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Eggers, Friedrich; Eggers, Karl
Christian Daniel Rauch (Band 1) — Berlin, 1873

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https://doi.org/10.11588/diglit.43146#0212
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Carrara und Berlin, 1816—1818.

Militärbeamten stammend, hatte er eine sorgfältige Erziehung erhalten
und auch sein künstlerisches Talent hatte unter Karl Kretschmers Leitung
und fleißigem Studium in den Gallerien von Potsdam und Berlin sich
folgerichtig entwickelt. Durch ein Altarbild in der Kirche zu Trebbin
hatte er die Augen des Königs auf sich gezogen und er mußte nicht
nur die Bildnisse des Monarchen und der Heimgegangenen Königin
(Letztere nach der eigenen Anordnung des fürstlichen Gemahls) aus-
führen, sondern erhielt auch den Auftrag, die Bilder zum griechischen,
Kultus in der griechischen Kapelle des Schlosses zu malen. In dieser
Beschäftigung traf ihn der Krieg von 1813, und es war, wie oben er-
zählt worden, seinem Naturell gemäß, als Freiwilliger die Waffen zur
Hand zu nehmen. So sah er Paris und erkannte, welch' ein reiches
Feld der Studien für ihn geöffnet sein würde. Es bildete sich der
Wunsch, es benutzen zu dürfen. Vorerst aber eilte er nach geschlossenem
Frieden heim, um pflichtgetreu die Ausschmückung der Kapelle zu voll-
enden. Als aber der letzte Akt des napoleonischen Dramas ihn 1815
— diesmal als Adjutanten im Generalstabe des Grafen von Witten-
berg — wieder nach Paris führte, blieb er vom August 1815 bis zum
Mai 1817 dort und begab sich unter Baron Gros' besondere Leitung.
Damals wäre er lieber gleich nach Italien gegangen; aber der
König war der Ansicht, daß er in Paris erst noch genug lernen könne,
und befahl den längern Aufenthalt dort, erlaubte jedoch, daß er nach
sechs Monaten die Sache wieder in Anregung bringen dürfe. Wach be-
trachtete Paris als Vorbereitung und bemerkte wohl, daß das Hand-
werkliche in der Kunst von den Franzosen vortrefflich zu erlernen sei, wenn
auch nicht das, was Niemand lehren kann. „Ihre Sorgsamkeit" — schrieb
er damals (den 24. April 1816) an Rauch — „und ihre Genauigkeit im
Studium der Natur und der alten Monumente hat gerade durch Eifer
und die Hitze, mit der das Volk Alles treibt, ihnen eine gewisse Beur-
theilung aller Gemälde und Kunstwerke gegeben, daß man in dieser
Hinsicht viel von ihnen lernen kann. Das Studium der Natur in
dem Atelier ist sehr gut eingerichtet und besonders unter Davids Auf-
sicht, der so erschrecklich schwer zu befriedigen ist, ganz erstaunend unter-
 
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