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DURCH DAS DELTA.
HAREMSFENSTER.
die in echt arabifcher Weile nackte Mauern
der Strafse zukehren. Hie und da ragt ein
mit Holzftäbcn dicht vergitterter Erker aus der
grauen Wand hervor, erfreut uns an Thür-
pföften und Thorbogen fauberc Steinmetzen-
arbeit. Aber das Alles werden wir in Kairo viel,
viel fchöncr und mannigfaltiger wiederfinden.
Jetzt betreten wir den Hauptbazar, den
grofsen Sük der Stadt. Es ift fehwer, fich Bahn
zu brechen durch das Gewimmel der hier
zuiammenftrömcndenMenfchen, fchwerer noch,
einen Platz zu erkämpfen an den kleinen, dicht
an einander gereihten Läden der Kaufleute. Aber
was gäbe es hier zu erwerben, das fich in der
Pyramidenftadt nicht in reicherer Auswahl fände!
Wir laffen uns von dem Strome der
drängenden Volksmenge forttreiben und flehen
bald vor der ftattlichen und gut gehaltenen
neuen Mofchcc. Wenig Freude gewährt der Anblick ihrer unreinen Formen; um ib lieber verweilt
das Auge auf der zu dem Gotteshaufe gehörenden Medrefe (der Schule), einem zierlichen Bau-
werke aus alter Zeit.
Ihr gegenüber glänzen die hellen Scheiben und bunten Flafchen der Apotheke, die in einer
Stadt, die ihr eigenes grofses Ilofpital befitzt,
nicht fehlen darf. In dem Herrn Apotheker
lernen wir einen wohl unterrichteten deutfehen
Landsmann kennen, der weite Reifen unter-
nommen und der Naturwiffenfchaft in der
Heimat dankenswerthe Dienfte erwiefen hat.
Von feinem Laden aus, an deffen glänzender
Sauberkeit manche europäifchc Pharmazie ein
Mufter nehmen könnte, überfchauen wir das
bunte Treiben der in die Mofchec dringenden
Menge, und am nächften (des Freitags) Morgen
den feierlichen Aufzug, mit welchem die Melle
eröffnet wird. Sein Ziel ift das Grabmal des
heiligen Sejjid el Bedawi.
Keine Wallfahrtsftätte in ganz Aegypten
übt eine gröfsere Anziehungskraft als diele.
Dreimal im Jahre werden hier Fefte gefeiert.
Im Januar und nach der Frühlingstag- und
Nachtgleiche ftrömen Zehntaufende in Tanta
zufammen; doch zur Zeit des grofsen Molid oder Gcburtsfeftcs des Heiligen, Ende Auguft,
überfteigt die Zahl der Wallfahrer oft eine halbe Million.
Freilich ftrömen diefe Menfchcnmengen nicht nur im Dienfte der Religion, fondern auch
THÜR EINES ARABISCHEN HAUSES.
DURCH DAS DELTA.
HAREMSFENSTER.
die in echt arabifcher Weile nackte Mauern
der Strafse zukehren. Hie und da ragt ein
mit Holzftäbcn dicht vergitterter Erker aus der
grauen Wand hervor, erfreut uns an Thür-
pföften und Thorbogen fauberc Steinmetzen-
arbeit. Aber das Alles werden wir in Kairo viel,
viel fchöncr und mannigfaltiger wiederfinden.
Jetzt betreten wir den Hauptbazar, den
grofsen Sük der Stadt. Es ift fehwer, fich Bahn
zu brechen durch das Gewimmel der hier
zuiammenftrömcndenMenfchen, fchwerer noch,
einen Platz zu erkämpfen an den kleinen, dicht
an einander gereihten Läden der Kaufleute. Aber
was gäbe es hier zu erwerben, das fich in der
Pyramidenftadt nicht in reicherer Auswahl fände!
Wir laffen uns von dem Strome der
drängenden Volksmenge forttreiben und flehen
bald vor der ftattlichen und gut gehaltenen
neuen Mofchcc. Wenig Freude gewährt der Anblick ihrer unreinen Formen; um ib lieber verweilt
das Auge auf der zu dem Gotteshaufe gehörenden Medrefe (der Schule), einem zierlichen Bau-
werke aus alter Zeit.
Ihr gegenüber glänzen die hellen Scheiben und bunten Flafchen der Apotheke, die in einer
Stadt, die ihr eigenes grofses Ilofpital befitzt,
nicht fehlen darf. In dem Herrn Apotheker
lernen wir einen wohl unterrichteten deutfehen
Landsmann kennen, der weite Reifen unter-
nommen und der Naturwiffenfchaft in der
Heimat dankenswerthe Dienfte erwiefen hat.
Von feinem Laden aus, an deffen glänzender
Sauberkeit manche europäifchc Pharmazie ein
Mufter nehmen könnte, überfchauen wir das
bunte Treiben der in die Mofchec dringenden
Menge, und am nächften (des Freitags) Morgen
den feierlichen Aufzug, mit welchem die Melle
eröffnet wird. Sein Ziel ift das Grabmal des
heiligen Sejjid el Bedawi.
Keine Wallfahrtsftätte in ganz Aegypten
übt eine gröfsere Anziehungskraft als diele.
Dreimal im Jahre werden hier Fefte gefeiert.
Im Januar und nach der Frühlingstag- und
Nachtgleiche ftrömen Zehntaufende in Tanta
zufammen; doch zur Zeit des grofsen Molid oder Gcburtsfeftcs des Heiligen, Ende Auguft,
überfteigt die Zahl der Wallfahrer oft eine halbe Million.
Freilich ftrömen diefe Menfchcnmengen nicht nur im Dienfte der Religion, fondern auch
THÜR EINES ARABISCHEN HAUSES.