Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Eggers, Friedrich; Eggers, Karl
Christian Daniel Rauch (Band 1) — Berlin, 1873

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.43146#0129
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Beim Kronprinzen Ludwig von Boicrn.

111

Donau nach griechischen Maßen und Formen aufrichten ließ, so be-
schäftigte ihn jetzt schon der Plan dazu, und diesen Gedanken seiner
jugendlichen Begeisterung für das Vaterland hat er durch sein ganzes
Leben hindurch festgehalten und mit Beharrlichkeit ausgestaltet. Still
trug er damals noch seinen Plan im Herzen, aber er ließ schon für die
künftige Walhalla Büste nach Büste arbeiten. Daneben war aber auch
bereits der Sammeltrieb für griechische Marmorgebilde in ihm lebendig,
für die er ein Jahr später schon den Bau der Glyptothek beginnen
ließ. Eben war die Nachricht von der Auffindung der Tempelskulp-
tnren von Aegina durch die Welt gegangen. Bekanntlich war es eine
Gesellschaft von deutschen, dänischen und englischen Archäologen*), welche
die Ausgrabung des Tempels unternommen hatten. —
Wie schon früher bei der Ausgrabung des Apollotempels zu Bassä
wurde der Fund nach der Insel Zante gebracht und eine Auction durch
ganz Europa ausgeschrieben. Hier den Engländern zuvorzukommcn,
deren Geld er ohne Frage sehr zu fürchten hatte, war der sehnlichste
Wunsch des Fürsten. Hiermit trat er Rauch entgegen. Daß er in
diesem einen mit den archäologischen Forschungen und Ausgrabungen
Vertrauten fand, der ihm die genaue Beschreibung der aeginetischen
Kunstwerke durch Vermittelung Humboldts versprechen konnte, — das
gewann dem Künstler sofort das ganze Herz des jungen Fürsten. Er
drang in ihn, einige Zeit in München zu bleiben, nach dortigen Ge-
mälden einige Köpfe berühmter Männer zu modelliren; auch bestellte
er die Büste des großen Kurfürsten in Marmor. Es wurde sofort ein
Zimmer neben dem Wohnzimmer des Kronprinzen hergerichtet, denn
es machte ihm das größte Vergnügen, nicht nur dem Arbeiten zuzn-
sehen, sondern sich auch mit dem Künstler über alle seine künstlerischen
Interessen zu unterhalten. Täglich kam er herein; Alles wurde durch-
gesprochen, während Rauch nach einander die Büsten von Anton van
Dyck, Franz Snyders und dem Admiral Tromp modellirte. So er-
zählte ihm Rauch von dem schönen Knaben der Niobe (dem soge-

*) Haller v. Hnllerstein, Lüickh, Cvckcrell.
 
Annotationen