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GOSEN.
Einöde nur kurz, und fie ift nicht unbevölkert, denn dreimal begegneten wir unter flachen Zelten
raffenden Beduinen mit einigen Kamelen und kleinen Hcerden von magerem Vieh. Vor Sonnen-
untergang erreichten wir das fchmale Fruchtland zur Seite des alten tanitifchen Nilarms, der den
wichtigften Theil von Gofen in der Pharaonenzeit reichlicher bewäffert hat als heute. Alan nennt
ihn gegenwärtig den Kanal Mu'izz oder von San el Ilager. Jenfeits des Waffers lagen die Hütten
des Schifferfleckens San. Wir riefen, aber Niemand erfchien, um uns überzufetzen. Da erbot
üch ein Fifcher aus einem benachbarten Dorfe, der fleh zu mir gefeilt hatte, mich durch das
flache Waffer zu tragen. Im Nu hatte er fein Fellachcnhemd abgeworfen und lud mich, indem
er niederkauerte, ein, feinen breiten Rücken zu befteigen. Ich zauderte, denn ich fühlte mich
HIRTE IN DER WÜSTE.
unter dem Banne einer feltfamen Ucbcrrafchung; war es doch, als habe eine der Flykfosfphinxe
von San, die wir bald kennen lernen werden, Leben gewonnen und lüde mich ein, lie zu befteigen.
Durch wie viele Generationen haben fleh diefe ftarken Backenknochen, diefe kräftigen Lippen,
diefe gedrungenen, muskelftarken, von dem zierlichen, fchlanken, national-ägyptifchen Typus
weit abweichenden Körperformen vererbt! Und Hunderte von Leuten des gleichen Schlags lind
nicht nur mir, fondern auch dem berühmten Archäologen Mr. Mariette begegnet, der im Auftrage
des Chediw wie fo viele Denkmäler in Aegypten, fo auch die von Tanis vom Sande befreit und
dem Lichte der Sonne und der Wifsbegier der Forfcher zurückgegeben hat.
Ich laffe es unerzählt, wie mich der breitfchulterige Nachkomme der Hykfos durch das
Waffer trm
wie
ihm mein Diener und Rofsbube mit den Sätteln auf dem Kopfe und den Pferden
GOSEN.
Einöde nur kurz, und fie ift nicht unbevölkert, denn dreimal begegneten wir unter flachen Zelten
raffenden Beduinen mit einigen Kamelen und kleinen Hcerden von magerem Vieh. Vor Sonnen-
untergang erreichten wir das fchmale Fruchtland zur Seite des alten tanitifchen Nilarms, der den
wichtigften Theil von Gofen in der Pharaonenzeit reichlicher bewäffert hat als heute. Alan nennt
ihn gegenwärtig den Kanal Mu'izz oder von San el Ilager. Jenfeits des Waffers lagen die Hütten
des Schifferfleckens San. Wir riefen, aber Niemand erfchien, um uns überzufetzen. Da erbot
üch ein Fifcher aus einem benachbarten Dorfe, der fleh zu mir gefeilt hatte, mich durch das
flache Waffer zu tragen. Im Nu hatte er fein Fellachcnhemd abgeworfen und lud mich, indem
er niederkauerte, ein, feinen breiten Rücken zu befteigen. Ich zauderte, denn ich fühlte mich
HIRTE IN DER WÜSTE.
unter dem Banne einer feltfamen Ucbcrrafchung; war es doch, als habe eine der Flykfosfphinxe
von San, die wir bald kennen lernen werden, Leben gewonnen und lüde mich ein, lie zu befteigen.
Durch wie viele Generationen haben fleh diefe ftarken Backenknochen, diefe kräftigen Lippen,
diefe gedrungenen, muskelftarken, von dem zierlichen, fchlanken, national-ägyptifchen Typus
weit abweichenden Körperformen vererbt! Und Hunderte von Leuten des gleichen Schlags lind
nicht nur mir, fondern auch dem berühmten Archäologen Mr. Mariette begegnet, der im Auftrage
des Chediw wie fo viele Denkmäler in Aegypten, fo auch die von Tanis vom Sande befreit und
dem Lichte der Sonne und der Wifsbegier der Forfcher zurückgegeben hat.
Ich laffe es unerzählt, wie mich der breitfchulterige Nachkomme der Hykfos durch das
Waffer trm
wie
ihm mein Diener und Rofsbube mit den Sätteln auf dem Kopfe und den Pferden