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Eggers, Friedrich; Eggers, Karl
Christian Daniel Rauch (Band 2) — Berlin, 1878

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https://doi.org/10.11588/diglit.43147#0260
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Schloß Tegel und die Humboldl's, 1820 — 1835.

Im Februar 1833 in einer Gesellschaft bei Beuth nahm Rauch
zuerst wahr, wie Humboldt körperlich geschwächt uud geistig theil-
uahmloser erschien, so daß er die Befürchtung der schnellen Näherung
zum Grabe seinem Tagebuche auvertraut. Aber das schon früher be-
suchte Seebad Norderney versagte im folgenden Sommer seine Dienste
nicht, und am 2. Januar des nächsten Jahres konnte Ranch an seinem
58sten Geburtstage alle Humboldl's, Hedemann's, und die Bülow
mit Schinkel und Nikolovius, Schleiermacher und Raumer
fröhlich bei sich vereint sehen. — Im kommenden Sommer jedoch blieb
Humboldt an Tegel gebannt, und der nächste Frühling rief ihn auf
immer ans dem Schlosse in den Park nnter die Säule der Hoffnung.
Rauch war am 8. April nach dem kranken Freunde zu sehen mit
Wach nach Tegel hinausgefahren, — Üvo fonst viele schöne Jahre
hindurch die Freude und geistiger Genuß jeder Art, diesmal aber tief-
ster Schmerz aller Anwesenden uns empfing. — Wir erlebten die
Todesstunde des vieljährigen Freundes.-Wir gingen in der Allee
zum Kruge hin spazieren zu unseren Wagen: Alexander begleitete uns;
von der Höhe des Gitters rief man ihn und wir ahnten das Schlimmste.
Er wollte eilen und konnte nicht, mußte stille stehen, nm wieder Kraft
zum nächsten Schritte zu gewinnen. — Ein Jammer auch diesen, im-
mer gleich kräftigen rüstigen Körper und Geist dergestalt geknickt zu
sehen! — Der Minister Wilhelm von Hnmboldt verschied in die-
sem Angenblick, Abends 6 Uhr. Früher meine liebevollste Stütze,
mein Alles, später der theilnehmendste Freund bis an sein Ende?
Dann erinnert er sich des ersten Verkehrs in Rom 1805, wie ihm zn
Mnthe war, als er sich, im Bewußtsein lückenhafter Schulbildung, gei-
stig so hochstehenden Personen so nahe gerückt sah. 'Hnmboldt war
immer freundlich, indirekt schonend, belehrend, niemals erfahr ich eine
Beschämung von ihn:. Der Bruder traf in demselben Sommer mit
Pariser Freunden ans Amerika auch in Renn ein, und erinnere ich
mich meines Erstaunens über Alles, was ich in dieser Zeit, zu jeder
Stnnde, im Zimmer wie im Freien, in den Sammlungen, bei den
alten Manern n. s. w. hörte, und was ich wünschte dadurch zn lernen,
wenn die Fähigkeit der Aufnahme eS zngelassen hätte. Ich genoß von da
 
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