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DURCH DAS DELTA.

feiner Bewohner. Grünende Felder in weiten, unermefslichen Breiten überall, Dörfer, die von
fern wie Erdhügel oder Ameifenhaufen ausfehen, von Palmen umgrünt und oft üch lehnend an
Schutthaufen, die Trümmer von zerftörten Orten aus alter Zeit. Auf den hohen Dämmen dort,
die die Felder überragen, ziehen hinter einander in langer Reihe Kamele dahin und Efel mit
ihrem Treiber; fchwarze Büffel fteigen, um zu trinken, in das Waffer, und grofse und kleine
Vögel, viel zahlreicher als irgendwo in Europa, bevölkern die Luft. Dort weiden Büffel, da
arbeiten halbnackte Männer und Frauen in langen, blauen Gewändern in einem Baumwollenfelde;
die ungewohnten Bilder häufen üch, aber wir jagen an ihnen vorüber; das eine verfchwimmt

TRAUERNDE WITTWE.

mit dem andern und doch . . . Was ift das? Da wehen Segel, da zeigt üch das fchimmernde
Waffer eines breiteren Stroms!

Das ift der Nil\ Nicht der ganze ungetheilte, aber der eine von jenen beiden Hauptarmen,
die heute fein Waffer dem Meere zuführen.

Es raffelt und donnert der Zug über eine eiferne Brücke, «Kafr cz Zaijät» fleht an dem
weifs getünchten Stationsgebäude und wir verlaffen den Zug, denn die Meffe zu Tanta, an der
wir Theil zu nehmen gedenken, beginnt erft Freitag, und es verlohnt üch doch wohl, die
Kornkammer der alten Welt, die mit ihren Produkten jene Flotten füllte, deren verfpätetes Ein-
treffen Rom und Byzanz mit Hunger bedrohte, näher zu betrachten und ruhmvoller Zeiten zu
gedenken an altbcrühmtcn Stätten.
 
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