weiß gewürfelte Balken, die den blauen Schild in zwei
Felder teilen. Das der Herren von der Keer eine schwarze
Hühnerkralle in weißem Felde. Da unter dem Schnitt
beide Wappen angebracht sind, drängt sich die Vermutung
auf, es müsse das Meßbuch, da das Geschlecht von der
Keer im Mannesstamm schon im 15. Jahrhundert erlosch,
im Besitz eines der Herren von Schrimpf gewesen sein,
dessen Mutter eine geborene von der Keer war. Nach
Biedermann Tab. CCLIX heiratete Sybilla, Tochter des
Georg senior Keer zu Roßheid, der 1478 starb, Albrecht
Schrimpff, den Stifter der Nebenlinie Schrimpff von
Berg. Das von Rothlauf mitgeteilte Verzeichnis der Kano-
niker des alten Domstifts in Bamberg im 31. Bericht des
historischen Vereins Bamberg 1869 bietet die Namen
einer Anzahl Kanoniker aus der Familie «de Kehr», auch
aus der der Schrimpf. Biedermanns Angaben stimmen

zum Teil damit überein. Vielleicht war ein Sohn des vor-
genannten Ehepaares der Kanonikus Kaspar Schrimpff von
Berg, der 1506 als Domkapitular in Bamberg erwähnt
wird bei Biedermann CCLIV. Seinen Grabstein fand ich
in der Nagelkapelle im Dom zu Bamberg, der alten
Sepultur der Domherren. Demnach starb er als Kapitels-
senior und Jubiläus am 11. Juni 1559. Er ist nur als
Caspar a Berg bezeichnet auf dem Epitaph.

Nach ihm gab es noch einen Domherrn des Namens,
nach Biedermann, a. a. 0., sein Neffe. Auch sein Grab-
stein steht in der Nagelkapelle zu Bamberg. Es war Simon
de Berg dictus Schrimpf, Domdekan zu Bamberg und
Domkapitular zu Würzburg. Er ist gestorben am Mittwoch
(dies Mercurii) den 3. Februar 1580.

Er kommt wohl als Besitzer des Buches nicht in
Betracht.

Nimmt man, was die größte Wahrscheinlichkeit für
sich hat, jenen Kaspar Schrimpff von Berg als denjenigen
an, für dessen Gebrauch das Missale mit der Kanontafel
und mit den Agnatenwappen geschmückt wurde, so führt
diese Annahme zu dem oben vorgetragenen Schluß, das
Schrotblatt sei fränkische Arbeit um 1490.

27. Maria mit der Nelke. (Kupferstich Mappe
36). Auf einem mit einem rollenförmigen Polster belegten
Stuhle sitzt die mit Untergewand und Mantel bekleidete
Madonna. Den Kopf bedeckt ein Tuch, unter dem das
reiche Haar bis weit herabfließt. Ein einfacher Reif bildet
den Nimbus. Auf dem linken Arm trägt sie den nackten
Jesusknaben, der nach einer von der Mutter ihm mit der
linken Hand hingehaltenen Nelke greift. Den Kopf des
Kindes umzieht ein ornamentierter Glorienschein. Rechts
kniet ein Geistlicher über den ein Spruchband sich empor-
zieht mit den Worten: * o *matcr * bei *mematate *mei*.
In der Mitte liegt ein Wappenschild, auf das mit Tinte
zwei Buchstaben, vielleicht H. V., geschrieben sind.

Ohne Bemalung. Einige Linien sind mit blasser Tinte
nachgezogen.

Der Adorant hat eine verblüffende Aehnlichkeit mit
dem auf dem Kupferstich Band I, Tafel 33 abgebildeten,
nachträglich von Lehrs dem Meister mit den Bandrollen
zugeschrieben. Vgl. die Einleitung. Auch das Wappenschild
findet sich da, das Spruchband und dieselbe Inschrift.

Von den äußersten Punkten des Stiches gemessen
ergibt sich die Größe des stark beschädigten Blattes
96 : 70.

1470—1480.

Geschichte und Provenienz: Der Kupferstich ist auf-
geklebt auf ein Pergamentblatt bezeichnet R. B. Msc.
theol. f. 4. S[aec] XIV. Breviarium Bambergense absolu-
tum scriptum 1390. An den Stich ist ein Papierblatt an-
geklebt mit einem Gebet, beginnend: Junckfraw
| maria frolocke, im ganzen 26 Zeilen.

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