BIS THEBEN.
211
VON PFERDEN GEZOGENER PFLUG.
Altägyptifche Darftelhrag aus Karnak.
gewächfe diefer Gegend, für deren Genauigkeit
der Ruf feines pflanzenkundigen Begleiters, des
Profeffor Afcherfon bürgt.
Die Weizen-, Gerden- und Kleeäcker
gewähren durch das zarte Grün der hervor-
fproffenden Keimpflänzchen den lieblichften
Anblick; ihr Smaragdgrün flieht freundlich
ab von der dunkleren Farbe der Zuckerrohrfelder und dem Schwarz des Bodens. Die Durrah-
Ernte ift vorüber, aber auf den Feldern werden aufscr ihr Mohn, Zwiebeln, Bohnen und Linfen,
und in den Gärten Tomaten, Eierpflanzen oder Auberginen, rother Pfeffer, Gulgas (colocasia
antiquorum), Koriander, Dill, Bammiah, Bafilicum und Luffagurken (Luffa aegyptiaca) gezogen.
Wir fügen zu den genannten Pflanzen noch Flachs,'Hanf, Mais, Lupinen, Safran, Indigo und
Tabak. Ein befondercr Schmuck der Landfchaft um Siüt find die zahlreichen Frucht- und Allee-
bäume: Dattel- und Dümpalmen, Orangen- und Citronenbäume, die mit duftigen Blüten und
glänzenden Früchten gefchmückt find, in den Gärten Feigen-, Maulbeer-, Chriftdorn- (Nabak)
und Granatbäume. Neben der im Nilthal feit dem früheften Alterthum gepflanzten Akazie, deren
perlfchnurähnliche Hülfen auf Hierogly-
pheninfehriften dargeftellt find und welche
noch heute ihren der ägyptifchen Sprache
entlehnten*) Namen Sunt führt, findet
fich die in Amerika heimifche Acacia
Farnesiana mit ihren Veilchenduft aus-
hauchenden goldenen Blütenköpfen. Der
Lebach-Baum, dem wir fchon im Delta
begegnet find, fpendet dichten Schatten,
die breitäftige Sykomore viel zweifel-
hafteren. G. Rohlfs zählt fie wegen ihrer
weit auseinander gehenden Zweige zu
den häfslichen Bäumen, und es läfst
fich nicht leugnen, dafs fie fich neben
fchlanken Palmen nicht eben zierlich aus-
nimmt.
Die Aecker wimmeln in diefer
Jahreszeit von Menfehen, die viele Ar-
beiten fingend verrichten. Auge und Ohr
werden von dem lebensvoll bunten Bilde
gleichmäfsig angezogen. Unter den Män-
nern ficht man manchen charakteriftifchen
Kopf, unter den Frauen und Jungfrauen,
die oft unvcrfchleiert gehen, manch'
hübfehes Geficht; aber den erfreulichften Anblick gewähren hier wie im ganzen Nilthal die
heranwachfenden Knaben und Mädchen, die, ehe fie das fünfte Jahr erreicht haben, gewöhnlich
JUNGE FELLAHFRAU.
*) Acacia nilotica; altägyptifch fchent, koptifch fchonte.
211
VON PFERDEN GEZOGENER PFLUG.
Altägyptifche Darftelhrag aus Karnak.
gewächfe diefer Gegend, für deren Genauigkeit
der Ruf feines pflanzenkundigen Begleiters, des
Profeffor Afcherfon bürgt.
Die Weizen-, Gerden- und Kleeäcker
gewähren durch das zarte Grün der hervor-
fproffenden Keimpflänzchen den lieblichften
Anblick; ihr Smaragdgrün flieht freundlich
ab von der dunkleren Farbe der Zuckerrohrfelder und dem Schwarz des Bodens. Die Durrah-
Ernte ift vorüber, aber auf den Feldern werden aufscr ihr Mohn, Zwiebeln, Bohnen und Linfen,
und in den Gärten Tomaten, Eierpflanzen oder Auberginen, rother Pfeffer, Gulgas (colocasia
antiquorum), Koriander, Dill, Bammiah, Bafilicum und Luffagurken (Luffa aegyptiaca) gezogen.
Wir fügen zu den genannten Pflanzen noch Flachs,'Hanf, Mais, Lupinen, Safran, Indigo und
Tabak. Ein befondercr Schmuck der Landfchaft um Siüt find die zahlreichen Frucht- und Allee-
bäume: Dattel- und Dümpalmen, Orangen- und Citronenbäume, die mit duftigen Blüten und
glänzenden Früchten gefchmückt find, in den Gärten Feigen-, Maulbeer-, Chriftdorn- (Nabak)
und Granatbäume. Neben der im Nilthal feit dem früheften Alterthum gepflanzten Akazie, deren
perlfchnurähnliche Hülfen auf Hierogly-
pheninfehriften dargeftellt find und welche
noch heute ihren der ägyptifchen Sprache
entlehnten*) Namen Sunt führt, findet
fich die in Amerika heimifche Acacia
Farnesiana mit ihren Veilchenduft aus-
hauchenden goldenen Blütenköpfen. Der
Lebach-Baum, dem wir fchon im Delta
begegnet find, fpendet dichten Schatten,
die breitäftige Sykomore viel zweifel-
hafteren. G. Rohlfs zählt fie wegen ihrer
weit auseinander gehenden Zweige zu
den häfslichen Bäumen, und es läfst
fich nicht leugnen, dafs fie fich neben
fchlanken Palmen nicht eben zierlich aus-
nimmt.
Die Aecker wimmeln in diefer
Jahreszeit von Menfehen, die viele Ar-
beiten fingend verrichten. Auge und Ohr
werden von dem lebensvoll bunten Bilde
gleichmäfsig angezogen. Unter den Män-
nern ficht man manchen charakteriftifchen
Kopf, unter den Frauen und Jungfrauen,
die oft unvcrfchleiert gehen, manch'
hübfehes Geficht; aber den erfreulichften Anblick gewähren hier wie im ganzen Nilthal die
heranwachfenden Knaben und Mädchen, die, ehe fie das fünfte Jahr erreicht haben, gewöhnlich
JUNGE FELLAHFRAU.
*) Acacia nilotica; altägyptifch fchent, koptifch fchonte.