die Plastik die bekannten typologischen Masken, die wir aus dem Maskenkatalog
des Pollux und aus der Kunst so gut kennen, so half die Textilkunst dem Theater-
kostüm zu der farbigen Fernwirkung dieser rund- und reliefplastischen Spielkunst,
die auch Tanz und Gesang, Podium und Flugmaschine, schließlich noch Stierhetze
und Gladiatorenkampf zu ihren langwierigen Darbietungen hinzuzog. Selbstver-
ständlich spiegelte sich dies volkstümliche Kunstwesen in der zeitgenössischen Kunst,
wenn man auch sehr vorsichtig die verschiedenartigen Kunstwerke heranziehen muß,
denn wie oft ergänzen attische und unteritalische Vasenbilder das Gesehene mit
freier Illustrierung hochdramatischer, nie gespielter Szenen. Und doch, wieviel
verdanken wir den Vasenbildern, Wandgemälden, Mosaiken, Plastiken, Terra-
kotten, Gemmen, Münzen, die uns Theatergebäude, Bühnenwände, Szenen, Schau-
spieler, Masken und Kostüme so deutlich nahebringen. Bekannte Kunstwerke —
ich nenne nur die Satyrvase des Brygos, die Satyrspielvase in Neapel, das Ko-
mödienrelief ebenda, das Menanderrelief im Vatikan, das Schauspielerrelief in
Dresden, das Pantomimus-Elfenbein in Berlin oder den Elfenbeinschauspieler
Castellani in London —, aber auch zahlreiche unbekannte beweisen die Spiege-
lung der Theaterkunst in der griechischen und römischen Kunst. Es ist das Ver-
dienst der Archäologin Bieber, die Denkmäler zum Theaterwesen im Altertum
(1920) wissenschaftlich zusammengestellt zu haben, was dann auch Sechan 1925
für die griechische Tragödie tat. So wird uns auch das Wachsen der Szene zum
festen Bühnenhaus, die architektonische Gliederung der Vorderwand, das Mitspiel
des inneren Hauses, das Vorderspiel des Proskenion, der aufsteigende Dachgang des
Paraskenion zum oberen Bühnenstock deutlich, in dessen türartigen Öffnungen die
wechselbaren Dekorationsbilder, die zunächst auch unten dieVorderwand schmück-
ten, eingesetzt werden konnten. Der Einfluß der bildenden Kunst auf die Theater-
kunst der Antike ist viel seltener als der Einfluß der Theaterkunst auf die bildende
Kunst, wie das ja in kulturstarken Zeiten, da das Theater ganz der bildenden Kunst
gehört, auch nicht anders sein kann. Wie der mittelalterliche, hat auch der antike
Künstler die Eindrücke des Theaters bewußt und unbewußt verwendet mit all der
künstlerischen Freiheit, die der mit Epos und Lyrik vertraute, im Sagenstoff wie in
der Umwelt heimische Kunsthandwerker einer gesunden Volkskultur so lange be-
saß. Das antike Theater, zu dem auch noch der römische Mimus gehört, war ein
Werk der großen Freilichtkunst und lebte in seinem volkstümlichen komödiantischen
Mimus fort, der ja immer noch „das Theater an sich“ ist. Wie aber das in Ruinen
und Ausgrabungen bewahrte antike Amphitheater, das man neuerdings mit neuem
Spiel zu beleben mehr oder weniger fatal versuchte — immer wieder als die wahre
Idealform einer fernwirkenden Gemeinschaftskunst trotz aller Neuerungen der
Renaissance- und Barockbühne bis zu Schinkel und Semper, ja bis in unsere Tage
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des Pollux und aus der Kunst so gut kennen, so half die Textilkunst dem Theater-
kostüm zu der farbigen Fernwirkung dieser rund- und reliefplastischen Spielkunst,
die auch Tanz und Gesang, Podium und Flugmaschine, schließlich noch Stierhetze
und Gladiatorenkampf zu ihren langwierigen Darbietungen hinzuzog. Selbstver-
ständlich spiegelte sich dies volkstümliche Kunstwesen in der zeitgenössischen Kunst,
wenn man auch sehr vorsichtig die verschiedenartigen Kunstwerke heranziehen muß,
denn wie oft ergänzen attische und unteritalische Vasenbilder das Gesehene mit
freier Illustrierung hochdramatischer, nie gespielter Szenen. Und doch, wieviel
verdanken wir den Vasenbildern, Wandgemälden, Mosaiken, Plastiken, Terra-
kotten, Gemmen, Münzen, die uns Theatergebäude, Bühnenwände, Szenen, Schau-
spieler, Masken und Kostüme so deutlich nahebringen. Bekannte Kunstwerke —
ich nenne nur die Satyrvase des Brygos, die Satyrspielvase in Neapel, das Ko-
mödienrelief ebenda, das Menanderrelief im Vatikan, das Schauspielerrelief in
Dresden, das Pantomimus-Elfenbein in Berlin oder den Elfenbeinschauspieler
Castellani in London —, aber auch zahlreiche unbekannte beweisen die Spiege-
lung der Theaterkunst in der griechischen und römischen Kunst. Es ist das Ver-
dienst der Archäologin Bieber, die Denkmäler zum Theaterwesen im Altertum
(1920) wissenschaftlich zusammengestellt zu haben, was dann auch Sechan 1925
für die griechische Tragödie tat. So wird uns auch das Wachsen der Szene zum
festen Bühnenhaus, die architektonische Gliederung der Vorderwand, das Mitspiel
des inneren Hauses, das Vorderspiel des Proskenion, der aufsteigende Dachgang des
Paraskenion zum oberen Bühnenstock deutlich, in dessen türartigen Öffnungen die
wechselbaren Dekorationsbilder, die zunächst auch unten dieVorderwand schmück-
ten, eingesetzt werden konnten. Der Einfluß der bildenden Kunst auf die Theater-
kunst der Antike ist viel seltener als der Einfluß der Theaterkunst auf die bildende
Kunst, wie das ja in kulturstarken Zeiten, da das Theater ganz der bildenden Kunst
gehört, auch nicht anders sein kann. Wie der mittelalterliche, hat auch der antike
Künstler die Eindrücke des Theaters bewußt und unbewußt verwendet mit all der
künstlerischen Freiheit, die der mit Epos und Lyrik vertraute, im Sagenstoff wie in
der Umwelt heimische Kunsthandwerker einer gesunden Volkskultur so lange be-
saß. Das antike Theater, zu dem auch noch der römische Mimus gehört, war ein
Werk der großen Freilichtkunst und lebte in seinem volkstümlichen komödiantischen
Mimus fort, der ja immer noch „das Theater an sich“ ist. Wie aber das in Ruinen
und Ausgrabungen bewahrte antike Amphitheater, das man neuerdings mit neuem
Spiel zu beleben mehr oder weniger fatal versuchte — immer wieder als die wahre
Idealform einer fernwirkenden Gemeinschaftskunst trotz aller Neuerungen der
Renaissance- und Barockbühne bis zu Schinkel und Semper, ja bis in unsere Tage
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