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Baumeister, Engelbert [Editor]; Heitz, Paul [Editor]
Einblattdrucke des fünfzehnten Jahrhunderts (Band 40): Formschnitte des fünfzehnten Jahrhunderts in den Sammlungen des Fürstlichen Hauses Oettingen-Wallerstein zu Maihingen — Straßburg: Heitz, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.50934#0023
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Die drei Teile unserer Darstellung sind von einem
Holzstock gedruckt, nach dem Abdruck auseinander ge-
schnitten. Das Mittelstück des ersten Zustandes war
bisher mit den Flügeln des zweiten aufgesetzt, und um-
gekehrt. Die von mir veranlaßte Zusammenfügung wird
nicht nur durch die Farbengebung, den Strichcharakter
und die Art der alten Beschädigungen gerechtfertigt,
sondern auch durch die genau zusammenpassenden
Durchschnittsstellen.
Die Abdrücke des ersten Zustandes zeichnen sich
durch größere Linienfeinheit aus (auf der Abbildung nicht
erkennbar), später sind die Stege des Holzstockes durch Ab-
nützung breiter geworden, stellenweise auch ausgebrochen
(es fehlt beim II. Zustand z. B. beim Mittelstück: auf der
Bank die letzte Parallelschraffe, die von dem untersten
Gewandzipfel des hinter Brigitte stehenden Engels aus
nach rechts verläuft).
Schwäbisch. Augsburger Arbeit oder unter Augs-
burger Einfluß (vielleicht in Nördlingen) entstanden
(vergl. 44). Der Holzschnitt, der mehr durch Größe und
dekorative Wirkung als durch Lebendigkeit der Schilde-
rung und Linienführung auffällt, ist einer Brigittendar-
stellung in der Münchner Hof- und Staatsbibliothek stil-
und wesensverwandt (Abb. Leidinger-Heitz XXI, 21).
Die Krone zu Füßen der Heiligen (f 1373, heilig
gesprochen 1396) deutet ebenso wie der Wappenlöwe
links1 auf ihre Verwandtschaft mit dem schwedischen
Königshause. Der zuflüsternde Engel und die aufge-
schlagenen Bücher weisen auf ihre göttlichen Eingebungen,
die sie schriftlich niederlegte. Die Pilgerausrüstung hinter
dem Pult bezieht sich wohl auf ihre Wallfahrt nach
Palästina, das zweite Wappen links1 auf ihren Aufent-
halt in Rom, wo sie auch starb. Der Brigittenorden,
den sie stiftete, war für beiderlei Geschlecht: auf den
Flügeln Nonnen und Mönche in der vorgeschriebenen
Ordenstracht.
Man kann mit Bestimmtheit annehmen, daß der
Holzschnitt für das unter dem Schutze des Hauses
Oettingen stehende Brigittenkloster Maihingen angefertigt
wurde. Vielleicht hängt er mit der feierlichen Einweihung
des Klosters im Jahre 1481 zusammen. Der Umtausch
des Oettingschen Wappens mit dem Bayrischen und des
Wittelsbacher Weckenschildes mit dem Wappen der Pfalz
(s. Zustand II) geschah wohl, um den Holzschnitt auch
für die Brigittenkloster Altomünster in Bayern und Gnaden-
berg in der Oberpfalz verwenden zu können.
Maihingen war von Ordensleuten aus Gnadenberg,
Altomünster von solchen aus Maihingen — im Jahre
1497 — besiedelt worden.

1 s. die Erklärung der übrigen Wappen bei der Angabe der
Zustände.

53. Hl. Brigitte stehend. 1480—1500.
Schreiber 1297'.
123 : 73.
Ohne Bemalung.
Bräunlicher Druck.
Auf dem Nimbus: Sancta brigitta.
Außerdem: München, Graphische Sammlung (Abb.
Schreiber-Heitz XXXII, 144).
54. Hl. Brigitte schreibend (nach links ge-
wandt). 1480-1500.
Schreiber 1293 1 = 12942.
125 : 83.
Außerdem: München, Graphische Sammlung (Sehr.
1294)2; Stift Nonnberg bei Salzburg (Abb. Gugenbauer-
Heitz XXXIV, 34); Nürnberg, Germanisches Museum
(Abb. Essenwein 71).
Bräunlicher Druck.
Ueberschrift: S. birgitta ain wittib von Reich / zu
Schwede.
55. Hl. Brigitte mit ihrer Tochter, der hl.
Katharina (rechts). 1480—1500.
Schreiber 1312 L
104 : 75.
Auf den Nimben: S. birgitta (links), S. katherina
(rechts).
Zustand II: Die Falten des Mantelbausches rechts
vom linken Unterarm der Katharina sind durch Parallel-
schraffen ersetzt (das neu eingesetzte Holzstück c. 23 : 20
in der Gegend des linken Armes und der linken Brust-
seite der Katharina).
Bräunlicher Druck.
56. Hl. Brigitte schreibend (nach rechts ge-
wandt). 1480-1500.
Schreiber 1304 L
104 : 82.
Zustand II: An dem breiten Faltenbausch links vom
linken Unterschenkel befinden sich an Stelle von kurz
abgesetzten Strichelchen fortlaufende Schratten.
Vergl. Zustand I: München, Graphische Sammlung
(Sehr. 1304); Berlin, Kupferstichkabinett (Sehr. 1303).
Bräunlicher Druck.

1 Schreibers Angaben unter 1285 beruhen auf einer irrtüm-
lichen Gleichsetzung der Berliner und Maihinger Holzschnitte.
2 Schreibers Messung ist unrichtig, das Münchner Blatt
(beschnitten) mißt 124 : 81, die Inschrift lautet genau wie bei
Sehr. 1293.

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