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Lehrs, Max; Stadtbibliothek <Zürich> [Hrsg.]; Heitz, Paul [Hrsg.]
Einblattdrucke des fünfzehnten Jahrhunderts (Band 4): Über einige Holzschnitte des fünfzehnten Jahrhunderts in der Stadtbibliothek zu Zürich — Straßburg, 1906

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https://doi.org/10.11588/diglit.7389#0012
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Das Blatt ist in der Mitte auseinandergeschnitten, und zwar klebt die rechte Hälfte
mit dem Phlegmatiker und Melancholiker (200: 133 mm Bl.) auf fol. 25V., die linke
mit dem Sanguiniker und Koleriker (202 : 13 5 mm Bl.) auf fol. 261". Die Zusammen-
gehörigkeit beider ergibt sich aus dem Wasserzeichen der Lilie auf dem Dreiberg (vergl.
die untenstehende Abbildung), von dem sich der größere Teil der Lilie rechts im Ko-

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lerikus, der Dreiberg links im Phlegmatikus befindet. Nur ein schmaler, etwa 2 mm
breiter Streif fehlt zwischen beiden Hälften.1

Der Holzschnitt ist mit einer Schwärze gedruckt und mit Lackrot, Grün, Gelb
und Braun koloriert. Die Kostüme entsprechen genau denen des Spielkarten-Meisters,
und zwar trägt der Sanguiniker den pelzverbrämten Tappert wie der Vogel-Unter im
Kartenspiel L. 6. 51, der Koleriker den unten gezaddelten Rock wie der Vogel-Unter
L. 7. }2. Der Phlegmatiker hat den gleichen bis über die Kniee reichenden Rock und
dieselbe an den Enden mit Zaddelwerk besetzte Sendelbinde wie der Blumen-Unter
L. 5. 6 oder der Hirsch-Ober L. 7. 48. Man wird also nicht fehlgehen, wenn man
das Blatt um 1440—1450 ansetzt und für süddeutschen, wenn nicht gar schweizerischen
Ursprungs erklärt. Der Dialekt des xylographischen Textes ist, wie mir Prof. J. Franck
in Bonn mitteilt, nicht rein oberdeutsch oder doch nur ganz flüchtig in das oberdeutsche
Idiom übertragen. Das Vorbild (seil, des Textes) dürfte niederrheinisch gewesen sein.
Das Resultat dieses Sachverständigen-Gutachtens kann für eine genauere Lokalisierung
des Holzschnittes leider nicht verwendet werden. Jedenfalls beweist der offenbar von
der Hand des Formschneiders herrührende deutsche Text, daß das Wasserzeichen der
Lilie nicht als Argument für den französischen Ursprung des Holzschnittes geltend ge-
macht werden kann, wenn es auch natürlich möglich ist, daß das zum Druck benutzte
Papier aus einer französischen Papiermühle stammt.2

5—11. Die sieben Planeten. Folge von 7 Blatt, deren jedes in zwei ungleiche Teile
geteilt ist. In dem kleineren Oberteil (ca. 85 : 125 mm) steht innerhalb eines dreifachen

1 Man erkennt noch, daß die beiden mittleren Figuren b und c ebenfalls durch zwei Vertikallinien getrennt waren,
von denen die eine bei b rechts, die andere bei c links in ihrer ganzen Länge erhalten ist.

2 Der Meister 1 A von Zwolle und Israhel van Meckenem bedienten sich häufig eines Papiers mit dem Wappen
der Champagne.

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