Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
332

KAIRO.

ARABISCHES CEREMONIENSCHWERT.

bauliche Anordnung diefer Mofchee gleicht in den meiften Stücken
der des Sultan Hafan; aber eigenthümlich war ihr die leider vor
einigen Jahren zufammengeftürzte Bedachung des mittleren Hofes
durch eine der Luft und dem gedämpften Lichte des Tages Einlais
gewährende Laterne von durchbrochenem Holz. Die mäisigen
Gröfsenverhältniffe in den Innenräumen üben eine äufserft har-
monifche Wirkung und machen diefe Mofchee zu einem befonders
heimlichen Orte, den man gern zum zweiten und dritten Male
auffucht, um lieh an den edlen Formen der Bogen und Wölbungen,
an der Sauberkeit der Steinfchnitte und dem phantaftifchen Gefüge
der auch hier alles Runde und Schwellende ausfchliefsenden Flächen-
ornamente zu erfreuen. Selten begegnet man hier einem Beter, der
auf den zerbrochenen bunten Marmorfiiefen des Fufsbodens kniet,
und wenn doch ein Kairener den Weg hierher gefunden, lo kam er,
um die mit unfehönen Gehäufen
umkleideten Granitblöckc zu
verehren, unter denen der graue
die Spuren von beiden Sohlen
des Propheten, der rothe den
Eindruck nur eines Fufses des
Gefandten Gottes zeigen foll.
Kait-Bei brachte fie felbft aus
Mekka mit, wohin er, der Reifen
und weite Jagdzüge zu unter-
nehmen liebte und fpäter auch
die heiligen Stätten zu Hebron
und Jerufalem befuchte, ge-
pilgert war. Wir hören, dafs
er bei feiner Heimkehr aus
Arabien zu Kairo mit grofsem Pomp empfangen ward. Zu Matarije
gab ihm der Ataheg Ezbek, der Herfteller des Ezbekije-Platzes, ein
grofses Feftmahl, und als er in die Strafsen feiner Refidenz einzog,
fo fand er fie mit feidenen Teppichen belegt und reich gefchmückt.
Sänger und Sängerinnen fchlofsen Geh, Jubellieder fingend, an fein
Gefolge, und auf der Citadelle empfingen ihn dielelben Emire mit
den koftbarften Gcfchenken, die den fterbenden Greis neun Jahre
fpäter zwangen, zu Gunftcn feines vierzehnjährigen Sohnes abzu-
danken.

Die Krone Aegyptens wird unter beiden Reihen der Mamluken-
Sultane entweder von einem kühnen Emporkömmling erbeutet, oder
von den herrfchfüchtigen Grofsen dem unmündigen Kinde eines
früheren Herrfchers zugefprochen. Dem Schem-Chalifen aus dem
Abbafidenhaufe fällt dabei ftets die Aufgabe zu, den neuen Fürften
zu beftätigen und auszurufen.
 
Annotationen