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KAIRO.
wo
einem 88,30 Meter tiefen Schacht. Durch zwei grofse Schöpfräder wird das Waffer in Töpfen in
die Höhe gefördert und zwar mit Hülfe von Ochfen, welche auf einer in den Felfen gehauenen
fchiefen Ebene bis zur Hälfte der Tiefe auf und nieder fteigen. So wichtig diele Anlage in
früheren Tagen gewefen ift, fo geringe Bedeutung kommt ihr feit der Einführung der Dampf-
pumpen in Kairo zu. Aufserdem hat das Waffer des Jofephsbrunnens einen falzigen Beigcfchmack,
und zwar, wie Makrizi berichtet, durch die Schuld des Karakufch, der die Oeffnung, aus der
zuerft eine geringere Menge von vortrefflichem Waffer zuftrömte, erweitern liefs und dadurch
den Zutritt eines falzigen Quells in den füfsen veranlafste.
Die grofse Mofchee, welche heute mit ihren in weiter Ferne lichtbaren hohen und
überfchlanken Minarets die Citadelle fchmückt, werden wir erft unter den Werken Mohammed
Ali's, der fie gründete und nach dem fie genannt wird, dem Lcfer vorzuführen haben.
Saladin hatte vor feinem Tode mit den Kreuzfahrern Frieden gefchloffen, und leine Nach-
kommen, er hinterliefs fiebenzchn Söhne und eine Tochter, erbten von ihm Aegypten, Syrien,
Arabien und einen Theil von Mefopotamien. Aber fchon bei leinen Lebzeiten hatte er dielen
reichen Länderbefitz unter feine drei älteften Söhne vertheilt; die anderen Mitglieder feiner Familie
erhielten Städte und Bezirke, die fie als Füllten beherrfchten. Seinem Sohne Melik el-Aziz
folgte Saladin's Bruder Melik el-ädil, der für feinen minderjährigen Neffen kurze Zeit als Vormund,
MÜNZEN DES MELIK EL-ADIL (SEIF ED-DIN ABU BEKR, DES SOHNES DES EJJUB). DIE INSCHRIFT NENNT IHN DEN
„GERECHTEN KÖNIG".
dann aber, nachdem er den zehnjährigen Knaben entfetzt hatte, für Geh felbft das ägyptifche
Sultanat verwaltete. Er, der auch unter dem Namen, welchen er vor feiner Thronbefteigung
geführt hatte, «Seif ed-din Abu Bekr» bekannt ift, fetzte — und das Gleiche gefchah von allen
Mitgliedern feines Haufes — auf die von ihm gefehlagenen Münzen neben feinen eigenen den
Namen des machtlofen Abbafiden-Chalifen, deffen Oberherrlichkeit er anerkannte. Auffallend ift der
heraldifche «Doppeladler», der auch auf älteren kairener Bauten vorkommt, auf einem der auf diefer
Seite abgebildeten Stücke. Schwere Zeiten brachen nach Melik el-ädil für die mohammedanifchen
Völker Weftafiens und Syriens herein; aber es ift hier nicht der Ort zu erzählen, wie die Ejjubiden
einander befehdeten, welchen Angriffen der Kreuzfahrer auch Aegypten zu begegnen hatte, wie
Damiette fiel und bei Manfüra Melik es-Sälech, Saladin's Grofsneffe, den neunten Ludwig von
Frankreich fchlug und zu Manfüra, das unfere Lcfer kennen, gefangen hielt, wie die Mongolen
die alten Reiche des afiatifchen Kontinents umftürzten, China eroberten und bis tief nach Europa
hinein in wildem Anfturme vordrangen; aber das kann nicht unerwähnt bleiben, dafs, als der
vorletzte Ejjubide (der letzte Sultan diefes Stammes wurde wenige Monate nach feiner Thron-
befteigung ermordet), dafs, als Melik es-Sälech fich eine Harke und feine Befehle rückfichtslos
ausführende Leibwache, wie fie auch die Abbanden befeffen hatten, zu gründen wünfehte, ihm diefs
Vorhaben durch die Züge der Mongolen wefentlich erleichtert wurde; wanderten doch von den
niedergeworfenen Völkern, namentlich von den Türken und Charizmiern, viele in die Fremde und
Geitaus,:
:a«Amden
S
KAIRO.
wo
einem 88,30 Meter tiefen Schacht. Durch zwei grofse Schöpfräder wird das Waffer in Töpfen in
die Höhe gefördert und zwar mit Hülfe von Ochfen, welche auf einer in den Felfen gehauenen
fchiefen Ebene bis zur Hälfte der Tiefe auf und nieder fteigen. So wichtig diele Anlage in
früheren Tagen gewefen ift, fo geringe Bedeutung kommt ihr feit der Einführung der Dampf-
pumpen in Kairo zu. Aufserdem hat das Waffer des Jofephsbrunnens einen falzigen Beigcfchmack,
und zwar, wie Makrizi berichtet, durch die Schuld des Karakufch, der die Oeffnung, aus der
zuerft eine geringere Menge von vortrefflichem Waffer zuftrömte, erweitern liefs und dadurch
den Zutritt eines falzigen Quells in den füfsen veranlafste.
Die grofse Mofchee, welche heute mit ihren in weiter Ferne lichtbaren hohen und
überfchlanken Minarets die Citadelle fchmückt, werden wir erft unter den Werken Mohammed
Ali's, der fie gründete und nach dem fie genannt wird, dem Lcfer vorzuführen haben.
Saladin hatte vor feinem Tode mit den Kreuzfahrern Frieden gefchloffen, und leine Nach-
kommen, er hinterliefs fiebenzchn Söhne und eine Tochter, erbten von ihm Aegypten, Syrien,
Arabien und einen Theil von Mefopotamien. Aber fchon bei leinen Lebzeiten hatte er dielen
reichen Länderbefitz unter feine drei älteften Söhne vertheilt; die anderen Mitglieder feiner Familie
erhielten Städte und Bezirke, die fie als Füllten beherrfchten. Seinem Sohne Melik el-Aziz
folgte Saladin's Bruder Melik el-ädil, der für feinen minderjährigen Neffen kurze Zeit als Vormund,
MÜNZEN DES MELIK EL-ADIL (SEIF ED-DIN ABU BEKR, DES SOHNES DES EJJUB). DIE INSCHRIFT NENNT IHN DEN
„GERECHTEN KÖNIG".
dann aber, nachdem er den zehnjährigen Knaben entfetzt hatte, für Geh felbft das ägyptifche
Sultanat verwaltete. Er, der auch unter dem Namen, welchen er vor feiner Thronbefteigung
geführt hatte, «Seif ed-din Abu Bekr» bekannt ift, fetzte — und das Gleiche gefchah von allen
Mitgliedern feines Haufes — auf die von ihm gefehlagenen Münzen neben feinen eigenen den
Namen des machtlofen Abbafiden-Chalifen, deffen Oberherrlichkeit er anerkannte. Auffallend ift der
heraldifche «Doppeladler», der auch auf älteren kairener Bauten vorkommt, auf einem der auf diefer
Seite abgebildeten Stücke. Schwere Zeiten brachen nach Melik el-ädil für die mohammedanifchen
Völker Weftafiens und Syriens herein; aber es ift hier nicht der Ort zu erzählen, wie die Ejjubiden
einander befehdeten, welchen Angriffen der Kreuzfahrer auch Aegypten zu begegnen hatte, wie
Damiette fiel und bei Manfüra Melik es-Sälech, Saladin's Grofsneffe, den neunten Ludwig von
Frankreich fchlug und zu Manfüra, das unfere Lcfer kennen, gefangen hielt, wie die Mongolen
die alten Reiche des afiatifchen Kontinents umftürzten, China eroberten und bis tief nach Europa
hinein in wildem Anfturme vordrangen; aber das kann nicht unerwähnt bleiben, dafs, als der
vorletzte Ejjubide (der letzte Sultan diefes Stammes wurde wenige Monate nach feiner Thron-
befteigung ermordet), dafs, als Melik es-Sälech fich eine Harke und feine Befehle rückfichtslos
ausführende Leibwache, wie fie auch die Abbanden befeffen hatten, zu gründen wünfehte, ihm diefs
Vorhaben durch die Züge der Mongolen wefentlich erleichtert wurde; wanderten doch von den
niedergeworfenen Völkern, namentlich von den Türken und Charizmiern, viele in die Fremde und
Geitaus,:
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S