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Eggers, Friedrich; Eggers, Karl
Christian Daniel Rauch (Band 1) — Berlin, 1873

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https://doi.org/10.11588/diglit.43146#0066
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Reise nach Rom, 1804—1805.

10—12 Häusern, die von Heerden leben. Den ganzen Berg herunter
war Eis gefroren. Wir nahmen eine Erfrischung und nun wieder
herauf. Mit einem Male lag das freundliche Thal bas vnlloo flach
wie die Meeresfläche vor unseren Augen. Ganz oben, wo das Thal
am flachsten ist, sieht man noch Sion, die Hauptstadt, und zunächst,
aber doch zwei Stunden Entfernung Martigny und das von Dörfern
wimmelnde Thal. Wir blieben daselbst in fröhlicher Gesellschaft."
„Den 25. folgten wir der Rhone, und sahen die dem Staubbach
in Lauterbrunnen ähnliche Kaskade Pissevache, nur 20 mal stärker aber
nicht so hoch und so vertikal stürzend. Aber nun fängt eigentlich das
Schönste, das Angenehmste, das Freundlichste mit dem Romantischen zart
vereint an. Wir kamen nach St. Maurice. Dies hat eine vortreffliche,
sichere und schöne unter einem jähen Felsen liegende Lage. Ist man
durch, dann sieht man von der Stadt wenig; aber die in einem Bogen
gesprengte Nhonebrücke, das Thal, der Felsen bilden eins, der schönsten
Sujets zum vollkommenen Landschaftsstück dar; entzückend schön ists
ununterbrochen bis wo es sich mit der Rhone im Genfer-See verliert.
Wir gingen bis Vauvrier in der Intention dort zu übernachten. Um
^7 Uhr hatten wir schon gegessen. Der Graf hatte die glückliche Idee,
noch eine Stunde bis Bouveret zu machen; dies geschah freilich in der
letzten halben Stunde in der Nacht, wir hatten aber volle Entschädigung.
Unser Wirthshaus in der Form eines Thurmes, von den Wellen bespült,
gab uns die schönste Aussicht über den See, den ewig bewegten, in dem
der Himmel hell sich spiegelt. In der späten Nacht war Mondschein;
bezaubernd Mystisch lag die mir fremde Landschaft da; ich erwachte aus
einem Traum. Mein vom Mondlicht wunderlich beleuchtetes weißes
Bette jagte mich ans Fenster, und ich sah, was man nur am Genfer-
See in einer ähnlichen Herbstnacht sehen kann."
„Am andern Morgen den 26. wollten wir weiter nach Tholon,
aber Vevay lag uns ja gegenüber. Sollten wir nicht an dem Orte
einen schönen Tag verleben, wo der unsterbliche Rousseau ein ganzes
Leben lebte? Wir fuhren hin, und sahen, ich wenigstens, die ganzen
drei Stunden der Ueberfahrt nur ein Bild, welches mir das Rhone-Thal
 
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