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Blüchcrdenkmal für Brcslail, 1819—1827.
äußeren Grenzen nicht ganz verständlich sind, da kann eine Umgebung
von Heller freier Luft uicht wohtthütig wirken und eine Mantelstatue
wird von der Rückseite immer, in der Ferne aber auch vou der Vorder-
seite uud deu Flanken als unförmlicher Klotz erscheinen. Bei den
Alten wurden nur mehreutheils nackte Statuen ganz frei gestellt.'
'Mein Vorschlag wäre demnach, die Statue Blücher's ans
Bronze in eine Nische von schönem schlesischen Mormor zu stellen.
Diese Nische könnte entweder an der Hauptfront eines dazu geeig-
neten und wohlgelegenen öffentlichen Gebäudes angebracht, oder eigens
frei dazu errichtet werden, wo sie dann mit einiger Architektur um-
geben, den Charakter eines Ehrenbogens annehmen müßte.' -
Es nimmt uns nicht Wunder, daß der geistvollste Architekt, da
seine Kunst ja mehr wie jede andere auf eine ideale Formen-Sprache
hingewiesen ist, deren Gesetze auch auf die Tochterkünste anzuweuden
sucht, so wenig es uns aufsiel, wie Goethe zu ganz ähnlichen Er-
gebnissen gelangte, in Anwendung der Gesetze der Dichtkunst, welche
ebenso gewohnt ist, reale Anschauungen in ideale Bilder zu übertra-
gen; aber vor dem Auge des berufenen plastischen Künstlers hielten
diese Anschauungen aus anderen Kuustgebieteu nicht Stand.
Das, was Rauch bereits bei den Denkmälern von Bülow und
Scharnhorst versuchte, der wirklichen Tracht der Zeit durch Mit-
wirkung des wirklich getragenen Reitermantels zu einer Formenschön-
heil zu verhelfen, wie die Antike sie schuf, ist offenbar beim Bres-
lauer Blücher in noch höheren: Maße wenigstens angestrebt. Die
Uniformstücke sind beibehalten, aber ihre Bedeutung als die militä-
rische Tracht der Zeit ist dein Prinzip der idealen Gewandung ge-
opfert: am Rumpf bleibt nur ein Stück des Rockes sichtbar in der
Wirkung einer Tunika*), während der Reitermantel in freier Ver-
wendung von Togamotiven drapirt ist. Noch einen Schritt weiter
*) Ob Rauch seine Bezeichnung als Autor des Werkes und die Jahres-
zahl an einer sonst nicht gewöhnlichen. Stelle, nämlich am unteren Ende des
Rockschosses, ziemlich breitlaufeud anbrachte, um ohne Anstoß gegen den Schnitt
der Kleidnng in doch erlaubter Weise die Wirkung eines Tnnika-Saumes zu er-
zielen? -
Blüchcrdenkmal für Brcslail, 1819—1827.
äußeren Grenzen nicht ganz verständlich sind, da kann eine Umgebung
von Heller freier Luft uicht wohtthütig wirken und eine Mantelstatue
wird von der Rückseite immer, in der Ferne aber auch vou der Vorder-
seite uud deu Flanken als unförmlicher Klotz erscheinen. Bei den
Alten wurden nur mehreutheils nackte Statuen ganz frei gestellt.'
'Mein Vorschlag wäre demnach, die Statue Blücher's ans
Bronze in eine Nische von schönem schlesischen Mormor zu stellen.
Diese Nische könnte entweder an der Hauptfront eines dazu geeig-
neten und wohlgelegenen öffentlichen Gebäudes angebracht, oder eigens
frei dazu errichtet werden, wo sie dann mit einiger Architektur um-
geben, den Charakter eines Ehrenbogens annehmen müßte.' -
Es nimmt uns nicht Wunder, daß der geistvollste Architekt, da
seine Kunst ja mehr wie jede andere auf eine ideale Formen-Sprache
hingewiesen ist, deren Gesetze auch auf die Tochterkünste anzuweuden
sucht, so wenig es uns aufsiel, wie Goethe zu ganz ähnlichen Er-
gebnissen gelangte, in Anwendung der Gesetze der Dichtkunst, welche
ebenso gewohnt ist, reale Anschauungen in ideale Bilder zu übertra-
gen; aber vor dem Auge des berufenen plastischen Künstlers hielten
diese Anschauungen aus anderen Kuustgebieteu nicht Stand.
Das, was Rauch bereits bei den Denkmälern von Bülow und
Scharnhorst versuchte, der wirklichen Tracht der Zeit durch Mit-
wirkung des wirklich getragenen Reitermantels zu einer Formenschön-
heil zu verhelfen, wie die Antike sie schuf, ist offenbar beim Bres-
lauer Blücher in noch höheren: Maße wenigstens angestrebt. Die
Uniformstücke sind beibehalten, aber ihre Bedeutung als die militä-
rische Tracht der Zeit ist dein Prinzip der idealen Gewandung ge-
opfert: am Rumpf bleibt nur ein Stück des Rockes sichtbar in der
Wirkung einer Tunika*), während der Reitermantel in freier Ver-
wendung von Togamotiven drapirt ist. Noch einen Schritt weiter
*) Ob Rauch seine Bezeichnung als Autor des Werkes und die Jahres-
zahl an einer sonst nicht gewöhnlichen. Stelle, nämlich am unteren Ende des
Rockschosses, ziemlich breitlaufeud anbrachte, um ohne Anstoß gegen den Schnitt
der Kleidnng in doch erlaubter Weise die Wirkung eines Tnnika-Saumes zu er-
zielen? -