Eckartshausen, Carl von; Diepold, Floridus [Oth.]; Lindauer, Johann [Oth.]: Der Prinz und sein Freund: ein Buch für Fürstenkinder (Pest und Ofen: bey Diepold und Lindauer, 1789) [VD18 90777689]

noch weniger mir Gründen, sie keden auf gerathe wohl,
sie lassen sich von dem Winde der Gunst, und von der
anziehenden Kraft der Reichthümer umtreiben, und fort-
reissen. Sie hegen keine Meynung, die ihnen zugehörte,
die ihr eigen wäre, sie entlehnen alles, was sie nothig
haben, und derjenige, an den sie sich deswegen wenden,
ist gar nicht ein weiser, geschickter und kluger Mann,
sondern ein Mann nach der Mode.
Wir hegen gegen Große, oder gegen Leute, die in
einem erhabenen Posten stehen, eine unfruchtbare Eifer-
sucht, einen ohnmächtigen Haß, wodurch wir uns nicht
ihres Glanzes und Große wegen rächen, sondern nur un-
ser eigenes Elend mit der unerträglichen Last eines frem-
den Glückes verdoppelt!. Was für Mittel kann man wohl
gegen eine so eingewurzelte, und ansteckende Krankheit des
Gemüthes anweuden? Lasset uns mit Wenigem begnü-
gen, ja mit dem Geringsten, wenn es möglich ist; lasset
uns zu rechter Zeit etwas verlieren, die Ersetzung dieses
Verlusts ist unausbleiblich, und ich wollte, daß man die
Probe davon machte. Ich überhebe mich dadurch der
Mühe, euren Schweizer, oder einen Aufseher mir günstig
zu machen, ich werde mich nicht durch die unzählbare
Menge der Clienten, oder der Höflinge, womit das Haus
eines Ministers mehr als einmal des Tages voll wird,
von der Thüre zurückstossen lassen müssen; ich werde nicht
nöthig haben, in seinem Audienzsaale sehnlich zu warten,
ihm zitternd und stammelnd eine gerechte Sache vorzutra-
gen, seine Ernsthaftigkeit, sein bitteres Lächeln, und seine
Laconismos zu ertragen. Alsverm werde ich ihn nicht
mehr hassen, ich werde ibn nicht mehr beneiden. Er
wird keine Bitte an mich zu thun haben, und ich auch
Nicht