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68 DURCH DAS DELTA.

«Da ift der tafifche Wein, da ift mareotifcher Weifscr,» fingt Vergil; dafs er ein hohes
Alter verträgt, rühmt Strabo diefem Weine nach, und Athenäus, der ihn in Alexandria fclbft bei
manchem Gaftmahle getrunken, lobt feine lichte Farbe, feine vorzügliche Blume, und dafs er
leicht und gefund fei und nicht zu Kopfe fteige. Auch Horaz befingt den mareotifchen Rebenfaft,
der wie wohl die meiften belferen ägyptifchen Sorten an folchen Uferftellen gezogen ward, die
die Ucberfchwemmung und der fette Nilfchlamm nicht erreichte.

Schon in den Grüften aus der älteften Zeit finden fich Bilder, die die Weinkultur der
alten Aegypter zur Anfchauung bringen; wir zeigen hier eines zur Probe, werden aber mehreren

ALT-AEGYPTISCHE DARSTELLUNG EINER WEINLESE.

AUS EIKEM GRABE ZU SAKKARA.

ähnlichen fpäter begegnen. Einige Winzer find thätig, vom Spalier Trauben zu lefen, und andere
treten den Moft aus. Heber ihnen fteht gefchrieben: «Das Lefen der Trauben des Landguts.»
Ptah-hotep hiefs der vornehme Befitzer deffelben. Er lebte vor etwa 5000 Jahren zur Zeit der
Pyramidenerbauer. In unferen Tagen wird am mareotifchen See kein Wein mehr gezogen, wohl
aber haben fich an den Ufern manche Mauerftücke erhalten, die die Araber in Folge alter
Erinnerungen «Weinpreffen» nennen. Im übrigen Delta reifen vortreffliche Trauben und zwar,
wie in der Pharaonenzeit, nicht an Stöcken, fondern an laubenartigen Spalieren. Der Bereitung
des Rebenfaftes Hellte fich der den Weingenufs unterfagende Islam in den Weg, die Rebzucht
ging zu Grunde und keine Beere wird geprefst, obgleich fich die wohlfehmcckenden, im Juni
und Juli reifenden ägyptifchen Trauben, die unter anderem Obft auf den Märkten verkauft werden,
vielleicht recht gut dazu eignen würden.

Wir eilen weiter. Wiederum blitzt ein weiter Wafferfpiegel auf zu unferer Linken. Das
ift der See von Abukir. So heifst er nach dem elenden Fifcherdorfe auf einer Landfpitze
im Weiten von Alexandria, deffen Name wie wenige auf Erden berühmt und gefeiert werden
follte; ward doch Abukir gegenüber die gröfste Seefchlacht diefes Jahrhunderts gefchlagen,
gelang es doch hier am 1. Auguft 1798 dem britifchen Helden Nelfon, die von dem
tapferen, aber unglücklichen Ädmiral Brueys kommandirtc Flotte der franzöfifchen Republik zu
vernichten.

Es ift hier nicht der Ort, die Wechfelfälle des merkwürdigen Krieges, der gegen England
in Aegypten ausgefochten wurde, dem Lefer vorzuführen, und doch, wie füllten wir uns nicht
im Angefleht der Gewäffer von Abukir jener Kämpfe erinnern, in denen fo viele Lorbeeren von
Siegern und Beilegten gebrochen wurden und der Tod fo reiche Ernten hielt; während der
Seefchlacht zuerft und dann im Jahre 1801 bei der Belagerung von Alexandria durch die Briten.
 
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