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254

KAIRO.

gebracht worden waren, zu Grabe getragen wurde. Seinen nächften Nachkommen hat Kairo,
hat Aegypten Grofscs zu danken. Sic verwalteten ihr Geh weit nach Wellen hin ausdehnendes
Reich mit Sorgfalt und Weisheit, eröffneten dem Handel des Nilthals neue Wege, die bis nach
Indien und tief in das Herz des afrikanifchen Kontinents reichten. Ungeheure Werthe führten
die Karawanen, die von dem den fpanifchen Maurenftaaten benachbarten Tanger aus über Kairawän
und Tripolis den gröfsten Theil von Nordafrika durchzogen, in die Chane des fchnell zur bedeu-
tendften Stadt des Morgenlandes heranwachfenden Kairo, von wo aus andere Kamelzüge den
Verkehr mit Syrien und Aegypten unterhielten; Aidab und Klysma am rothen Meere waren die
Häfen, in denen man die zur See ankommenden oder zu verfendenden Waaren umlud. Auch
der Kunftfleifs der Araber fand unter den Fatimiden, die in koftbar ausgeftatteten Paläften zu
wohnen liebten und deren vornehmfte Beamte und Unterthanen, dem Beifpiele ihrer Fürften
folgend, ficht glänzend ausgeftattete Wohnhäufer bauten, reiche Gelegenheit fich zu bethätigen:
— In der fünften Sure des Koran werden Wein, Spiel, Bildfäulen und Looswerfcn den Gläubigen
als verabfeheuungswürdig unterfagt, und fo kommt es, dafs weder die Malerei noch die Skulptur
unter den Arabern zu einer höheren Ausbildung zu gelangen und fich die Stellung von felbft-
ftändigen Künften zu erringen vermochte; aber dennoch und namentlich unter den Fatimiden in
Kairo Iah man über das Verbot des Propheten hinweg, und wir hören erzählen, dafs man fich in
ihrer Zeit der herrlichften Teppiche bediente, auf denen die Bild—
niffe von Herrfchern und berühmten Männern zu fehen waren, ja

dafs in ihrer Hauptftadt felbft
Fabriken für Kunftgeräth von
jeder Gattung entftanden. Aus
ihnen gingmannigfaltigerTafel-

ALTAGYPTISCHE VASE.

fchmuck hervor, und befonders
hoch gefchätzt wurden die
zierlichen kairener Figuren,
welche Gazellen und Löwen,
Elephanten und Giraffen dar-
fteilten. Unvergleichlich werden
die Gefäfse von glafirtem Thon
genannt, welche von menfeh-
lichen oder thierifchen Ge-
ftalten getragen wurden. Aehn-

ALTAGYPTISCHE VASE.

liches Geichirr war auch den
alten Aegvptern nicht fremd; aber die im Dienfte der Fatimiden fchaffenden Maler feheinen die
Farbenkünftler aus der Pharaonenzeit, die niemals zu einer freieren Vortragsweife zu gelangen
vermochten und denen felbft die Gefetze der Perfpektive fremd blieben, himmelweit übertroffen
zu haben. — Oder wie hätte es einem Künftler im alten Memphis und Theben gelingen können,
tanzende Frauen fo zu malen, dafs fie aus der Wand herauszufchweben oder fich in diefelbe
zurückzuziehen fchienen; und Beides ward, wie Makrizi bezeugt, unter den Fatimiden von ihn
Aziz und Koser während eines Gaftmahles in Kairo zu Stande gebracht. Es wird ferner von
den zur felbigen Zeit hergeftellten Bildniffen hervorragender Dichter und einem Gemälde erzählt,
das Jofeph in der Cifterne darfteilte und wegen feiner coloriftifchen Wirkung die höchfte Bewun-
derung erregte. Auch aus den Werkftätten der Bildhauer gingen nicht nur phantaftifche ornamentale
 
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