KAIRO.
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Die
s
«Jahrhundert auf Jahrhundert fchwand in Griechenland und fchaute
Kein Königsfehlofs, das fich an Pracht verglich mit diefer Baute.
Du läffeft, Mächt'ger, im Voraus uns Edens Wonnen fühlen,
In diefen Sälen, hoch von Dach, in diefem Hof, dem kühlen;
Ihr Anblick fpornt zu gutem Werk die Gläub'gen, denn fie hoffen,
Dann ftünden Gärten, schön wie fie, da drüben ihnen offen.
Der Sünder felbft, der fie erblickt, verläfst des Irrthums Pfade,
Sühnt die vergang'ne Schuld und macht fich werth der Himmelsgnade.
Thun Sklaven feine Thüren auf, fo läfst der Angel Dröhnen
Dem, welcher eintritt, froh den Ruf: «Gegrüfst» entgegentönen,
Die Leun erheben, die am Thor die ehrnen Ringe nagen,
Die Stimmen, um ein: «Allah ift der Mächtigfte» zu fagen;
Sie rüften, glaubt man, fich zum Sprung, um Jeden zu zerreifsen,
Der in den Hof tritt, ohne dafs ihm Pintritt ward geheifsen . . .
Gleich find gewebten Teppichen, auf die der Staub, der feine,
Von Kampher hingebreitet ift, im Hof die Marmorfteine;
Ringsum find Perlen eingelegt und weithin in die Lüfte
Verhaucht die Erd', als wäre fie von lauter Mofchus, Düfte,
Der Sonne könnte, wenn fie fank und tief die Nächte dunkeln,
Diefs Schlofs Erfatz fein, um bei Nacht dem Tage gleich zu funkeln.»
Derfelbe Dichter befingt auch den Springbrunnen des gleichen Palaftes. Er wird
Löwen umlagert, welche Waffer in ein Becken fpeien, das, wenn es ihrem Rachen entquillt
mächtig raufcht, «als war' es ihr Gebrüll». Inmitten des Baffins fleht ein Baum von Metall
Vögeln auf den Zweigen, die Wafferfädcn, in denen
die Sonne fich fpiegelte, aus den kleinen Schnäbeln
lpritzten. Auch aus dem Blattwerke des Baumes quillt
reichliches Nafs. Selbft den Thüren und der Decke
diefes Palaftes widmet ibn Hamdis ein Gedicht. Sie
find mit edlem Metall und Bildwerk verziert und mit
goldenen Nägeln befchlagen. An der Decke lieht man
Gemälde von blühenden Gärten und Jagdftücke. Die
Maler diefer letzteren werden hoch gepriefen:
von
, fo
mit
«Sie mufsten in die Sonne,
Um alles Laub und Bildwer
fcheint's, den Farbcnpinfel tauchen,
•l fo mit Glanz zu überhauchen.»
Das bedeutendftc Bauwerk aus der Fatimiden-
zeit, welches in Kairo erhalten blieb, ift die Mofchee,
welche dem Enkel und zweiten Nachfolger des Mu'izz
ihre Entftehung verdankt. Freilich ift fie halb verfallen
und bietet dem Befchauer wenig Bemerkenswcrthes,
wer aber den Lebenslauf ihres Gründers Häkim kennt-,
der wird zugeben, dafs diefer Chalif, der fehon als
elfjähriges Kind auf den Thron gelangte, zu den eigen-
thümlichftcn und in Folge der in ihm vereinten Gegen-
fätze zu den unbegreiflichften Erfcheinungen gehört,
von denen die Gefchichte berichtet. Die in Syrien
Ebers, Aegypten. I.
MOSCHEE EL HAKIM.
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«Jahrhundert auf Jahrhundert fchwand in Griechenland und fchaute
Kein Königsfehlofs, das fich an Pracht verglich mit diefer Baute.
Du läffeft, Mächt'ger, im Voraus uns Edens Wonnen fühlen,
In diefen Sälen, hoch von Dach, in diefem Hof, dem kühlen;
Ihr Anblick fpornt zu gutem Werk die Gläub'gen, denn fie hoffen,
Dann ftünden Gärten, schön wie fie, da drüben ihnen offen.
Der Sünder felbft, der fie erblickt, verläfst des Irrthums Pfade,
Sühnt die vergang'ne Schuld und macht fich werth der Himmelsgnade.
Thun Sklaven feine Thüren auf, fo läfst der Angel Dröhnen
Dem, welcher eintritt, froh den Ruf: «Gegrüfst» entgegentönen,
Die Leun erheben, die am Thor die ehrnen Ringe nagen,
Die Stimmen, um ein: «Allah ift der Mächtigfte» zu fagen;
Sie rüften, glaubt man, fich zum Sprung, um Jeden zu zerreifsen,
Der in den Hof tritt, ohne dafs ihm Pintritt ward geheifsen . . .
Gleich find gewebten Teppichen, auf die der Staub, der feine,
Von Kampher hingebreitet ift, im Hof die Marmorfteine;
Ringsum find Perlen eingelegt und weithin in die Lüfte
Verhaucht die Erd', als wäre fie von lauter Mofchus, Düfte,
Der Sonne könnte, wenn fie fank und tief die Nächte dunkeln,
Diefs Schlofs Erfatz fein, um bei Nacht dem Tage gleich zu funkeln.»
Derfelbe Dichter befingt auch den Springbrunnen des gleichen Palaftes. Er wird
Löwen umlagert, welche Waffer in ein Becken fpeien, das, wenn es ihrem Rachen entquillt
mächtig raufcht, «als war' es ihr Gebrüll». Inmitten des Baffins fleht ein Baum von Metall
Vögeln auf den Zweigen, die Wafferfädcn, in denen
die Sonne fich fpiegelte, aus den kleinen Schnäbeln
lpritzten. Auch aus dem Blattwerke des Baumes quillt
reichliches Nafs. Selbft den Thüren und der Decke
diefes Palaftes widmet ibn Hamdis ein Gedicht. Sie
find mit edlem Metall und Bildwerk verziert und mit
goldenen Nägeln befchlagen. An der Decke lieht man
Gemälde von blühenden Gärten und Jagdftücke. Die
Maler diefer letzteren werden hoch gepriefen:
von
, fo
mit
«Sie mufsten in die Sonne,
Um alles Laub und Bildwer
fcheint's, den Farbcnpinfel tauchen,
•l fo mit Glanz zu überhauchen.»
Das bedeutendftc Bauwerk aus der Fatimiden-
zeit, welches in Kairo erhalten blieb, ift die Mofchee,
welche dem Enkel und zweiten Nachfolger des Mu'izz
ihre Entftehung verdankt. Freilich ift fie halb verfallen
und bietet dem Befchauer wenig Bemerkenswcrthes,
wer aber den Lebenslauf ihres Gründers Häkim kennt-,
der wird zugeben, dafs diefer Chalif, der fehon als
elfjähriges Kind auf den Thron gelangte, zu den eigen-
thümlichftcn und in Folge der in ihm vereinten Gegen-
fätze zu den unbegreiflichften Erfcheinungen gehört,
von denen die Gefchichte berichtet. Die in Syrien
Ebers, Aegypten. I.
MOSCHEE EL HAKIM.
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