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Eberlein, Kurt Karl
Was ist deutsch in der deutschen Kunst? — Leipzig, 1934

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https://doi.org/10.11588/diglit.42329#0021
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sätze, so will das Volk doch Seelenauödruck in
Abwehr, Zier, Bedeutung, Sitte, Schau und Il-
lustration, d. h. Totemgeist in Körper, Haus und
Gerät. Der Takt dieser Unterschicht ist das länd-
liche Bauernjahr, erdgebunden, blutgebunden,
rassisch-national. Der Hof und sein Adel wollen
die Kunst als Schmuck und Dekoration, als Ab-
bildung und Lebensallegorie, nicht als Deutung,
reich, geschmackvoll, ftilmodisch. Seine Augenkul-
tur fordert das Lehr- und Lernbare der Schule, die
Festkuliffe der Stadt wie des Saales, die Stan-
desvertretung des Baus wie des Geräts. Der Takt
dieser Oberschicht ist das Hosjahr der Stadt, erd-
fern, blutstolz, modesüchtig, weltlich internatio-
nal. Die Kirche will Symbol und Lehre des See-
lenheils, sinnbildliche Zeichensprache des Volks.
Sie verlangt den ornamentalen Tabugeist des
Kultraumes, die kanonische Würde der Heilö-
kunst. Der Takt dieser Uberschicht ist das Kirchen-
jahr, erdfremd, blutsremd, anational, übernatio-
nal. Das Handwerk des Volkes liebt die Linie als
Seelensorm, die Farbe als geistige Kolorierung,
das Zeichen als Bedeutungsrune. Seine Raffe-
kunst ist Selbsterzeugnis, seelisch-sittlich, ungere-
gelt, ungesetzlich, unbewußte Kunftserne überlie-
ferter Eigensprache, Dialekt des Bodens und sei-
nes Daseinsstromes. Die Hoskunst liebt das kunst-
reiche, darstellende Bild, die Farbe sinnlichschön,
und dekorativ. Ihre Künftlerkunst ist Fremd-

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