stil des 15. Jahrhunderts auf westlichem Boden im Bogenfeld des Siid-
portals an der Frankfurter Liebfrauenkirche, gegen 1430.” (Pinder).
Eine ganz überraschende Formen Verwandtschaft zeigt die Mainzer
Wappenträgerin (im Altertumsmuseum in Mainz)69), die die gleiche
Hand und die Mainzer Provenienz des Meisters des Liebfrauentym-
panons vermuten läßt. Es handelt sich um ein, in flachem Kasten ste-
hendes, 63 cm hohes Relief. Nach drei Seifen ist es mit profiliertem
Rahmen begrenzt. Seine Bodenplatte ist stark nach unten abgeschrägt.
Die sehr schlanke Figur mit hochgegürtetem Gewand, das in üppigen
Faltensfrömen zu Boden fließt, hält zwei Wappenrollen mit Künstler-
signatur. Die Arme und Hände sind sehr fein, fast puppenhaft gebildet.
Die langen, zu Boden reichenden Ärmel des modischen Gewandes sind
reich gezaddelt. Der Kopfputz ist turbanartig hochgewunden und mit
breiten Bändern umwickelt. Wenn Feigel70) in der Anna von Dalberg
in Oppenheim die gleiche Hand vermutet wie bei der Wappenhalterin,
so scheinen die Beziehungen zu dem Dreikönigstympanon doch stärker
zu sein. Vergleicht man die Gewandform mit der des vorderen Königs
im Tympanon, den Turban mit dem gebundenen Kopftuch der Maria,
die Ähnlichkeit der wiedergegebenen Gesichtsbüdung, so zeigen sich
Formen, die nur von einer Hand gebildet werden konnten.
3. Die Veränderung der Südfassade im 18. Jahrhundert.
Die im Jahre 1763 beginnende Resfaurationsepoche beschränkte sich
nicht nur auf den Innenbau. Die repräsentativen Teile des Äußenbaues
wurden ebenfalls in den Erneuerungsplan einbezogen. (Bei Bespre-
chung des Turmes wurde bereits die Veränderung seines oberen Ab-
schlusses erwähnt.). Die Außenseite der Südwand als Schaufassade war
in gleichem Maße einem Umbau unterworfen. Der Stich Salomon Klei-
ners von 1728 zeigt noch die Wimpergbekrönung der siebenachsigen
Fensterreihe. Der heutige Zustand weist ein durchgehendes Gesims auf,
das damit den gesamten Bau als Einheit zusammenfaßt. Der Westbau
blieb unberührt, und sein horizontal verlaufendes Gesims wurde rich-
tunggebend für die Weiterführung über den gesamten Bau. Zur Durch-
führung dieses Planes mußten Wimperge und Satteldächer abgebro-
chen und die Zwischenwände bis zur Strebepfeilerbekrönung hochge-
führt werden. Die Fenster an sich blieben dabei unverändert. Das steil
aufsteigende Satteldach des Hauptschiffes wurde abgeflacht und über-
deckt jetzt in seiner Gesamtheit den ganzen Hallenbau. Um den Verfi-
kaldrang der gleichgeformten Strebepfeiler zu unterbinden, mußte die
Bekrönung fallen. Das Strebewerk wurde rhythmisch gegliedert, und
die damit erreichte Horizontalbewegung ordnete sich dem breit gela-
gerten Fassadenabschluß willig unter. Die in den Jochachsen liegenden
Strebepfeiler mußten als funktionelle Glieder auf ihrer Dimension be-
69) Äbgebildet bei Ä. Feigel: „Die Wappenträgerin im Ältertumsmuseum
der Stadt Mainz”. Aufsatz in der Mainzer Zeitschrift, Jahrg. VI. 1911, Taf.XII.
A. Feigel: „Die Wapoenträgerin im Altertum der Stadt Mainz” (Main-
zer Zeitschrift. Tahrg. VI. 19111.
Edler, 3
33
portals an der Frankfurter Liebfrauenkirche, gegen 1430.” (Pinder).
Eine ganz überraschende Formen Verwandtschaft zeigt die Mainzer
Wappenträgerin (im Altertumsmuseum in Mainz)69), die die gleiche
Hand und die Mainzer Provenienz des Meisters des Liebfrauentym-
panons vermuten läßt. Es handelt sich um ein, in flachem Kasten ste-
hendes, 63 cm hohes Relief. Nach drei Seifen ist es mit profiliertem
Rahmen begrenzt. Seine Bodenplatte ist stark nach unten abgeschrägt.
Die sehr schlanke Figur mit hochgegürtetem Gewand, das in üppigen
Faltensfrömen zu Boden fließt, hält zwei Wappenrollen mit Künstler-
signatur. Die Arme und Hände sind sehr fein, fast puppenhaft gebildet.
Die langen, zu Boden reichenden Ärmel des modischen Gewandes sind
reich gezaddelt. Der Kopfputz ist turbanartig hochgewunden und mit
breiten Bändern umwickelt. Wenn Feigel70) in der Anna von Dalberg
in Oppenheim die gleiche Hand vermutet wie bei der Wappenhalterin,
so scheinen die Beziehungen zu dem Dreikönigstympanon doch stärker
zu sein. Vergleicht man die Gewandform mit der des vorderen Königs
im Tympanon, den Turban mit dem gebundenen Kopftuch der Maria,
die Ähnlichkeit der wiedergegebenen Gesichtsbüdung, so zeigen sich
Formen, die nur von einer Hand gebildet werden konnten.
3. Die Veränderung der Südfassade im 18. Jahrhundert.
Die im Jahre 1763 beginnende Resfaurationsepoche beschränkte sich
nicht nur auf den Innenbau. Die repräsentativen Teile des Äußenbaues
wurden ebenfalls in den Erneuerungsplan einbezogen. (Bei Bespre-
chung des Turmes wurde bereits die Veränderung seines oberen Ab-
schlusses erwähnt.). Die Außenseite der Südwand als Schaufassade war
in gleichem Maße einem Umbau unterworfen. Der Stich Salomon Klei-
ners von 1728 zeigt noch die Wimpergbekrönung der siebenachsigen
Fensterreihe. Der heutige Zustand weist ein durchgehendes Gesims auf,
das damit den gesamten Bau als Einheit zusammenfaßt. Der Westbau
blieb unberührt, und sein horizontal verlaufendes Gesims wurde rich-
tunggebend für die Weiterführung über den gesamten Bau. Zur Durch-
führung dieses Planes mußten Wimperge und Satteldächer abgebro-
chen und die Zwischenwände bis zur Strebepfeilerbekrönung hochge-
führt werden. Die Fenster an sich blieben dabei unverändert. Das steil
aufsteigende Satteldach des Hauptschiffes wurde abgeflacht und über-
deckt jetzt in seiner Gesamtheit den ganzen Hallenbau. Um den Verfi-
kaldrang der gleichgeformten Strebepfeiler zu unterbinden, mußte die
Bekrönung fallen. Das Strebewerk wurde rhythmisch gegliedert, und
die damit erreichte Horizontalbewegung ordnete sich dem breit gela-
gerten Fassadenabschluß willig unter. Die in den Jochachsen liegenden
Strebepfeiler mußten als funktionelle Glieder auf ihrer Dimension be-
69) Äbgebildet bei Ä. Feigel: „Die Wappenträgerin im Ältertumsmuseum
der Stadt Mainz”. Aufsatz in der Mainzer Zeitschrift, Jahrg. VI. 1911, Taf.XII.
A. Feigel: „Die Wapoenträgerin im Altertum der Stadt Mainz” (Main-
zer Zeitschrift. Tahrg. VI. 19111.
Edler, 3
33