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Baumeister, Engelbert [Hrsg.]; Heitz, Paul [Hrsg.]
Einblattdrucke des fünfzehnten Jahrhunderts (Band 40): Formschnitte des fünfzehnten Jahrhunderts in den Sammlungen des Fürstlichen Hauses Oettingen-Wallerstein zu Maihingen — Straßburg: Heitz, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.50934#0021
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Wurde von Löffelholz aus einem Gebetbüchlein des
15. Jahrhunderts aus dem Kloster Kirchheim gelöst.
Schwäbisch. Wahrscheinlich Ulmer Arbeit. Außer der
sorgsamen zierlichen Zeichnung sind die sehr zarten etwas
zittrigen Parallellinien und die krausen Häkchen und Schnör-
kelchen sehr bezeichnend für den Meister dieses Blattes.
Diese Veredelung und Verfeinerung des Strichcharak-
ters, die bis zur malerischen Lebendigkeit gedeiht, wurde
besonders in Ulm gepflegt, das im letzten Drittel des
15. Jahrhunderts in der Holzschnittausstattung von Druck-
werken mit Augsburg wetteiferte (vergl. 44), sehr bald
aber die Nachbarstadt durch die künstlerische Höhe seiner
Erzeugnisse überflügelte1.
Folgende in Größe und Stilart übereinstimmende
Schnitte können unserm Meister noch zugeteilt werden:
Christus an der Martersäule2, München, Graphische
Sammlung, Nürnberg, Germanisches Museum, Donau-
eschingen, Kupferstichkabinett (Sehr. 899; Abb. Schrei-
ber-Heitz VIII, 19, XXXI, 74), Gottvater sendet Pestpfeile3,
Nürnberg, Germanisches Museum und früher Sammlung
Schreiber (Sehr. 751; Abb. Essenwein 64, 1 und Schreiber-
Heitz II, 3).
46. Hl. Margareta. 1470-1480.
Schreiber 1612.
114 : 79.
Wurmstichig. Mit der Feder überzeichnet: Nimbus
und Krone. Auf der Rückseite deutsche Schrift.
Von Löffelholz aus einem Gebetbüchlein des 15. Jahr-
hunderts aus dem Kloster Kirchheim gelöst.
Schwäbisch. Wohl Ulmer Erzeugnis. Der Charakter
der Innenzeichnung erinnert an das vorhergehende Blatt
(45): Feine meist senkrechte Parallelschraffen dicht neben-
einander herlaufend. Die kräftigeren Zickzacklinien, welche
die Faltenbrüche andeuten, sind eine besondere Eigen-
tümlichkeit unseres Holzschneiders. Ob ein Holzschnitt
mit derselben Darstellung in der Bibliothek zu Bamberg
(Abb. Pfeiffer-Heitz XXIV, 15) mit unserem Blatt identisch
ist, läßt sich mit Sicherheit wohl nur durch den Vergleich
beider Originale feststellen. Unserem Meister läßt sich
noch eine hl. Dorothea in der Münchener Hof- und
Staatsbibliothek zuteilen (Abb. Leidinger-Heitz X, 31).
Einige Blätter mit Rosenkranzumrahmungen scheinen
Arbeiten derselben Werkstatt zu sein: Madonna (arg be-
schnitten) Wien, Kupferstichkabinett der Hofbibliothek
(Sehr. 1091), hl. Barbara, München Graphische Sammlung
(Sehr. 1258; Abb. Schreiber-Heitz XXXII, 124).
1 Vergl. z. B. „Aus dem Buch und Leben des hochberühmten
Fabeldirektors Aesops“, Ulm, Joh. Zainer 1475 (Abb. Muther II,
42—48).
2 Kopie: Augsburg, Kreis-, Staats- und Stadtbibliothek (Abb.
Schmidtbauer-Heitz XVIII, 2).
3 Kopie: Wien, Kupferstichkabinett der Hofbibliothek (Sehr.
752; Abb. Schreiber-Heitz II, 4).

47. Hl. Nikolaus von Tolentino. 1470—1490.
Schreiber 1638.
100 : 70.
Beschädigt. Kreuzweise gefallen. Fleckig.
Schwacher Druck.
Schwäbisch. Wahrscheinlich aus Ulm (vergl. 45).
Die Nervosität des Striches und malerische Auffassung
des Ganzen scheinen gegenüber 45 und 46 noch gesteigert:
man beachte die Füße, deren Umrisse sich in impressio-
nistischer Art auflösen.
Der Heilige soll gebratene Rebhühner wieder leben-
dig gemacht haben; darauf beziehen sich die von einem
Teller auffliegenden Vögel.
48. Einbalsamierung Christi.
Schreiber 514.
73 :54. Beschnitten.
Mit der Feder überzeichnet: Nimbus und Salbgefäß
der Magdalena. Außerdem: Berlin, Kupferstichkabinett.
Schwäbisch. Wahrscheinlich Ulmer Erzeugnis. Man
vergleiche die Abdrücke einiger aus Kloster Söflingen
bei Ulm stammenden Holzstöcke im Germanischen Museum
zu Nürnberg, Katalog der Holzstöcke 7, 18—251 (Abb.
ebendort). Besonders die Art der Schraffierung und der
knittrige Faltenwurf beweisen die Zusammengehörigkeit.
Geisbergs Zuteilung an den Meister des Hausbuches2
kann ich mich nicht anschließen. Von den seltenen Vor-
zügen dieses Künstlers: der wundervollen Frische und
Freiheit der Bewegung, der lebendigen Durchbildung der
Köpfe und der sicheren Rassigkeit des Striches ist hier
wenig zu merken.
49. Einbalsamierung Christi.
Schreiber 510.
79 (?): 61 (?). Maße infolge Uebermalung der Ränder
unsicher.
Beschädigt.
Mit der Feder überzeichnet: Nimbus.
Schwäbisch. Wohl in Ulm entstanden.
Aehnlich dem vorhergehenden Schnitt in Auffassung
und Stil, doch reicher an Sorgfalt und Lebensgefühl.
50. Madonna, c. 1480.
Schreiber 1079.
76 : 55.
Beschädigt.
Schwesterkopie: Karlsruhe, Hof- und Landesbiblio-
thek (Abb. Vischer-Heitz XXVII, 10). Schwäbisch. Eine

1 19 befindet sich auch im Stifte St. Florian in Oberösterreich
(Abb. Gugenbauer-Heitz XXXIV, 6). Eine Aufzählung von Holz-
schnitten, welche diese Gruppe bereichern, würde zu weit führen.
2 Geisberg-Heitz XXII, 5.

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