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Verstand.
Was fällt Dir ein? Bezähme Deinen Uebermut!
Nicht kennst Du mich, so scheint es. Muss ich zeigen Dir
Aufknöpfend meinen Ueberrock, den Ordenstern,
Wie die Fürsten thun in Kotzebue’s Komödien?
Zwar als Verbannter schleich’ ich jetzt allein umher;
Doch vom Exil abruft mich einst das deutsche Volk :
Schon jetzt erklingt im Ohre mir sein Reueton,
Schon zerrt es mich am Saume meines Kleids zurück !
Gewaltig fällt nun der Verstand über den Dichter her.
Und kraft der Vollmacht, welche mir die Kunst verlieh,
Und kraft des Scherzes, welchen ich bemeistere,
Der unter meinen Händen fast erhaben klingt,
Als vär’s der Andacht hoher Ernst, und kraft der Kraft
Zerstör’ ich Dich, und gebe Dich dem Nichts anheim.
Zwar wäre Dich vernichten eine kleine That;
Allein gesalbt zum Stellvertreter hab’ ich Dich
Der ganzen tollen Di chterlingsgenossensch aft,
Die auf dem Hackbrett Fieberträume fantasirt
Und unsere deutsche Heldensprache ganz entweiht;
Ja, gleich wie Nero wünscht’ ich Euch nur Ein Gehirn,
Durch einen einzigen Witzeshieb zu spalten es,
Um aller Welt zu zeigen eine taube Nuss,
Mit ungeniessbaren Floskelmoder angefüllt. — —
Cho r.
Flieh, Nimmermann, die mörderischen Trimeter!
Verstand.
Wohin Du fliehn willst, nimmermehr entrinnst Du doch,
Und gleich Armeen umzingeln Dich Verwünschungen!
Sachwalter gibt es keine für den Versifex,
Und aus dem Schose schütteln Dich die Wenigen,
Die noch geneigt Dir waren, wie gemeinen Staub!
In meinen Waffen spiegle Dich, erkenne Dich,
Erschrick vor Deiner Hässlichkeit und stirb sodann !
Ich bin im Jambenschleudern ein Archilochus,
Ein Zeus in meinem Sylbenfall, ein Donnerer!
Indem sie treffen, blenden meine Keile Dich,
Von mir getödtet, gaffst Du noch Bewunderung! (Ab.)
Publikum.
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Nimmer m a n n.
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Chor.
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