den zu müssen, daß die Tafel, die unter dem Silber der Bekrönung
Reliquien birgt, zum Kusse gereicht wurde, eine heute noch verbreitete,
devote Gepflogenheit. Im gerahmten Giebelfeld ist das Jüngste Gericht
zur Darstellung gelangt. Auf einem Regenbogen, zu Füßen die Welt-
kugel, thront Christus. Zu Seifen des Kopfes betonen Lilie und Schwert,
die durch ausgebreitete Arme gebildete Kreuzform des Körpers. Flan-
kiert wird der Weltenrichter von unsymmetrischen Reihen der Heiligen,
die links von Maria und rechts von Johannes angeführt werden. Ein
breiter Wolkenstreifen schließt die Erscheinung, zu deren Seiten zwei
Posaunen blasende Engel erscheinen. Die Auferstehenden führen links
Engel ins Paradies, rechts werden die Verdammten von Teufeln zur
Hölle gedrängt oder sogar auf einem Schubkarren ihr zugefahren. Eine
mittlere Szene schildert den Kampf eines Teufels und Engels um eine
Seele. Der Rahmentext gibt den Stiffernamen und die Datierung. Es
heißt da: „IOEs.BUDIGER. CÄ.ET.CA.VR.MA.FRANCK”. Die auf seit-
lichen Voluten verteilten Zahlen nennen das Jahr 1574. Die Angabe be-
sagt also, daß 1574 die Arbeit gefertigt wurde und Johannes Budlinger,
Kapitular und Kanonikus von Liebfrauen in Frankfurt, der Stifter des
Bildes ist113 114). Das folgende Jahr sah die Entstehung des darunter fol-
genden Frieses. Die wieder seitlich verteilten Zahlen nennen das Jahr
1575. Gerahmt wird das Relief von Rollwerkornament, das in frei-
schwingenden Straußfedervoluten ausklingt. Die beiden in Nischen ste-
henden Heiligen sind durch Attribute und Beischriften gekennzeichnet.
Links steht Katharina mit Rad und Schwert, wobei die Buchstaben
„S.CÄ.” die Dargestellte nochmals benennen. Die mit Turm, Kelch und
Kreuz dargestellte Heilige rechts, der die Buchstaben „S.B.” noch beige-
geben sind, ist Barbara. Die Inschrift des Rahmens deutet auf das
Thema des Reliefs hin, das in seiner Abfolge darstellt: Die Erlösung
der Seelen aus dem Fegefeuer, Auferstehung Christi und Gang der
Frauen zum Grabe. Die Umschrift lautet: „REGINA CELI LAETARE
ÄLL.QUIA QUEM MERVISTI PORTÄRE ALL.RESURREXIT SICUT
DIXIT ÄLL.ORA PRO NOBIS DEUM ALLELVIA”.
Die Reliefs des Fußes geben keineswegs eine szenische Abfolge der
Passion. Durch einfache Senkrechten gefeilt, reihen sich Darstellungen
willkürlich gnebeneinander. Es sind dargestellt: Christus am Ölberg,
Dornenkrönung, Geißelung, Ecce Homo vor Kreuz und Leidenswerk-
zeugen, Kreuztragung, Verspottung und Gefangennahme Jesu. In der
Begleitschrift wendet sich Jesus selbst an die Gläubigen mit den Wor-
ten: „ASPICE O HOMO QUI TRANSIS QUIA TU MIHI CAUSA
DOLORIS PRO TE PASUS ITA TU PRO ME TURPIA VITA.I.B.C.F.
C. 1575”.111). Die Fußmitfe schmückt ein von einer Schlange umwunde-
nes Christusmonogramm. Die Qualität dieses silber-getriebenen Re-
113) Die Tatsache, daß Johann Budlinger erst am 12. November 1586
etliche Ältartafeln, darunter auch dieses Stück, der Kirche schenkte, beweist,
daß die Inschrift nicht die des Stifters, sondern die des Eigentümers bedeu-
tet. Also hier auch eine Parallele zu der Bezeichnung nur des Eigentümers
im Fuße des Perlenkreuzes.
114) Johannes Budlinger, Canonicus fieri curavit.
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Reliquien birgt, zum Kusse gereicht wurde, eine heute noch verbreitete,
devote Gepflogenheit. Im gerahmten Giebelfeld ist das Jüngste Gericht
zur Darstellung gelangt. Auf einem Regenbogen, zu Füßen die Welt-
kugel, thront Christus. Zu Seifen des Kopfes betonen Lilie und Schwert,
die durch ausgebreitete Arme gebildete Kreuzform des Körpers. Flan-
kiert wird der Weltenrichter von unsymmetrischen Reihen der Heiligen,
die links von Maria und rechts von Johannes angeführt werden. Ein
breiter Wolkenstreifen schließt die Erscheinung, zu deren Seiten zwei
Posaunen blasende Engel erscheinen. Die Auferstehenden führen links
Engel ins Paradies, rechts werden die Verdammten von Teufeln zur
Hölle gedrängt oder sogar auf einem Schubkarren ihr zugefahren. Eine
mittlere Szene schildert den Kampf eines Teufels und Engels um eine
Seele. Der Rahmentext gibt den Stiffernamen und die Datierung. Es
heißt da: „IOEs.BUDIGER. CÄ.ET.CA.VR.MA.FRANCK”. Die auf seit-
lichen Voluten verteilten Zahlen nennen das Jahr 1574. Die Angabe be-
sagt also, daß 1574 die Arbeit gefertigt wurde und Johannes Budlinger,
Kapitular und Kanonikus von Liebfrauen in Frankfurt, der Stifter des
Bildes ist113 114). Das folgende Jahr sah die Entstehung des darunter fol-
genden Frieses. Die wieder seitlich verteilten Zahlen nennen das Jahr
1575. Gerahmt wird das Relief von Rollwerkornament, das in frei-
schwingenden Straußfedervoluten ausklingt. Die beiden in Nischen ste-
henden Heiligen sind durch Attribute und Beischriften gekennzeichnet.
Links steht Katharina mit Rad und Schwert, wobei die Buchstaben
„S.CÄ.” die Dargestellte nochmals benennen. Die mit Turm, Kelch und
Kreuz dargestellte Heilige rechts, der die Buchstaben „S.B.” noch beige-
geben sind, ist Barbara. Die Inschrift des Rahmens deutet auf das
Thema des Reliefs hin, das in seiner Abfolge darstellt: Die Erlösung
der Seelen aus dem Fegefeuer, Auferstehung Christi und Gang der
Frauen zum Grabe. Die Umschrift lautet: „REGINA CELI LAETARE
ÄLL.QUIA QUEM MERVISTI PORTÄRE ALL.RESURREXIT SICUT
DIXIT ÄLL.ORA PRO NOBIS DEUM ALLELVIA”.
Die Reliefs des Fußes geben keineswegs eine szenische Abfolge der
Passion. Durch einfache Senkrechten gefeilt, reihen sich Darstellungen
willkürlich gnebeneinander. Es sind dargestellt: Christus am Ölberg,
Dornenkrönung, Geißelung, Ecce Homo vor Kreuz und Leidenswerk-
zeugen, Kreuztragung, Verspottung und Gefangennahme Jesu. In der
Begleitschrift wendet sich Jesus selbst an die Gläubigen mit den Wor-
ten: „ASPICE O HOMO QUI TRANSIS QUIA TU MIHI CAUSA
DOLORIS PRO TE PASUS ITA TU PRO ME TURPIA VITA.I.B.C.F.
C. 1575”.111). Die Fußmitfe schmückt ein von einer Schlange umwunde-
nes Christusmonogramm. Die Qualität dieses silber-getriebenen Re-
113) Die Tatsache, daß Johann Budlinger erst am 12. November 1586
etliche Ältartafeln, darunter auch dieses Stück, der Kirche schenkte, beweist,
daß die Inschrift nicht die des Stifters, sondern die des Eigentümers bedeu-
tet. Also hier auch eine Parallele zu der Bezeichnung nur des Eigentümers
im Fuße des Perlenkreuzes.
114) Johannes Budlinger, Canonicus fieri curavit.
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